Wiener Festwochen auf neuen Wegen

44 Produktionen aus 28 Ländern, mit dem „Performeum“ in der Laxenburger Straße 2a ein Festivalzentrum in Favoriten: Bisheriges und neues Publikum will Intendant Tomas Zierhofer-Kin mit den Festwochen ansprechen.

„Es ist ein Festival der ausgebreiteten Arme.“ Der Neo-Festwochenchef, der bis zum Vorjahr das donaufestival in Krems geleitet hat, verzichtet weitgehend auf klassische Theater- oder Musikproduktionen. Das Line-up steht ganz im Zeichen von Performance, Diskurs und Intervention. Trotzdem betonte Zierhofer-Kin: „Alle, die uns bisher besucht haben, sollen sich willkommen fühlen.“ Gleichzeitig wolle man jedoch auch Besucher ansprechen, die bisher den Festwochen ferngeblieben sind.

Intendant Tomas Zierhofer-Kien

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Festwochen-Chef Tomas Zierhofer-Kin

Genreübergreifende Partyzone im Festivalzentrum

Das „Performeum“ ist nicht nur Festivalzentrum, sondern auch wichtigster Aufführungsort. Es steht samt Hamam-Zelt in einem einstigen Bierlager. Es wird am 18. Mai eröffnet - mit der Festwochen-Ausstellung „The Conundrum Of Imagination“, bei der performative Elemente ebenfalls fixer Bestandteil sind. Sie wirft einen postkolonialen Blick auf die europäische Kolonialisierung, wobei vor allem Künstler aus Afrika Beiträge gestalten. Auch das Leopold Museum wird im Rahmen von „The Conundrum Of Imagination“ bespielt.

Performeum

APA/Herbert Neubauer

Performeum auf dem ehemaligen ÖBB-Gelände in Wien-Favoriten

Eine der Hallen wird weiters zum „House of Realness“ umfunktioniert. Täglich wird dort mehrere Stunden Programm geboten - und das bis in den frühen Morgen, wie versichert wird. Angepriesen wurde die genreübergreifende Partyzone als „totales Wunderland“, das vom New Yorker Kurator Ben Pryor konzipiert wird. Laut Programm steht nicht zuletzt das „körperliche Vergnügen“ im Fokus, worauf auch das Jugendverbot hindeutet.

Wellness und Kunst im Hamam

Wellnessfreuden verspricht hingegen ein aufblasbares Zelt, das bei der heutigen Präsentation zumindest schon von außen zu bewundern war. Im Rahmen von „Hamamness“ werden die Besucher von professionellem Badepersonal verwöhnt, wobei gleichzeitig künstlerische Unterhaltung angeboten wird - die sich mit geläufigen Dualismen wie Körper/Geist oder Mann/Frau eingehender beschäftigt.

Mit einem Overall, der über Sensoren und Antriebselemente verfügt, werden all jene ausstaffiert, die sich in der Installation „Haptic Fields“ bewegen wollen. Der Brite Jamal Harewood verwandelt sich wiederum für seine Performance in einen Eisbären, das Kollektiv Macaquinhos beschäftigt sich eingehender mit dem wohl tabuisiertesten aller Körperteile, dem Anus. Auch die Diskursschiene „Akademie des Verlernens“ wird ihren Hauptsitz in der Laxenburger Straße aufschlagen.

Zuschauer sollen Parsifal „verlernen“

Doch auch Richard Wagners „Parsifal“ (1882) ist Thema bei den Festwochen. Der Zugang ist jedoch nicht unbedingt ein traditioneller. Neben einer Neuinterpretation des Stoffes im Theater an der Wien wird auch der deutsche Filmemacher und Autor Alexander Kluge zugegen sein. Er lädt zu „Parsifal verlernen“.

Der prominente Wagner-Kenner wird mit dem streitbaren deutschen Künstler Jonathan Meese, der einst in Bayreuth ausgeladen wurde, und dem Komponisten Bernhard Lang schon am 25. Mai im Stadtkino diskutieren - und einen Tag später dort aus Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ lesen. Bis zum 1. Juni werden auch Kluges Filme zum Thema gezeigt.

Darbietungen im Einkaufszentrum

Vom 12. Mai bis zum 18. Juni werden insgesamt 44 Produktionen aus 28 Ländern gezeigt, darunter fünf Uraufführungen. Das Budget beträgt rund 13 Mio. Euro. 40.000 Karten sind aufgelegt, wie Geschäftsführer Wolfgang Wais erläuterte. Dass heuer weniger Tickets verfügbar sind, liegt daran, dass zahlreiche Veranstaltungen bei freiem Eintritt besucht werden können, wobei manche Produktionen selbst zu Besuch kommen - etwa für Darbietungen in Einkaufszentren.

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