Politiker setzen sich für Fiaker ein

Hitzeperioden bringen auch immer wieder die Diskussion über die Fiakerpferde neu auf. Jetzt hat sich eine neue Initiative aus SPÖ-, ÖVP- und FPÖ-Vertretern formiert, die sich für den Erhalt der Fiaker als „Kulturgut“ einsetzt.

Bezirkspolitiker von FPÖ und SPÖ machen gemeinsame Sache und setzen sich für den Erhalt der Fiaker ein. Auch Christian Gerzabek, der ÖVP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Hietzing, der nebenbei eine Fahrlizenz hat, sieht das Traditionsgewerbe bedroht. „Es wird immer wieder gefordert, dass die Fiaker aus der Stadt verschwinden. Es sei nicht mehr zeitgemäß und Tierquälerei. Ich glaube, da würde ein großes Stück Wien verloren gehen“, sagte Gerzabek gegenüber „Wien heute“.

Neue Initiative "Pro Fiaker Kultur" in Wien gegründet

ORF

Die neue Initiative will die Fiaker in Wien erhalten

Der neuen parteiübergreifenden Initiative „Pro Fiaker Kultur“ geht es um ein klares Bekenntnis der Stadt zu den Fiakern. Auch die Bezirksvorsteher von Simmering und der Donaustadt, in denen Fiaker-Rundfahrten eher die Ausnahme sind, setzen sich dafür ein. „In der Donaustadt gibt es unheimlich viele Pferde. Der Schutz der Tiere ist natürlich ein wichtiges Thema. Viele Pferde in der Donaustadt brauchen auch den Schutz, nicht nur die Fiaker in der Innenstadt“, sagt der Bezirksvorsteher der Donaustadt, Ernst Nevrivy (SPÖ).

Grüne und Tierschützer wollen hitzefrei ab 30 Grad

Nach geltendem Gesetz bekommen Fiakerpferde in Wien ab 35 Grad hitzefrei. Die Grünen wollen nun eine Grenze von 30 Grad durchsetzen - obwohl man vor zwei Jahren als Regierungspartei die jetzige Regelung gemeinsam mit der SPÖ beschlossen hat. Man könne doch noch einmal verhandeln, so Grün-Mandatar Rüdiger Maresch am Freitag am Rande einer Medienaktion des Grünen Tierschutzforums.

Erst einmal hitzefrei

Das hitzebedingte Betriebsverbot wurde seit Inkrafttreten im Jahr 2016 erst ein Mal schlagend: Am 1. August 2017 wurden in der City 35,4 Grad gemessen. Trotz jüngst andauernder Hochsommertemperaturen war es heuer in der City noch nicht heiß genug - was sich in den kommenden Tagen noch ändern könnte.

Forderungen nach einem Betriebsverbot schon unter 35 Grad gibt es regelmäßig auch von Tierschützern - wobei die Organisation Vier Pfoten am Freitag zudem forderte, Kutschenfahrten ausschließlich im Grünen stattfinden zu lassen. „Pferde haben im Stadtgebiet absolut nichts verloren“, hieß es in einer Aussendung.

Der Verein gegen Tierfabriken (VgT) pocht ebenfalls auf eine 30-Grad-Marke, sieht aber auch Probleme bei der aktuellen 35-Grad-Regelung: „Die relevante Messstation der ZAMG ist zwar eine verlässliche Quelle, misst aber nur die Schattentemperatur in der Inneren Stadt. Die Pferde stehen aber stundenlang in der prallen Sonne, der Asphalt reflektiert die Hitze und lässt die Bodentemperatur extrem ansteigen“, betonte der VgT kürzlich.

Ein Fiaker-Pferd trinkt Wasser aus einem Schlauch am Michaelerplatz in Wien am Dienstag, 01. August 2017

APA/Hochmuth

Hitzefrei für Fiaker: Rot-grüne 35-Grad-Regelung seit Sommer 2016 in Kraft

„Wir sind dem Pferdeschutz verpflichtet“

Für die neue Fiakerinitiative sind die Forderungen absurd. „Das ist, wie wenn ich einen Eisbären im Winter ins Wohnzimmer holen will. Pferde sind Steppentiere, die können damit umgehen. Wir sind dem Pferdeschutz verpflichtet“, sagt Werner Kaizar, der Initiator von „Pro Fiaker Kultur“.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 7.8.2018, 19.00 Uhr in ORF2 und danach in tvthek.ORF.at

Weil die Fiaker in Wien schon immer ortstypisch gewesen seien, sollen sie auch immaterielles Weltkulturerbe werden, wünscht sich die neue Initiative. „Ein Fiaker gehört zu Wien. Das ist Tradition, das ist Geschichte, und ich glaube, wir sind der Geschichte auch verpflichtet, dass man so etwas aufrechterhält“, sagte der Bezirksvorsteher von Simmering, Paul Stadler (FPÖ).

Die Mitglieder der Initiative verstehen sich als Anwälte der Fiaker, die zwar politisch getrennte Wege gehen, aber gemeinsam für ein Gütesiegel sind. „Dass man die Betriebe genau kontrolliert, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und eventuell auch Sonnensegel installiert“ würden, erwähnte Stadler. Die Initiative will zudem einen Tränkplatz beim Rathaus.

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