Arbeiter klagt nach Wienfluss-Sturzflut

Einer der drei am Dienstag von einer Sturzflut im Wienfluss mitgerissenen Arbeiter fordert Schmerzengeld. Er sei zu spät gewarnt worden, lautet der Vorwurf. Die Stadt Wien und die Zentralanstalt für Meteorologie widersprechen.

„Meinem Klienten geht es nach wie vor sehr schlecht. Er hat durch das Schmutzwasser eine Infektion erlitten. Vor allem aber geht es ihm seelisch sehr schlecht (...) Er ist psychisch völlig am Boden zerstört“. Mit diesen Worten begründete Rechtsanwältin Astrid Wagner gegenüber „Wien heute“ das juristische Vorgehen. Sie vertritt einen der drei Arbeiter.

Menschlicher oder organisatorischer Fehler möglich

Irgendwo müsse ein Fehler passiert sein, so Wagner weiter. Das könne ein persönlicher Fehler eines Beamten oder eines Angestellten sein, oder es könne sich auch um ein Organisationsverschulden handeln. Es könnte hier offensichtlich nicht Vorsorge getroffen worden sein, dass entsprechende Informationen an die Arbeiter weiter geleitet wurden und Menschen so in Lebensgefahr gebracht worden sind.

Astrid Wagner, Rechtsanwältin

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Astrid Wagner, Rechtsanwältin

Ihr Mandant sagt, dass es keine Vorwarnung gegeben habe. Er erinnert sich demnach an einen kalten Luftzug, dann sei das Wasser schon gekommen. Die Arbeiter hätten sich mit letzter Kraft retten können. Um über die Höhe von Schmerzengeld-Forderungen zu sprechen oder irgendjemandem Schuld zuzuweisen, sei es jetzt noch zu früh, sagte Wagner: „Tatsache ist, dass mein Mandant einerseits körperliche Verletzungen, Abschürfungen, und eine Infektion erlitten hat und ihm auch wegen seiner Traumatisierung Schmerzengeld zusteht.“

ZAMG-Warnung um 11.27 Uhr

Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde am Dienstag routinemäßig vor starken Niederschlägen gewarnt: „Wir warnen die MA 45 am Vormittag vor Starkniederschlagsereignissen am Nachmittag. Wir arbeiten ausschließlich mit der MA 45 zusammen. Was mit dieser Information passiert, dafür sind wir nicht zuständig“, sagte Thomas Krennert von der ZAMG. Ein genauer Zeitpunkt lasse sich nicht prognostizieren, eine Gewitterzelle etwa bilde sich innerhalb von fünf Minuten.

MA 45 warnte Arbeiter um 13.30 Uhr

Die MA 45 ist für Warnungen betreffend den Wienfluss zuständig. Schriftlich heißt es gegenüber „Wien heute“, dass die MA 45 die Wetterwarnung der ZAMG um 11.25 Uhr erhalten habe. Der Niederschlag sei für ca. 16.00 bis 18.00 Uhr und als „nicht so schlimm“ vorhergesagt worden. Um 12.37 Uhr war demnach der Wienfluss-Radweg gesperrt. Die Arbeiter seien um 13.30 Uhr gewarnt worden, also eigentlich rund zweieinhalb Stunden vor dem prognostizierten Beginn des Niederschlags.

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 13.7.2018, 19.00 Uhr, ORF 2

Das Gewitter ist aber früher gekommen und stärker als erwartet ausgefallen. Es habe bis zu 40 Liter pro Stunde geregnet. Wien sei bei so großen Regenmengen besonders sensibel, denn im Stadtgebiet kann Wasser nur schwer versickern. Das habe zu dem raschen Wasseranstieg geführt. Die MA 45 betont, ihre Routinen nachweislich ordnungsgemäß durchgeführt zu haben: „Es war schlicht und ergreifend eine Wetterkapriole, für die weder die ZAMG noch wir verantwortlich zu machen sind. Unsere Sicherheitsvorkehrungen sind sehr hoch“, hieß es.

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