Akademikerball: FPÖ-Kritik an Stadt

Am Tag nach den Protesten gegen den von der FPÖ veranstalteten Akademikerball hat Parteichef Heinz-Christian Strache der Stadt Wien vorgeworfen, die Proteste unterstützt zu haben. Die SPÖ wies die Vorwürfe zurück.

Demo gegen Akademikerball

APA/Herbert P. Oczeret

Proteste gegen Akademikerball

Die „Frage nach der politischen Verantwortung“ müsse angesichts von „Gewaltexzessen der linksfaschistischen Stiefeltruppen“ rund um die Demonstrationen am Freitagabend gestellt werden, betonte FPÖ-Chef Heinz Christian Strache. Er erhob am Samstag den Vorwurf, dass die rot-grüne Stadtregierung die Proteste bereits im Vorfeld unterstützt habe. Strache bezog sich auf Förderungen der Stadt Wien und des Bundes für das „Garage X Theater Petersplatz“, das auf einschlägigen Internetseiten als Lokal für die „‚NOWKR‘-Aftershowparty“ beworben worden sei.

Hier zeige sich, dass Personen, die die Innenstadt zum Schlachtfeld gemacht hätten, von der Stadt Wien auch noch mit Steuergeldern belohnt würden, wird Strache in einer Aussendung des FPÖ-Parlamentsklubs zitiert. Das Verhalten von Vertretern der SPÖ und der Grünen sowie die versuchte Opfer-Täter-Umkehr durch die Linke sei eine Schande für Wien und die österreichische Innenpolitik.

SPÖ: „Kein Steuergeld für ‚NOWKR‘-Aftershow-Party“

Die SPÖ wies die Vorwürfe der FPÖ zurück. Die „NOWKR“-Aftershow Party sei „eine eigenständige Veranstaltung des gastronomischen Pächters an der Garage X“ gewesen, „die in keinster Weise vom Kulturbudget des Theaters und damit der Stadt Wien subventioniert wird“, sagte SPÖ-Kultursprecher Ernst Woller. Die Party habe nichts mit der künstlerischen Bespielung des Theaters zu tun. Kein einziger Cent Steuergeld sei dafür aufgewendet worden.

Wenn die FPÖ für den von ihr veranstalteten Akademikerball auf die Versammlungsfreiheit poche, dann gelte das umso mehr für kulturelle Einrichtungen. Unabhängige Kultureinrichtungen,"die ihr Programm nicht einer Zensurbehörde vorlegen müssen", würden offensichtlich nicht in das Weltbild der FPÖ passen, so Woller.

Video Proteste gegen Akademikerball

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Mehr als eine Million Euro Schaden

Eine Zusammenfassung der Ereignisse der Ballnacht und eine Analyse von Politikwissenschafter Peter Filzmaier sehen Sie in Wien heute am 25.1. und nach der Sendung on Demand.

Rund 2.000 Beamte waren im Einsatz, konnten aber Sachbeschädigungen in der Innenstadt nicht verhindern. Elf Polizeiautos wurden zerstört, bei der Polizeiinspektion Am Hof wurden alle Scheiben zerschlagen. Glas ging auch bei vielen Innenstadt-Firmen, Banken und den Büros der OPEC zu Bruch. Bei zahlreichen privaten Autos wurden Scheiben eingeschlagen oder Spiegel abgerissen. Insgesamt macht der Sachschaden laut Polizei mehr als eine Mio. Euro aus. Der Einsatz der Polizei kostete laut Sprecher Roman Hahslinger etwa eine Mio. Euro.

In dem Punkt, dass wieder einmal eine gewaltbereite Minderheit und ihre Ausschreitungen auch eine friedliche Mehrheit in ein schiefes Licht rücken, herrschte ungewohnter Konsens - mehr dazu in Millionenschaden und Kritik an Randalen (news.ORF.at).

Einsatz rund um Akademie der bildenden Künste

Im Einsatz war die Polizei nach den eigentlichen Demonstrationen noch rund um das Gebäude der Akademie der bildenden Künste. Es habe der Verdacht bestanden, dass sich Demonstranten im Gebäude befinden, die strafbare Handlungen begangen haben sollen, so die Polizei. Mehrere hundert Polizisten waren im Einsatz, der bis in die frühen Morgenstunden des Samstags dauerte. Laut Polizei wurde dabei niemand festgenommen. Es wurde aber die Identität der Demonstranten festgestellt, als sie das Gebäude verließen.

Die Österreichische HochschülerInnenschaft an der Akademie der bildenden Künste protestierte gegen die Aktion. Die Akademie sei für mehrere Stunden „eingekesselt“ und „mehr als 100 Gäste festgehalten“ worden, hieß es. In einer Aussendung war von einem „Skandal“ die Rede, die zeitliche Nähe zu der zuvor stattgefundenen Kunstauktion zugunsten von FLüchtlingen lasse „auf einen willkürlichen Akt von Polizeigewalt schließen“.

Fotos von Ausschreitungen rund um Akademikerball

2.000 Polizisten und 6.000 Demonstranten

Noch in der Nacht auf Samstag gab die Polizei erste Zahlen zu den Protesten rund um den Akademikerball bekannt. Demnach gab es 15 Festnahmen. 17 Aktivisten und fünf Polizisten seien verletzt worden. In der Wiener Innenstadt wurden demnach auch hunderte Anhaltungen, Kontrollen und Identitätsfeststellungen vorgenommen. Umfangreiches Videomaterial werde gesichtet.

Laut Polizei marschierten rund 4.000 Teilnehmer vom Bahnhof Wien Mitte und rund 2.000 Demonstranten vom Sigmund-Freud-Park zum Stephansplatz. Eine sichere Zufahrt der Besucher zum Akademikerball sei gewährleistet gewesen. Eine erste Bilanz des Polizeieinsatzes zeigt, „dass die Einsatzstärke von über 2.000 Polizistinnen und Polizisten, die Größe des Platzverbotes und das Vermummungsverbot erforderlich waren, um noch größere Ausschreitungen, insbesondere schwere Körperverletzungen zu verhindern“, so die Polizei.

Gewaltsame Zwischenfälle bei Protesten

Gegen den rechten Akademikerball waren am Freitagabend in Wien Tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Dabei kam es auch zu gewaltsamen Zwischenfällen - mehr dazu in Akademikerball: Krawalle bei Demos.

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