Brandstiftung: Verdächtiger in U-Haft

Über den mutmaßlichen Brandstifter vom Hohen Markt ist am Freitag die U-Haft verhängt worden. Der „Mietnomade“ soll den Brand gelegt haben, bei dem eine 23-Jährige starb. Die Polizei griff den stark alkoholisierten Mann in Wien-Landstraße auf.

„Als Haftgrund wurde Tatbegehungsgefahr angenommen“, begründete die Sprecherin des Landesgerichts, Christina Salzborn, den Beschluss, der bis zum 2. Mai rechtswirksam ist. Danach muss über eine eventuelle Verlängerung entschieden werden. Der Haftrichter führte die Befragung am Krankenbett des Verdächtigen in einem Wiener Spital durch. Anwesend war auch Rechtsanwalt Ernst Schillhammer, der die Verteidigung des Verdächtigen übernommen hat. Inhaltlich wollte er zu dem Fall keine Stellungnahme abgeben.

Polizei: Verdächtiger „überrascht“

In der Wohnung im Haus an der Ecke Hoher Markt/Marc-Aurel-Straße sei es ohne sein Zutun zu einer Explosion gekommen, hatte der Verdächtige laut Polizeisprecherin Adina Mircioane zuvor bei der ersten polizeilichen Einvernahme ausgesagt. So habe der 44-Jährige am Mittwoch zunächst seine Mutter besucht und sei dann mit seinem Hund spazieren gegangen.

Als er an seiner Wohnung anlangte und diese aufsperren wollte, sei er in dem Moment, als er den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, von der Explosion überrascht worden. Auf die Frage, weshalb er sich nach der Explosion von der Wohnhausanlage entfernt habe, hatte der 44-Jährige laut Polizei erklärt, er sei „im Schock davongelaufen“.

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Regungslos auf der Straße gelegen

Die Polizei hatte den Mann Donnerstagabend mit Foto zur Fahndung ausgeschrieben. Noch am Nachmittag hatte die Polizei nicht ausgeschlossen, dass der Verdächtige tot sein und seine Leiche noch unter den Trümmern der Wohnung in dem Mehrparteienhaus Ecke Hoher Markt/Marc-Aurel-Straße liegen könnte. Als die Ermittler allerdings keine Leiche fanden, wurde die Fahndung nach dem 44-jährigen Unternehmensberater eröffnet.

Dass die Polizei dem Mann zu dem Zeitpunkt bereits begegnet war, wusste niemand. Um 9.00 Uhr in der Früh waren Beamte in die Löwengasse im dritten Bezirk gerufen worden, weil dort ein Mann regungslos auf der Straße lag. Der Mann war desorientiert und alkoholisiert, kam aber während der Amtshandlung zu sich. Er wurde in ein Spital gebracht. Am Abend stellte sich dann heraus, dass es sich bei dem Mann um den Verdächtigen handelte. Er wurde festgenommen.

Schon mehrmals delogiert

Der Mann gilt als dringend tatverdächtig, Mittwochfrüh das Feuer in dem Mehrparteienhaus Ecke Hoher Markt/Marc-Aurel-Straße unter Verwendung eines Brandbeschleunigers gelegt zu haben. Der 44-Jährige sollte am Tag des Brandes aus seiner Wohnung delogiert werden. Laut Polizei ist der Verdächtige auch schon aus früheren Wohnungen und einem ebenfalls angemieteten Büro delogiert worden. In der Wohnung im vierten von zehn Stockwerken, in der der Brand seinen Ausgang nahm und die von dem Verdächtigen gemietet war, wurden Benzinkanister gefunden.

Obwohl sich das Feuer von der Wohnung ausgehend rasch ausgebreitet hat, wurde ein Übergreifen auf andere Stockwerke verhindert. Im zur Wohnung gehörigen Kellerabteil ist inzwischen ein weiterer Kanister gefunden worden, auch dort wurde Benzin verschüttet.

23-Jährige verstarb in Nachbarwohnung

Das mit Benzin als Brandbeschleuniger gelegte Feuer war am Mittwoch gegen 4.30 Uhr ausgebrochen. Zeugen berichteten von einem lauten Knall. Eine 23-jährige Frau kam in einer Nachbarwohnung ums Leben. Bei dem Brand stürzte eine Mauer ein, die Frau starb unter den Trümmern - mehr dazu in Großbrand mit Toter offenbar gelegt.