Jungwirth-Prozess auf 3. Juli vertagt

Der Untreueprozess gegen den ehemaligen ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth am Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch auf 3. Juli vertagt worden. Bis dahin soll ein Geldflussgutachten erstellt werden.

Jungwirth soll laut Anklage zwischen Anfang 2003 und Februar 2009 von Konten des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) persönlich mit Hilfe seiner langjährigen Stellvertreterin und eines abgesondert verfolgten ehemaligen ÖOC-Kassiers rund 2,78 Mio. bar behoben beziehungsweise auf seine Konten transferiert und für private Zwecke verwendet haben.

Zeugen werden noch befragt

Um diese Geldflüsse zu überprüfen, wird nun noch ein Gutachten erstellt. Außerdem stehen noch Einvernahmen von Zeugen auf der Tagesordnung, die an den ersten drei Prozesstagen verhindert waren.

Jungwirth vor Gericht

APA/ROLAND SCHLAGER

Jungwirth steht am 3. Juli wieder vor Gericht

Vorwurf: „Vermengung von Privat- und Vereinssphäre“

Am dritten Prozesstag wurde zunächst ein nach Bekanntwerden der finanziellen Ungereimtheiten im Jahr 2009 eingesetzter Wirtschaftsprüfer befragt. Die Prüfung umfasste allerdings nur Teilbereiche wie Telefon- und Reiseabrechnungen sowie den Fuhrpark. Für diese könne er aber sagen, dass es in der lediglich „rudimentär“ geführten Buchhaltung zwischen 2005 und 2008 zu „Unplausibilitäten und der Vermengung von Privat- und Vereinssphäre“ gekommen sei, führte der Finanzspezialist aus.

Die Buchhaltung sei seiner Meinung nach nicht sauber geführt worden. Man sei etwa auf doppelt verbuchte Pro-forma-Rechnungen und gefälschte Belege für Flüge sowie eine schwer nachvollziehbare Nutzung des Fuhrparks gestoßen. So soll etwa ein Audi A6 mit der Begründung angeschafft worden sein, damit einen ebenfalls vorhandenen Audi A8 „zu schonen“. Jungwirth reagierte auf die Ausführungen mehrfach mit energischem Kopfschütteln und bestritt die angeblich mangelhafte Buchführung.

Buchhaltung fehlt bis 2005

Das Rätsel um das Verschwinden der gesamten Buchhaltung bis 2005 konnte auch am dritten Prozesstag nicht gelöst werden. Das Fehlen der Belege sei nach Jungwirths Ausscheiden im ÖOC aufgrund der Beschäftigung mit anderen Themen - darunter die Winterspiele 2010 - zunächst nicht aufgefallen, hieß es. Erst bei späteren Nachforschungen sei es bemerkt worden.

Wallner: Kein Wissen über Schwarzgeldkonto

Die Staatsanwaltschaft sprach beim Prozessauftakt von „geplantem und gezieltem kriminellen Handeln“. Jungwirth und die Mitangeklagte bekannten sich nicht schuldig - mehr dazu in Prozess gegen Ex-ÖOC-General gestartet.

Ex-ÖOC-Präsident Leo Wallner wies am Dienstag im Prozess die Aussagen seines langjährigen Generalsekretär zurück, dass er von einem „Schwarzgeldkonto“ gewusst habe. Das von Jungwirth für mutmaßliche Malversationen in Millionenhöhe verwendete ÖOC-Konto sei ein „ganz normales Konto, wie viele andere gewesen“. Auch von der Verwendung von ÖOC-Geldern für private Zwecke durch Jungwirth habe er keine Kenntnis gehabt, sagte der Langzeitpräsident des ÖOC.