Mafia-Prozess: Hauptzeuge bedroht

Der Prozess am Landesgericht gegen eine angeblich auf Schutzgeld-Erpressungen spezialisierte Mafia-Bande sorgt für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Der Hauptbelastungszeuge ist seit Ende August 2016 im Gefängnis massiv bedroht worden.

Mindestens drei Mal wurde der Mann, der im Ermittlungsverfahren gegen den mutmaßlichen Banden-Boss Edin D. alias „Edo“ ausgesagt und diesen sowie die sechs Mitangeklagten belastet hatte, seinen Angaben zufolge von einem Tschetschenen bei Zusammentreffen beim Hofspaziergang und in der Anstaltskantine eingeschüchtert.

Zwei Justizwachebeamte der betreffenden Justizanstalt bekamen verbale Auseinandersetzungen der beiden mit. Der Mann bekam schwere Beleidigungen zu hören. Er wandte sich schließlich ans Bundeskriminalamt, weil er um Leben und Sicherheit seiner Familie fürchtete.

Ermittlung wegen schwerer Nötigung

Drei Angeklagte in dem anhängigen Mafia-Prozess sind tschetschenischer Herkunft. Ihr Landsmann, der die Drohungen ausgesprochen haben soll, wurde mittlerweile in eine andere Justizanstalt verlegt. Die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft hat gegen ihn bereits ein Ermittlungsverfahren wegen schwerer Nötigung und gefährlicher Drohung eingeleitet.

Dass - wie in der Verhandlung gegen Edin D. am vergangenen Montag zur Sprache gekommen ist - auf den Hauptbelastungszeugen in dem Mafia-Verfahren ein „Kopfgeld“ ausgesetzt worden sein soll, hat unterdessen ein Mitgefangener des Betroffenen bestätigt. Er teilte in einer Zeugenbefragung dem Bundeskriminalamt mit, er habe in seiner Zelle ein entsprechendes Gespräch mitangehört - mehr dazu in „Kopfgeld“-Drohung bei Mafia-Prozess.

Am Dienstag im Zeugenstand

Mehrere Insassen hätten sich über den bedrohten Mann unterhalten und erörtert, dass dieser umgebracht werden soll, gab der Häftling bekannt. „Der wird schon seine Strafe bekommen“, soll es geheißen haben und dass auf den Zeugen schon „Kopfgeld in der Höhe von 250.000 Euro“ ausgesetzt wurde.

Der Belastungszeuge - er steht in Kontakt mit Beamten des Zeugenschutzprogrammes - nimmt die Drohungen sehr ernst. Er hat dem Vernehmen nach seine Familie aufgefordert, das Elternhaus zu verkaufen und umzuziehen. Der Mann soll am kommenden Dienstag im Prozess gegen „Edo“ im Zeugenstand erscheinen.

Zweiter Zeuge seit April bedroht

Ein weiterer Zeuge in dem Mafia-Verfahren ist seinen Angaben nach seit vergangenem April bedroht worden, indem er laufend entsprechende Anrufe erhielt. Er nahm die Drohungen zunächst nicht ernst. Das änderte sich, als er - unabhängig von dem in Haft befindlichen Hauptbelastungszeugen, mit dem er keinen Kontakt hat - hörte, dass auf gegen Edin D. geführte Zeugen ein „Kopfgeld“ ausgelobt worden sei.

Zunächst bekam der 35-Jährige bei einem Aufenthalt in Berlin erzählt, in Wien würden 100.000 Euro dafür geboten, wenn ein Zeuge nicht mehr zu Gericht kommen könne. Konkreteres will der Mann Mitte Oktober bei einem Besuch bei Freunden in Serbien erfahren haben. Dort hieß es seinen Angaben zufolge, Edin D. alias „Edo“ hätte „Leute organisiert“, die ihn „für 50.000 oder im Ausland 100.000 Euro erledigen sollen“.

In dem serbischen Heimatort des Mannes, der ebenfalls für kommenden Dienstag als Zeuge geladen ist, soll - wie er dem Bundeskriminalamt versichert hat - ein „Rollkommando“ erschienen sein, ihn dort jedoch nicht mehr angetroffen haben.

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