Hochzeiten: Bräute zeigen Rücken

Pro Jahr heiraten rund 8.000 Paare in Wien. Warum die Bräute heuer ihren Rücken zeigen und der Kinohit „The Great Gatsby“ die Feiern beeinflusst, erklären 250 Aussteller bei der „Trau Dich“-Hochzeitsmesse in der Messe Wien.

„Die Brautkleider sind auch 2015 sehr aufwändig und es wird nach wie vor gerne schöne Spitze verwendet“, erklärt Ingrid Loss von der „Hochzeitswerkstatt“ gegenüber wien.ORF.at anlässlich der Hochzeitsmesse, die dieses Wochenende im Messe Congress Center stattfindet und die Hochzeitstrends 2015 präsentiert.

Umjubelte Diven in Weiß

Das Besondere an den neuen Kleidern ist die Verarbeitung der Rückenansicht - frei nach dem Motto: „Ein schöner Rücken kann auch entzücken“. Generell wird die Form der Kleider wieder weiblicher und die Rundungen dürfen laut Loss „mit Bedacht“ betont werden. Der Meerjungfrauenstil ist wieder beliebt, der Schleier bleibt ein gefragtes Accessoire und es wird wieder auf Blumenkränze zurückgegriffen.

Ähnlich sieht das Ursula Effenberger, die Organisatorin der „Trau Dich“-Hochzeitsmesse. „Die goldenen 20er- und 30er-Jahre inspirieren nach wie vor die Kollektionen der Brautmodendesigner. Wir sehen am Catwalk nostalgische und sinnliche Roben im Stil der umjubelten Diven, die den Glanz der Art-Deco-Zeit wieder aufleben lässt.“ Bei den Farben ist von Weiß, Lavendel, Nude oder Rose alles zu sehen.

Ringe und Dekoration mit Farbe

Der Bräutigam hat 2015 die Wahl aus vielfältigen Modellen vom klassischen Smoking bis hin zum lässigen Kilt im Kärntner Karo. Farblich ist „Midnight Blue“ statt Schwarz gefragt. Anders ist das in den Bereichen Eheringe, Schmuck und Tischdekoration. Hier ist laut Loss „Rosegold“ gefragt. „Und Marsala wird bei den Brautjungfern verwendet.“

Einfluss von „The Great Gatsby“

„Letztes Jahr standen die goldenen 20er im Vordergrund und ‚The Great Gatsby‘. Dieser Einfluss zieht sich heuer noch leicht durch die Hochzeiten, jedoch lässt der Hippie-Look bereits grüßen“, so Loss. Paare heiraten demnach zu Hause am Privatgrundstück oder am Strand - und das auch gerne barfuß, die Haare locker mit Blumen im Haar.

Bei der Feier werden anstatt von Blumen lieber Konfetti gestreut und Give Aways werden vermehrt als Akt der Zweisamkeit zusammen vorbereitet. „Das Brautpaar kocht zum Beispiel gemeinsam Marmelade ein. Die Hochzeiten werden sehr individuell und man richtet sich jetzt vermehrt nach dem persönlichen Wunsch und nicht nach der Tradition“, so Loss.

Jedes Paar möchte, dass seine Hochzeit nicht der einer anderer gleicht. Man will laut Loss der eigenen Hochzeit seine „persönlichen Note“ verleihen. Das zieht sich von den Einladungskarten bis hin zu den Gastgeschenken. Das Ganze wird, anhaltend durch den starken Do-it-yourself-Trend beeinflusst, Extravaganz und Besonderes sind somit auch erschwinglich. Loss: „Zum Beispiel weisen Holzschilder den Weg, als Gästebuch dienen Schreibmaschinen mit alten Postkarten oder es werden Zelte aus alten Stoffresten für Fotoecken bereitgestellt“.

Riesenseifenblasen oder weiße Tauben

Beim Ort der Hochzeit zeigen sich die Brautpaare durchaus kreativ. Laut Effenberger wird beispielsweise gerne im archäologischen Park Carnuntum gefeiert. Für die standesamtliche Trauung kann man die römische Therme buchen, auf Wunsch gibt es antike Musik und römisches Essen. Auch das Magna Racino in Ebreichsdorf steht für Hochzeiten zur Verfügung. Gegen das nötige „Kleingeld“ kann von Pferdekutsche, Bummelzug, Limousine bis zum Hubschrauber alles gemietet werden. Man kann hier auch weiße Tauben fliegen lassen, Riesenseifenblasen oder Feuerwerke in die Luft schicken.

In Wien bieten sich auch viele Hotels, Villen, Weingüter, Schlösser und Donauschiffe als Hochzeitslocation an. Bei den Flitterwochen liegen laut Effenberger Fernreisen, beispielsweise nach Sri Lanka, im Trend. „Das gefragteste Hochzeitsgeschenk ist daher immer noch Geld. Statt Hochzeitslisten wird auf Gutscheine gesetzt. Die Kosten für eine Hochzeit starten in der Regel bei 10.000 Euro. Als Erinnerung werden nicht nur Fotos und Videos gemacht, sondern teilweise auch richtige Filme mit dem gesamten Ablauf der Feier“, fasst Effenberger zusammen.

Handy-App erinnert an Hochzeitstag

Auch am digitalen Markt werden Hochzeiten langsam aber doch als Geschäft entdeckt. Zahlreiche Apps erleichtern die Vorbereitungen oder stimmen humorvoll auf den besonderen Tag ein. Angeboten wird zum Beispiel ein „Engagement Ring Finder", der bei der Ringsuche hilft, ein Countdown-App für die Hochzeit, ein „Beziehungsrechner“, der angibt, wie lange man schon zusammen ist, oder auch eine „Hochzeitserinnerung für Männer“, die jedes Jahr rechtzeitig und mehrmals an den Hochzeitstag erinnert.

Kaum Angebote für gleichgeschlechtliche Paare

Bei einem Lokalaugenschein auf der Hochzeitsmesse von „Wien heute“ wurden - ausgenommen von Tortenfiguren - kaum Angebote für gleichgeschlechtliche Paare entdeckt. Und das, obwohl sich seit der Einführung der eingetragenen Partnerschaft im Jänner 2010 allein in Wien 1.137 homosexuelle Paare verpartnerten. Außerdem könnten vor allem die so genannten „DINKS“ (Double Income No Kids) als kaufkräftige Zielgruppe interessant sein - mehr dazu in 1.137 eingetragene Partnerschaften in Wien (wien.ORF.at; 7.1.2015).

Links:

• In Wien wurde lange gern geheiratet (science.ORF.at; 5.01.2015)
• Trau Dich-Hochzeitsmesse
• Genehmigte Traumhochzeitsorte (Stadt Wien)
• Messe Wien
• Hochzeitswerkstatt