Hofer-Niederlage als „Selbstfaller der FPÖ“

Der nächste Bundespräsident heißt nun also Alexander Van der Bellen. Dieses Ergebnis sei ein Stück weit auch ein „Selbstfaller der FPÖ“, analysierte Politikexperte Thomas Hofer. In Wien mobilisierte Van der Bellen Tausende Nichtwähler.

Die Briefwahlstimmen wurden am Montag noch ausgezählt, doch der Vorsprung Van der Bellens auf Norbert Hofer ist so groß, dass er nicht mehr einholbar ist. Inklusive SORA-Wahlkartenprognose bekam er in Wien dieses Mal 244.000 Stimmen mehr als Hofer, bei der aufgehobenen Stichwahl im Mai war der der Vorsprung mit 209.000 Stimmen noch etwas geringer gewesen - mehr dazu in Hochrechnung: 65 Prozent für Van der Bellen.

Mehr als achtmal so viele Nichtwähler mobilisiert

Van der Bellen konnte in Wien laut SORA-Wählerstromanalyse 17.000 Nichtwähler mobilisieren - um mehr als achtmal so viele wie Hofer, der nur 2.000 mobilisieren konnte. Zudem entschieden sich rund 18.000 Wienerinnen und Wiener, die beim letzten Mal Hofer gewählt hatten, dieses Mal für Van der Bellen. Umgekehrt verlor Van der Bellen nur 9.000 Wähler an den FPÖ-Kandidaten. In Wien holte der künftige Bundespräsident mit grünem Hintergrund damit alle Bezirke - mehr dazu in Van der Bellen holt alle Bezirke.

Politikexperte Thomas Hofer im "Wien heute"-Interview

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Politikexperte Thomas Hofer im Interview mit Radio-Wien-Moderator Peter Polevkovits

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FPÖ „mit eigenen Waffen geschlagen“

Die FPÖ habe im Wahlkampf zu viele Fehler gemacht, analysierte Politikexperte Hofer am Montag in „Guten Morgen Wien“ auf Radio Wien. „Die erste Reaktion auf den ,Brexit‘: Nicht gut, zu sagen, so eine Abstimmung könnten wir uns in Österreich auch vorstellen. Zweitens das Gerede vom Bürgerkrieg, und auch der letzte zu aggressive Auftritt beim ORF-Duell“, so der Experte. Das habe Zweifel am FPÖ-Kandidaten geschürt.

Zudem habe das Van-der-Bellen-Team die FPÖ „mit den eigenen Waffen geschlagen“, und zwar mit einer Emotionalisierung im Wahlkampf. „Es wurde sehr stark zugespitzt, in Richtung, was passiert denn, wenn dieser Hofer kommt. Die Warnung vor der ‚blauen Republik‘“, so der Politikexperte.

Bezirke Karte BP-Wahl

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Bei der Wiederholung der Stichwahl holte Van der Bellen alle Bezirke

Dieser Emotionalisierung sei in Wien noch besser aufgegangen als überall sonst, so Hofer. Es sei derselbe Zugang gewesen, mit dem auch SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl bei der letzten Wiener Gemeinderatswahl die Verluste für die SPÖ eindämmen habe können. Um das Land nun zu einen, sollte Van der Bellen jetzt die Gegenden besuchen, in denen er nicht gewählt wurde, so der Rat von Politikberater Hofer.

Hofer „nicht Typ für Palastrevolte“

Für FPÖ-Chef Heinz Christian Strache sei mit Hofer nun ein Konkurrent für die nächsten Nationalratswahlen erwachsen: „Ich glaube zwar nicht, dass Hofer das anstreben wird, das ist nicht der Typ für eine Palastrevolte, aber natürlich gibt’s einige in der FPÖ, die sagen, eigentlich hätten wir mit dem die größeren Chancen - vor allem wenn die anderen Kandidaten Kern und Kurz heißen.“ Schon bevor Hofer Bundespräsidentschaftskandidat geworden sei, habe man in der Partei mit Hofer als gemäßigtere Kanzleralternative geliebäugelt, so der Politikexperte.

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