WKR-Ball: 21 Festnahmen bei Demo
Ein Großaufgebot an Polizisten hatte das Gelände um die Hofburg weiträumig abgesperrt, die Ballbesucher betraten die Festräume über den Josefsplatz. Damit sollte ein Zusammentreffen mit den Demonstranten verhindert werden - mehr dazu in news.ORF.at.
Polizei im Großeinsatz
Die Aktivisten versuchten immer wieder, die kleineren Lücken der Polizeiabsperrung zu überbrücken. In der Herrengasse wurden zwei Busse blockiert, die Polizisten mussten die Besucher aus den Fahrzeugen in Richtung des Balles eskortieren, um einen Zusammenstoß mit den Demonstranten zu verhindern.
HERBERT P. OCZERET
Veranstalter: Bis zu 10.000 Demonstranten
Unterdessen ging am Heldenplatz die Gegenkundgebung über die Bühne. Die Teilnehmerzahl divergierte zwischen Veranstalterangaben - sie sprachen in Aussendungen von 8.000 bis 10.000 - und Polizei - demnach 2.500 - recht stark. Den Veranstaltern ging jedenfalls für einige Zeit der Saft aus: Der Generator gab seinen Geist auf, die Verstärkeranlage hatte keinen Strom.
Debatte: WKR-Ball: Viel Lärm um nichts?
Durch das vorzeitige Ende der Kundgebung versuchten offenbar einige Teilnehmer, in der Innenstadt Gäste am Besuch des Balls zu hindern. Neun Personen wurden wegen gerichtlich strafbarer Handlungen festgenommen, ihnen wird laut Polizei Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt sowie Gefährdung durch Sprengmittel vorgeworfen. Bei einem Tatverdächtigen wurde ein Sprengsatz in Dosensatz gefunden. Elf Personen wurden wegen Sachbeschädigung festgenommen.
Kritik an der Polizei übten am Samstag sowohl Demonstranten als auch Veranstalter. Die Polizei habe eine gesicherte Zufahrt der Ballgäste zur Hofburg nicht gewährleisten können, meinte Ballorganisator Udo Guggenbichler. Vom Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft hieß es dagegen: „Dass ein erleichterter Zugang zur Hofburg wichtiger gewertet wird als ein legitimer Protest, ist empörend.“
APA/Neubauer
Lange Liste von Unterstützern
Die Liste der Unterstützer der Kundgebung gegen den seit Jahren umstrittenen Ball war lang und reichte von den Grünen über die Evangelische Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) und die Katholische Aktion bis hin zu ÖGB, SPÖ und diversen NGOs.
WKR: 21 Studentenverbindungen
Der WKR ist der Zusammenschluss der farbentragenden Wiener Hochschulkorporationen. Von den derzeit 21 Mitgliedsorganisationen sind der Großteil schlagende Verbindungen.
Dass die Demonstration unter dem Motto „Jetzt Zeichen setzen“ - „gegen Rechtsextremismus und WKR-Ball“ - nun erstmals vor den Toren des Kongresszentrums der Hofburg erlaubt war, freute den Sprecher der Veranstalterplattform, Nikolaus Kunrath, jedenfalls. Berichte über gewaltbereite Demotouristen, die quasi zwecks Veranstaltung eines kleinen Chaos-Tages nach Wien reisen könnten, wies Kunrath ebenso wie die Sprecherin der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), ebenfalls mit an Bord an der Plattform, zurück.
ORF/Werner Trinker
„Anonymous“ hackte Homepage
Einen virtuellen Angriff gab es Freitagnachmittag auf die Homepage des Wiener Korporationsringes. Die Hackergruppe „Anonymous“ stellte auf der WKR-Startseite auf rotem Grund das Logo der Hacker, ein blaues Pony und das Sowjetwappen online. Nicht gehackt wurde die Seite des Balls selbst. Dort wurde nach wie vor zur Burschenschafter-Veranstaltung eingeladen.
APA/Schlager
Holocaust-Gedenken im Schatten des WKR-Balls
Die Demo am Abend war nicht die einzige Veranstaltung, die ganze Woche schon wurde eine „Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus“ ausgerufen. Am Freitagvormittag fand auf dem Heldenplatz eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz statt. Dass der WKR-Ball an diesem Datum stattfindet, wurde als besonderer Affront betrachtet - mehr dazu in Holocaust-Gedenken auf Heldenplatz.
APA/Fayer
Strache hielt Festrede
Am Ball haben rund 3.000 Gäste teilgenommen. „Wir werden auch in Zukunft Bälle veranstalten, ob es anderen gefällt oder nicht“, meinte Organisator Udo Guggenbichler in seiner Begrüßung.
Festredner war FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. „Wir haben heute ein wundervolles kulturelles Fest, das wir uns nicht nehmen lassen“, meinte dieser im Hinblick auf die Demonstrationen gegen die Veranstaltung und betonte: „Wir sind anständige Demokraten.“
TV-Hinweis
Am Mittwochabend sind im Club 2 Befürworter und Gegner des Balls aufeinandergetroffen - die hitzige Diskussion können Sie online Nachsehen.
Die Ball-Veranstalter hatten schon im Vorfeld betont, keine „rechtsextrem durchsetzte Vereinigung“ zu sein. Dass sich in den vergangenen Jahren auch rechtskräftig verurteilte Wiederbetätiger und Neonazis im Balltreiben getummelt haben sollen, wollte man nicht kommentieren.
Letzter WKR-Ball in der Hofburg
Erstmals war heuer zu dem Ball zumindest die Austria Presse Agentur zugelassen, weitere Journalisten blieben allerdings ausgeschlossen. Fest steht, dass es die letzte Veranstaltung dieser Art in der Hofburg sein wird, wie die Betreiber der Location angekündigt haben - mehr dazu in Letzter Korporationsball in der Hofburg.
Links:
- WKR-Ball: Schlagabtausch FPÖ-Grüne (wien.ORF.at; 23.1.12)
- „Wiener Ball“ kein Kulturerbe mehr (wien.ORF.at; 19.1.12)
- WKR-Ball: Heeres-Uniformen verboten (wien.ORF.at; 12.1.12)
- „Jetzt Zeichen setzen“-Homepage
- Wiener Korporations-Ring