Gerald Matt vor Karenzierung?

Der Chef der Wiener Kunsthalle, Gerald Matt, soll karenziert werden. Das berichtet der „Kurier“ in seiner Donnerstag-Ausgabe und beruft sich dabei auf „gut unterrichtete Quellen“. Matt selber betonte laut „Presse“ allerdings, „sicher nicht“ in Karenz gehen zu wollen.

Dem „Kurier“-Bericht zufolge soll Matt für vier Monate in Karenz geschickt werden, ob mit Bezügen oder ohne sei derzeit noch unklar. Als interimistische Leitung sei der Leiter des KunstHauses Wien, Franz Patay, vorgesehen. So solle Zeit gefunden werden, die Vorwürfe gegen Matt zu klären.

Statt des Vereins soll künftig eine GmbH die Federführung haben, hieß es weiters. Demnach soll im Aufsichtsrat unter anderem der bisherige Kunsthallen-Vizepräsident, Ottakringer-Chef Siegfried Menz, sitzen. Der Präsident des bisherigen Kunsthallen-Vorstandes, Thomas Häusle, „wurde nicht zur Pressekonferenz eingeladen“, betonte dieser gegenüber dem „Kurier“.

Kunsthalle-Direktor Gerald Matt im April 2011 bei einer Pressekonferenz in Wien

APA/Herbert Neubauer

„Gehe sicher nicht in Karenz“

Matt dementierte allerdings, unmittelbar vor einer Karenzierung zu stehen. „Ich gehe sicher nicht in Karenz“, wird Matt in der „Presse“ (Donnerstag-Ausgabe) zitiert. Bei einer Suspendierung werde er „alle rechtlichen Mittel ergreifen“, um das zu verhindern. Darüber, ob seine Funktion in anderer Form ruhend gestellt werde, wollte der derzeit in den USA befindliche Kunsthallen-Leiter gegenüber der APA keine Stellungnahme abgeben.

Keine offizielle Bestätigung

Bestätigungen für eine Karenzierung Matts gab es Mittwochabend jedenfalls nicht. Sowohl das Büro des Kulturstadtrats als auch die Kunsthalle schwiegen dazu laut „Kurier“. Verwiesen wurde lediglich auf die für Freitag angesetzte Bekanntgabe der geplanten Neustrukturierung durch die rot-grüne Stadtkoalition.

Private Dienstleistungen über Kunsthalle verrechnet?

Im Nachrichtenmagazin „profil“ waren Vorwürfe gegen Gerald Matt veröffentlicht worden. Matt soll in den Jahren von 1998 bis 2005 private Dienstleistungen über das Ausstellungshaus verrechnet haben. Einzelne Zeugen berichteten von regelmäßigen Transporten privater Möbel sowie Einbauten und Reparaturarbeiten an Matts Autos, die im Rahmen monatlicher Abrechnungen vom Verein Kunsthalle Wien bezahlt worden seien. Die Kunsthalle hatte die Vorwürfe gegen Gerald Matt zurückgewiesen.

Erneuerung schon seit einiger Zeit Thema

Schon seit längerem war aber von politischer Seite eine strukturelle Erneuerung der Kunsthalle Wien angekündigt worden. Am Freitag soll sie von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und Klaus Werner-Lobo, dem Kultursprecher der Grünen, präsentiert werden. Offenbar wurden auch die personellen Weichenstellungen bereits gestellt. „Anwesend werden auch VertreterInnen der neuen Organisationsstruktur sein“, hieß es in der Ankündigung für den Termin am 2. Dezember.

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Eine Neustrukturierung der Kunsthalle Wien wurde im Zuge von Vorwürfen gegen die Amtsführung Matts immer wieder gefordert. Dem Vorstand des Vereins Kunsthalle rund um Präsident Thomas Häusle war dabei verschiedentlich vorgeworfen worden, zu sehr auf der Seite des Direktors zu stehen und seine Kontrollfunktionen zu wenig wahrzunehmen. Auch ein stärkeres Durchgriffsrecht der Politik war urgiert worden.

Die Kunsthalle und ihr Vorstand wiesen die Anschuldigungen immer wieder zurück und erhoben ihrerseits Vorwürfe gegen die Kritiker. So wurde etwa der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, angezeigt.

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