Trauer über Parteigrenzen hinaus

Als „bedeutende Persönlichkeit“ ist die verstorbene frühere Nationalbank-Präsidentin Maria Schaumayer über alle Parteigrenzen hinaus gewürdigt worden. Auch ihre Arbeit für die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern wurde betont.

Die Oesterreichische Nationalbank zeigte sich in einer Aussendung tief betroffen. Schaumayer habe sich als Präsidentin durch ihren Gestaltungswillen, persönliche Integrität und internationale Anerkennung ausgezeichnet, hieß es. Hervorgehoben wurde auch der „energische Einsatz“ von Schaumayer vor dem EU-Beitritt, dieser Einsatz habe „wesentlich zur großen Zustimmung der Bevölkerung für den Beitritt Österreichs zur EU beigetragen“.

Maria Schaumeyer

APA/Neubauer

Fischer: „Bedeutende und geachtete Persönlichkeit“

„Mit Dr. Maria Schaumayer verstarb heute eine bedeutende und allseits hochgeachtete Persönlichkeit der österreichischen Zeitgeschichte“, meinte Bundespräsident Heinz Fischer zum Ableben der früheren Nationalbank-Präsidentin. Sie habe sich auch um die Förderung von Karrieren talentierter Frauen im wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Leben besonders verdient gemacht.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) attestierte Maria Schaumayer in ihrer Zeit als Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank „große Umsicht und Kompetenz, etwa im Mitwirken an der geldpolitischen Vorbereitung des EU-Beitritts Österreichs“. Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) hob hervor, dass die Förderung von Frauen stets ein Anliegen von Schaumayer gewesen sei. „Mit Maria Schaumayer verlieren wir eine engagierte, herausragende und international anerkannte Persönlichkeit, die es stets verstanden hat, über Parteigrenzen hinweg im Sinne Österreichs zu arbeiten“, so Spindelegger.

Maria Schaumayer

APA/Jäger

Schaumayer auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2000

„Moralische Instanz“

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sprach vom Verlust einer „außergewöhnlichen Persönlichkeit“. Wien verliere darüber hinaus eine Kommunalpolitikerin, „die in ihrer aktiven Zeit mit zahlreichen Initiativen dazu beigetragen hat, die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener weiter zu verbessern“.

Auch der Wiener ÖVP-Obmann Manfred Juraczka verwies auf die Funktionen, die Schaumayer in der Wiener Kommunalpolitik ausübte. „Maria Schaumayer war aber auch eine moralische Instanz dieses Landes. Ihr ist es zu verdanken, dass die Entschädigungsverhandlungen für die NS-Zwangsarbeiter zu einem guten Abschluss gelangten, wofür sie auch internationales Lob erntete“, so Juraczka.

Hinweis

In tvthek.ORF.at ist ein Nachruf zu sehen.

Radiohinweis

In Gedenken an Maria Schaumayer wiederholt Ö1 am Sonntag um 14.05 Uhr in der Reihe „Menschenbilder“ die Sendung „Versöhnung braucht Beharrlichkeit“.

Lob von der Wirtschaftskammer

Schaumayer habe „unmissverständlich gezeigt, dass Frauen auch höchste Ämter kompetent ausüben können“, meinte Eva Glawischnig, Bundessprecherin der Grünen: „Mit ihrer Tätigkeit als Regierungsbeauftragte für die NS-Zwangsarbeiterentschädigung trug sie dazu bei, ein lange verdrängtes Kapitel der österreichischen Geschichte aufzuarbeiten“.

„Maria Schaumayer war eine prägende Persönlichkeit für Österreich“, würdigte FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache die verstorbene ehemalige Nationalbank-Präsidentin. BZÖ-Obmann Josef Bucher nannte Schaumayer eine „herausragende Persönlichkeit“, die in all ihren öffentlichen Funktionen „mit sehr großem Fachwissen und Sachverstand beeindruckt“ habe.

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl bezeichnete Schaumayer als Vorbild - „als erste Frau an der Spitze der Nationalbank“. Die Wirtschaft verliere mit Schaumayer „eine energische Fürsprecherin für einen Platz Österreichs in der Europäischen Union“.

„Schmerzlicher Verlust“

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sprach von einem „schmerzlichen Verlust“ und nannte Schaumayer „in vielen Lebensbereichen ein Vorbild“. Beim Versöhnungsfonds zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter sei es Schaumayer als Regierungsbeauftragter „dank ihres Verhandlungsgeschicks und ihrer Zielstrebigkeit gelungen, innerhalb weniger Monate die internationalen Verhandlungen abzuschließen und das sogenannte Versöhnungsfondsgesetz fertigzustellen“.

Link: