Albertina eröffnet Räume für Grafiken

Nächste Woche eröffnet die Albertina Ausstellungsräume, in denen ausschließlich Zeichnungen und Druckgrafiken präsentiert werden. Bei der Premiere in den „Tietze Galleries for Prints and Drawings“ sind Werke von Elaine Sturtevant zu sehen.

„Ich laufe gegen den Trend“, freute sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder bei der Präsentation der noch leeren Räumlichkeiten in Anspielung auf die Tendenz in internationalen Museen, Druckgrafiken und Zeichnungen gemeinsam mit Gemälden in Ausstellungen zusammenzufassen.

Die neuen, 450 Quadratmeter umfassenden Räume entstanden auf einem Drittel des Areals der bisherigen Kahn Galleries im zweiten Stock des Museums und werden nach dem Kunsthistoriker Hans Tietze (1890 - 1954) benannt - mehr dazu in Albertina: Galerie für Drucke und Zeichnungen (wien.ORF.at; 7.1.2015).

Neue Ausstellungsräume in der Albertina

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Die Ausstellungsräume für Zeichnungen und Druckgrafiken wurden nach Hans Tietze benannt

Zeichnung nicht „unter Quarantäne“

Er selbst habe den Kurs, „alles überall zu zeigen“, zwar seit seiner Bestellung verfolgt, in Zukunft wolle er dem Haus jedoch „eine fixe Struktur“ geben. So werde die Albertina demnächst etwa die Pfeilerhalle ausschließlich mit Fotografie bespielen, die Kahn-Galleries werden zum Ort für die permanente Schausammlung - mehr dazu in „Strukturelle Veränderungen“ in der Albertina (wien.ORF.at; 18.12.2014).

Dennoch werde die Albertina auch künftig nicht alle Ausstellungen von Zeichnungen und Druckgrafiken in den „Tietze Galleries“ zeigen. „Ich will die Zeichnung nicht unter Quarantäne stellen“, versicherte Schröder. Vielmehr habe es in der Vergangenheit immer wieder Projekte von kleinem Umfang gegeben, die er in den großen Sälen nicht habe realisieren können, so der Direktor.

Den Start in den „Tietze Galleries for Prints and Drawings“ macht von 14. Februar bis 10. Mai eine Leihausstellung zum (nur rund 100 Werke umfassenden) zeichnerischen Werk der US-Amerikanerin Elaine Sturtevant, gefolgt von einer Edvard Munch-Ausstellung mit druckgrafischen Werken aus Privatbesitz (20. Mai bis 23. August). Aus Albertina-Bestand setzt sich dann die Schau „Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft“ zusammen (4. September bis 10. Jänner 2016).

Neue Ausstellungsräume in der Albertina

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Ehrung für Hans Tietze

Mit der Namensgebung will die Albertina den Kunsthistoriker Hans Tietze ehren, der im Laufe seines Lebens das Haus laut Schröder zweimal gerettet hatte. „Die Albertina wäre ohne Hans Tietze nicht hier“, sagte er. Der aus einer zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie stammende Kunsthistoriker, der nach dem Ersten Weltkrieg als Ministerialreferent für Museen und Denkmalpflege im damaligen Unterrichtsministerium fungierte, habe das Haus sehr unterstützt.

So war Tietze dafür verantwortlich, dass nach der Zusammenlegung der Staatlichen Graphischen Sammlung Albertina und der Kupferstichsammlung der Hofbibliothek im Jahr 1921 dadurch entstandene Dubletten in der Sammlung verkauft werden konnten, die in den folgenden Krisenjahren den Erwerb zahlreicher grafischer Werke des 19. und 20. Jahrhunderts sowie eines Dürer-Konvoluts ermöglichten.

Zudem habe Tietze durch zahlreiche Aufsätze und Artikel den Verkauf von Kunstwerken aus der Albertina in den Jahren 1919 sowie 1936 abwenden können, wie Schröder betonte. 1938 musste Tietze schließlich als Bürger jüdischer Herkunft vor dem Nationalsozialismus fliehen - und emigrierte in die USA. „Es ist sinnvoll, wichtig und richtig, diese neuen Räume in seinem Andenken zu benennen“, meinte Schröder.

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