Traber gegen Wohnwägen in der Krieau

Der Wiener Trabrennverein ist vor Gericht gezogen, um die Wagentruppe Treibstoff auf ihrem gepachteten Grundstück in der Krieau loszuwerden. Die alternativen Siedler wehren sich und fühlen sich als „Opfer des schicken Viertels Zwei.“

Rund 50 Personen demonstrierten am Freitag vor dem Bezirksgericht Leopoldstadt in der Taborstraße gegen eine Räumungsklage, die der Wiener Trabrennverein gegen die Wagentruppe Treibstoff eingebracht hatte. Bereits vergangenen Oktober siedelte sich die Wohngemeinschaft mit ihren umgebauten Lkws und Zirkuswägen auf der Brachfläche hinter den versperrten Tribünen in der Krieau an. Der Grundeigentümer, die Stadt Wien, duldete die Siedler vorerst. Der Trabrennverein wurde als Pächter des Grundstücks jedoch nicht gefragt und klagte schließlich.

„Wir passen nicht ins Bild“

Laut Günther Wohlfahrt, dem Sprecher der Wagentruppe Treibstoff, ist der Grund für die Räumungsklage naheliegend: das angrenzende Viertel Zwei. „Wir passen hier nicht mehr ins Bild. Hier soll schließlich ein schickes Viertel entstehen. Nachdem die Wirtschaftsuniversität gebaut wurde und damit verbunden die Sexarbeiterinnen vertrieben wurden, sind nun wir an der Reihe.“ Laut Wohlfahrt ist es auch im Sinn der Stadt, dass die Wagentruppe verschwindet - mehr dazu in Aus für Straßenstrich im Prater (wien.ORF.at; 8.8.2013).

Wagengruppe Treibstoff in der Krieau

Günther Wohlfahrt

Wagentruppe Treibstoff in der Krieau

Grundfläche als Parkplatz für Baufahrzeuge

Bei dem Prozess wird der Trabrennverein von der Wiener Anwaltskanzlei Stanonik vertreten. Laut Kanzlei pachtet der Trabrennverein das betroffene Areal seit 1945. „Das Grundstück wird etwa bei Veranstaltungen verwendet - wie zuletzt zum Beispiel bei ‚Krieau Rocks‘. Und da die IC Projektentwicklung neben der Rennbahn Wohnhäuser baut, wird die Fläche künftig auch zum Abstellen von Baufahrzeugen benötigt“, so Anwalt Daniel Stanonik gegenüber wien.ORF.at - mehr dazu in Revitalisierung in der Krieau (oe1.ORF.at; 19.5.2015).

Die Sachlage für Stanonik ist klar: Der Trabrennverein mietete das Grundstück an, und die Wagentruppe stellte sich ohne rechtliche Basis einfach darauf. Um das Problem zu lösen, einigte man sich am Freitag vor Gericht auf einen bedingten Vergleich. „Es wurde ausgemacht, dass sich die Wagentruppe bis 30. September einen neuen Platz sucht und weiterzieht. Dann wird das Verfahren eingestellt“, so Stanonik. Falls die Gruppe ablehnt, wird die Räumungsklage im September mit einem neuen Beweisverfahren weiter vor Gericht verhandelt.

Wagengruppe Treibstoff in der Krieau

Günther Wohlfahrt

Dieses Wochenende feiert die Wagentruppe ihr sechsjähriges Bestehen

Keine Perspektive für Wagentruppe

Die Wagentruppe wartet nun die nächsten zwei Wochen ab, ob das Angebot, noch bis September bleiben zu dürfen, mit möglicherweise unangenehmen Bedingungen verknüpft ist. Erst dann wolle sie entscheiden, ob sie vor Gericht weiterkämpft oder nicht. Denn, so Wohlfahrt, ein neuer Wagenplatz sei ihnen nicht angeboten worden - sie wüssten nicht, wo sie nun hinziehen sollen. „Wir brauchen einen Platz, auf dem wir dauerhaft bleiben können.“

Diese Wochenende wird jedoch erst einmal gefeiert - und zwar das sechsjährige Geburtstagsfest der Wagentruppe Treibstoff. Auf dem Programm in der Krieau stehen Workshops, Konzerte und veganes Essen. Gefeiert wird, dass es die Gruppe, trotz der vielen Räumungen und Umzüge in den vergangenen Jahren noch immer gibt.

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