Weiterhin Wirbel um Mafia-Brote

Das Konzept zu den Mafia-Panini stammt von einem holländischen Werbeexperten. Der fühlt sich unschuldig und „wollte niemand beleidigen“. Mittlerweile beschäftigt der Fall sogar das EU-Parlament.

Das in der Realität nicht existente Lokal „Don Panino“ in Wien-Neubau beschäftigt jetzt auch die italienische EU-Parlamentarierin und Präsidentin der europäischen Anti-Mafia-Kommission, Sonia Alfano. Sie hat in Straßburg an die EU-Mitgliedstaaten appelliert, Initiativen gegen die Nutzung des Begriffes Mafia zu kommerziellen Zwecken aufgerufen.

„Skandalöse Initiative“

„Niemand darf Geschäfte machen und dabei die Mafia-Opfer verhöhnen. Ich habe unzählige empörte Mitteilungen wegen des Wiener Lokals verhalten. Das ist eine skandalöse Initiative, die ich verwerfe“, betonte die sizilianische Parlamentarierin, die an der Spitze des italienischen Verbands der Mafia-Opfer steht.

Indes hat sich ein in Süditalien lebender niederländischer Werbeexperte als Designer der umstrittenen Mafia-Brötchen geoutet. Er verteidigt sich vor dem Vorwurf, Italiens Anti-Mafia-Helden schwer beleidigt zu haben. „Ich wollte niemanden beleidigen. Der Kunde hat mich gebeten, ein Produkt zu lancieren, das attraktiv sein könnte, und ich habe die Don Panino-Kampagne aufgrund dieser Anweisungen entworfen“, zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA den Mann. Seinen Namen wollte er nicht veröffentlichen.

„Es ist nicht meine Schuld, wenn man im Ausland denkt, dass Italien nur Mafia, Pasta, Pizza und Berlusconi ist. In Wien gibt es eine Kette von Friseuren, die Haarmafia heißt“, erklärte der Mann. Er habe nun die Inhaber von „Don Panino“ kontaktiert und sie aufgerufen, die Namen der Anti-Mafia-Helden Giovanni Falcone und Peppino Impastato aus der Menüliste zu nehmen. „Wir wollen die italienischen Anti-Mafia-Helden keineswegs beleidigen“, sagte der Niederländer, der mit einer Italienerin verheiratet ist.

Schreiben von der italienischen Botschaft in Wien

Die italienische Botschaft in Wien hatte am Samstag auf Anweisung von Außenministerin Emma Bonino in einem Schreiben an die österreichischen Behörden gegen die Beleidigung von im Kampf gegen die Mafia gefallenen Persönlichkeiten protestiert. Mehrere Personen, darunter der sizilianische Minister Giampiero D ́Alia und Maria Falcone, Schwester des 1992 bei einem Bombenanschlag der Mafia auf Sizilien ermordeten Staatsanwalts Giovanni Falcone, protestierten gegen die Mafia-Gerichte von „Don Panino“.

Verwandte der geschmähten Personen drohten den Inhabern von „Don Panino“ nun mit einer Zivilklage und wollen eine Entschädigung von einer Million Euro. „Diesmal ist jede Grenze überschritten worden. Mein Bruder ist schwer beleidigt worden. Die Entschädigung soll in die Kassen von Antimafia-Organisationen fließen“, betonte Giovanni Impastato, der Bruder von Peppino Impastato, ein Opfer eines von der sizilianischen Mafia ausgeführten Bombenattentats.

Er forderte eine Kampagne in ganz Europa, damit Lokale mit Namen, die sich auf die Mafia beziehen, geschlossen werden. „Die Verherrlichung der Mafia ist verwerflich. Die europäische Justiz muss sich dagegen aktiv einsetzen. Europa muss Respekt für Personen haben, die im Kampf gegen die Mafia ihr Leben verloren haben“, sagte Impastato.

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