Niedermühlbichler will absolute Mehrheit

Georg Niedermühlbichler ist am Nachmittag als neuer Landesparteisekretär der Wiener SPÖ präsentiert worden. Der 48-Jährige glaubt, dass die SPÖ bei der Landtagswahl im nächsten Jahr die absolute Mehrheit schafft: „Das ist unser Ziel.“

„Das ist das beste für Wien, da können wir effizient und gut arbeiten, das wollen wir erreichen“, meinte Niedermühlbichler in seinem ersten Interview als designierter SPÖ-Landesparteisekretär gegenüber „Radio Wien“. „Mit den Grünen haben wir viel weitergebracht, aber es gab auch Diskussionen, die wir so nicht gebraucht hätten, wenn wir die absolute Mehrheit gehabt hätten - etwa bei der Mariahilfer Straße oder bei der Markierung der Fahrradwege“, erklärte er.

Wenn es sich nicht ausgehe, könne man immer noch über eine Fortführung der Koalition mit den Grünen nachdenken. Derzeit gebe es jedenfalls eine gute Zusammenarbeit.

Georg Niedermühlbichler

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Georg Niedermühlbichler tritt sein neues Amt am 1. August an

„Schwieriger Wahlkampf“

Niedermühlbichler erwartet einen schwierigen Wahlkampf: „Wir müssen die Funktionäre motivieren und den Bürgern klar machen, dass die Sozialdemokratie dafür verantwortlich ist, dass Wien so gut dasteht, wie es derzeit dasteht.“ Dann werde man auch eine erfolgreiche Wahl schlagen. Seine neue Funktion bezeichnete der derzeitige Präsident der Mietervereinigung als „herausfordernde Aufgabe“ und bedankte sich herzlich für das Vertrauen der Partei.

Bürgermeister Michael Häupl lobte das Organisations- und Kommunikationstalent des neuen Parteimanagers, das er unter anderem bei der Reorganisation der Mietervereinigung unter Beweis gestellt hätte. 2007 wurde Niedermühlbichler Bundesgeschäftsführer der Österreichischen Mietervereinigung, seit März 2008 ist er dort Präsident. Immer wieder plädierte er in dieser Funktion etwa für Mietpreisobergrenzen und sprach sich gegen steigende Belastungen für Mieter und hohe Maklerprovisionen aus.

Bürgermeister Michael Häupl mit dem designierten Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler

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Bürgermeister Michael Häupl präsentierte am Mittwoch Georg Niedermühlbichler als neuen SPÖ-Landesparteisekretär

Häupl: „Optimales Verhältnis“

„Er kennt die Partei“, erklärte Häupl die Entscheidung für Niedermühlbichler: „Und er zeigt, dass Parteiarbeit auch Spaß machen kann.“ Denn den Schweiß, der hinter Politik natürlich stecke, soll man - geht es nach dem Bürgermeister - im besten Falle wie im Zirkus nicht sehen. Wichtig sei auch das Verhältnis zwischen Landesparteisekretär und Landesparteiobmann (Häupl selbst, Anm.). „Und unser Verhältnis ist optimal“, freute sich der Stadtchef. Man sei vertraut im Umgang miteinander und habe voneinander keine Überraschungen zu erwarten.

Ende August bzw. Anfang September will Häupl seinen Vorschlag dann auch dem Landesparteivorstand unterbreiten, der die Entscheidung für den neuen Parteisekretär offiziell absegnen muss. Niedermühlbichler selbst will diese Zeit nutzen, um sich in den nächsten Tagen und Wochen die Situation anzusehen und „notwendige Schlüsse daraus zu ziehen“. Auf jeden Fall sei er für einen schweren Kampf gerüstet, denn einen solchen habe er bereits in seiner Zeit in der Bezirksvertretung der Inneren Stadt geführt, erklärte er.

Bürgermeister Michael Häupl und Georg Niedermühlbichler

APA/Herbert Neubauer

Politische Karriere in der Innenstadt

Georg Niedermühlbichler wurde am 16. Februar 1966 in Söll in Tirol geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Elektroinstallateur, bevor er 1981 eine Lehre als Einzelhandelskaufmann begann. Er übersiedelte nach Wien und begann 1984 seine politische Karriere in der SPÖ als Vorsitzender der SJ-Wien Innere Stadt - ein Bezirk, mit dem er auch später noch verbunden bleiben sollte. Nebenbei arbeitete er bei Wienstrom.

1994 wurde er Mitglied des Bezirksparteivorstandes der Inneren Stadt, 1996 Bezirksrat. Von 1996 bis 2006 war er schließlich Bezirksgeschäftsführer der SPÖ im ersten Bezirk, von 2001 bis 2005 bekleidete er das Amt des Bezirksvorsteher-Stellvertreters in der ÖVP-dominierten City.

2005 zog er für die SPÖ in den Wiener Gemeinderat und Landtag ein, seit Februar 2008 ist er Bezirksvorsitzender der SPÖ Innere Stadt. In den vergangenen Jahren beschäftigte sich der heute 48-Jährige allerdings vorrangig mit einem klassischen SPÖ-Thema: dem leistbaren Wohnen, das wohl auch im kommenden Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen wird.

Deutsch-Rückzug mit 31. Juli

„Ich würde mich jetzt nicht zum inneren Kreis zählen“, hatte Niedermühlbichler am Dienstag noch Spekulationen kommentiert, wonach er bei der Nachfolge von Christian Deutsch als Landesparteisekretär der Wiener SPÖ zu den Favoriten zählte - mehr dazu in Spekulationen um Deutsch-Nachfolge.

Eine Nachfolgekandidatin war auch Katharina Schinner, die Stellvertreterin von Christian Deutsch. „Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit“, verkündete Niedermühlbichler, dass Schinner wohl weiterhin Stellvertreterin im Landesparteisekretariat bleibt.

Christian Deutsch war seit 2008 Landesparteisekretär der SPÖ, am Montag hatte er seinen Rückzug mit 31. Juli angekündigt. Begründet hat er seinen Schritt unter anderem mit einer „Neuaufstellung“ des Landesparteisekretariats - mehr dazu in Deutsch-Rücktritt für „neuen Elan“.

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