Jüdisches Museum „in jeder Hinsicht neu“

Das Jüdische Museum ist nach dem Umbau erstmals am Montag der Öffentlichkeit präsentiert worden. Direktorin Danielle Spera sprach von einem „in jeder Hinsicht neu gestalteten Haus“. Die erste Ausstellung widmet sich „100 Jahre Hollywood“.

Die Umbauarbeiten im Palais Eskeles in der Dorotheergasse waren umfangreich. Die Fassade wurde saniert, der Eingang verlegt und neue Ausstellungsräume geschaffen. Auch Wände wurden eingerissen, damit das Besucherfoyer größer wird. Cafe und Buchhandlung wurden renoviert. Neue Aufzüge bringen die Besucher unter anderem zum Schaudepot, wo jetzt Schätze aus der Sammlung gezeigt werden. Besucher, die sich über das jüdische Leben in Wien informieren wollen, können sich ab 19. Oktober an einem eigenen Servicedesk informieren.

Jüdisches Museum neu saniert

Jüdisches Museum

Jüdisches Museum erstrahlt in neuem Glanz

2,6 Millionen in Umbau investiert

Das neue Schaudepot ist wie das Atelier als fixer Teil der neuen Dauerausstellung konzipiert. Diese soll im Herbst 2012 starten, Experten und Publikum sollen in die Planung eingebunden werden. "Wir haben den pädagogischen Bereich zum Ausstellungsraum gemacht, in dem die Rituale in einem jüdischen Leben anhand von Museums-, aber auch Alltagsobjekten dargestellt werden, sagte Direktorin Danielle Spera. Erstmals werden auch die Persönlichkeiten vorgestellt, denen die Sammlungen zu verdanken sind, etwa Max Berger und Martin Schlaff.

In den Umbau des jüdischen Museums flossen insgesamt 2,6 Millionen Euro. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) sieht das Haus nun „auf dem letzten Stand moderner Museumsführung. Auch das neue Atelier für Kinder im Museum ist ein sichtbarer Ausdruck für die Öffnung des Museums, die Einbindung der Besucherinnen und markieren ein verstärktes Zugehen auf die Menschen, die sich für die jüdische Religion, Geschichte und Kultur interessieren.“

Ausstellung zu „100 Jahre Hollywood“

Ganz ohne Ausstellung geht es zur Eröffnung aber dann doch nicht. Und so präsentiert das Jüdische Museum „Bigger Than Life - 100 Jahre Hollywood“. Die Schau dreht sich unter anderem um die meist jüdischen Gründer der großen US-Filmstudios. Es waren vor allem Emigranten aus Ost- und Mitteleuropa, die die Traumfabrik Hollywood begründeten. „Wir haben Meilensteine der Filmgeschichte mit der europäisch-jüdischen Erfahrung in Beziehung gesetzt“, sagte Kurator Werner Hanak-Lettner.

Bildershow: Einblicke in das sanierte Museum

Zur Vorbereitung der Schau nahm das Museum Kontakt zu den Familien der Studiogründer in Hollywood auf. Zu sehen sind Filmplakate aus der Stummfilmzeit und zahlreiche Exponate, darunter ein Sessel aus Rick’s American Cafe aus dem Film „Casablanca“ und eine Zigarrenbox von Paramount-Gründer Adolph Zukor. Viennale-Präsident Eric Pleskow stellt die Oscars zur Verfügung, die er für die Filme „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Rocky“ und „Der Stadtneurotiker“ gewonnen hat.

Werke jüdischer Fotografen im Herbst 2012

Im Haupthaus des Jüdischen Museums geht das Ausstellungsprogramm ab Oktober 2012 mit einer Schau von Werken jüdischer Fotografinnen in Wien ab 2012 weiter. Dabei wird der Frage nachgegangen, warum außergewöhnlich viele jüdische Frauen aus meist wohlhabenden Familien diesen Beruf gewählt haben. Die Ausstellung zeigt auch den Weg von Fotografinnen im Exil.

Im Museum Judenplatz ist als nächste Ausstellung eine Kunstinstallation von Zenita Komad mit dem Titel „Spirituality is not shopping“ geplant, im nächsten Jahr wird die Schau „Jüdische Genies - so entstanden Warhols Juden“ zu sehen sein.

Hologramme hinterließen Scherbenhaufen

Auch wenn jetzt das Jüdische Museum bald wiedereröffnet wird, der heftige Streit nach der Zerstörung der alten Dauerausstellung ist noch nicht vergessen. Dabei ging es um 21 großformatige, aus Sicherheitsglas und dazwischen liegender Folie bestehende Hologramme. Auf ihnen waren jüdische Ritualgegenstände, Personen und Synagogen zu sehen gewesen. Ursprünglich hätten die Platten ins Depot kommen sollen. Spera versicherte dann aber, ein Erhalt der Objekte sei nicht möglich.

Die Zerstörung löste jedenfalls eine Welle von Protesten aus. In einem offenen Brief, unterzeichnet auch von Mitarbeitern internationaler jüdischer Museen, setzte es heftige Kritik. Die Hologramme hätten zu den bemerkenswertesten Präsentationen jüdischer Geschichte gehört. Ausgelöst wurde die Debatte durch Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek, die Fotos der zerstörten Hologramme veröffentlichte. Ihr Dienstvertrag wurde später „im beiderseitigen Einverständnis“ gelöst. Auch Prokurist Peter Menasse zog aus der Affäre Konsequenzen und trat zurück.

Link: