Fahrradkennzeichen: Ministerium prüft

Das Verkehrsministerium wird die Idee Nummerntafeln für Fahrräder erneut prüfen. In Wien befürwortet ÖVP-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel den Vorschlag - im Gegensatz zu ihrem Parteichef und zu Berufsradfahrern.

„Es gibt international kein erfolgreiches Beispiel dafür“, so Marianne Lackner, Sprecherin von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ). Die Schweiz habe sich kurz an dem Projekt versucht, es schließlich aber wieder ad acta gelegt. „Wir glauben nicht, dass Nummerntafeln zu mehr Rücksichtnahme führen“, so Lackner.

Trotzdem wird das Verkehrsministerium noch einmal den ständigen Unterausschuss Radverkehr des Verkehrssicherheitsbeirats damit befassen. Allerdings kommen die Experten erst wieder im Herbst zusammen. Eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder müsste in der Straßenverkehrsordnung verankert werden. Mit der genauen legistischen Umsetzung müsste sich dann ebenfalls der Unterausschuss Radverkehr befassen.

Auch Fahrradboten gegen Kennzeichen

Auch die Fahrer eines Fahrradbotendienstes lehnen Kennzeichen für Fahrräder ab. „Fahrradkennzeichen tragen sicher nicht viel zur Moral der Menschen im Straßenverkehr bei, dazu zählt Respekt. Wir teilen uns ja die Straße. Fahrradkennzeichen sind viel zu klein, als dass sie erkannt werden können“, sagte einer.

Außerdem wären da noch die Fragen, wo die Kennzeichen angebracht werden könnten und wie es sich bei Wechselrädern verhält. Was müsse man tun, wenn man auf ein anderes Rad umsteige? „Da wäre viel mehr Manipulation damit verbunden. Das bringt nichts“, so die einhellige Ablehnung durch Fahrradboten.

Stenzel für Häupl-Vorschlag

Sie habe schon vor Jahren Nummerntafeln für Fahrräder gefordert, begrüßte Stenzel den Vorschlag von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Es komme immer wieder zu Unfällen „mit rasch und rücksichtslos fahrenden Radfahrern“. Fußgänger seien „Fahrrad-Rowdys“ bisher hilflos ausgeliefert. Es gebe Bitten an sie, sich doch für Radler-Nummerntafeln einzusetzen.

Laut Stenzel kommt es oft zu Fahrerflucht oder Fast-Unfällen. Mangels Kennzeichen könnten die Radfahrer aber nicht ausfindig gemacht werden. Ein großer Verwaltungsaufwand sollte aber vermieden werden. Es müsse eine Lösung gefunden werden, „die beispielsweise in Kombination mit einer Haftpflichtversicherung unkompliziert und administrativ schlank umgesetzt werden kann“, so Stenzel.

Juraczka sieht Revanche Häupls an Vassilakou

Anders die Position des ÖVP-Landesparteiobmanns Manfred Juraczka: Obwohl in der Schweiz das Fahrradpickerl erst eingeführt und dann wieder abgeschafft wurde, „wird man wohl aus den Fehlern anderer in Wien nicht klug“. Juraczka betonte besonders den enormen Verwaltungsaufwand und die Kosten für die Bevölkerung. Alle Radfahrer müssten für die Verfehlungen einiger bezahlen.

Was man wirklich bräuchte, wäre „ein Mehr an Schwerpunktaktionen und Kontrollen, eine Aufstockung der Fahrradpolizisten und eine verpflichtende Haftpflichtversicherung für alle Fahrradfahrer“. Juraczka sieht schlussendlich in dem Vorschlag Häupls nur eine Revanche: „Man fragt sich irgendwie automatisch, ob sich der Bürgermeister mit der Idee eines Fahrradpickerls bei seiner Verkehrsstadträtin für den Ärger revanchieren will, den sie ihm mit dem Parkpickerl eingebrockt hat.“

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