Wien Energie: Stromhilfe für Deutschland

Die Wien Energie stellt im Winterhalbjahr 2017/18 Kapazitäten von Kraftwerken als Reserve erstmals für Deutschland zur Verfügung. Das erste Halbjahr brachte einen Anstieg bei Strom- und Wassererzeugung, aber auch mehr Konkurrenz.

Vor kurzem schloss die Wien Energie eine Vereinbarung mit dem führenden deutschen Netzbetreiber TenneT abgeschlossen. Konkret stellt man über den Winter für Deutschland 278 MW Leistung für das Engpassmanagement zur Verfügung, die anderen zwei Drittel benötigt man für die eigenen Kunden.

Auch heuer im heißen Sommer, also im dritten Quartal, hat die Wien Energie mit ihrem Gaskraftwerk in Wien-Simmering Stützungsleistungen fürs Netz vorgenommen, weil im deutsch-österreichischen Raum Strom gefehlt hat, da in Deutschland wegen des Niedrigwassers weniger zur Kraftwerkskühlung zur Verfügung gestanden ist.

Längere Laufzeiten gegen Stilllegungen

Um die Laufzeiten von Kraftwerken zu sichern, fordet die Wien Energie längere Netz-Stabilisierung-Verträge statt bisher ein oder zwei Jahren. Dafür müsse wie in Deutschland auch in Österreich der regulatorische Rahmen entsprechend aufgestellt werden, so Wien-Energie-Geschäftsführer und Technikchef Karl Gruber: „Wenn man keine Kraftwerksstilllegungen will, muss man längere Verträge machen können.“ Fünf bis sieben Jahre wären „ein guter Zeitraum“, das würde sich mit dem wirtschaftlichen Planungshorizont und günstigen Amortisationszeiträumen decken.

Nächstes Jahr, 2018, stehen bei der Wien Energie Entscheidungen zu den thermischen Kraftwerken an. Im Jahr 2025 sind wohl ältere Anlagen zu schließen seien, wegen der langen Planungszeiten müsse 2018 entschieden werden. Dabei gehe es um Gaskraftwerke, die vor 20, 30 Jahren errichtet wurden. Auch für die spezielle Ausbildung des Kraftwerkspersonals müsse man entsprechend gerüstet sein.

Temperaturen brachten Umsatzplus

Der kalte Winter hat der Wien Energie im ersten Halbjahr einen Anstieg bei der Strom- und Wärme-Erzeugung, beim Gas-und Wärme-Absatz sowie beim Umsatz gebracht. Lediglich der Stromabsatz blieb leicht unter dem Vorjahresvergleich. Der Umsatz legte bis Juni um 9,6 Prozent auf 596,4 Mio. Euro zu, neben der kalten Witterung auch durch vermehrten Einsatz der thermischen Kraftwerke zur Stromnetz-Stabilisierung.

„Das Marktumfeld wird anspruchsvoller, und der Wettbewerb nimmt zu“, so der Vorsitzende der Wien-Energie-Geschäftsführung, Michael Strebl. Er verwies darauf, dass in Österreich in den ersten sechs Monaten über 205.000 Strom- und Gaskunden ihren Anbieter gewechselt haben. In Wien, mit bereits mehr als 50 Strom-, über 30 Gas-Lieferanten, seien es 67.000 Kunden gewesen. Das seien die höchsten Wechselraten seit Liberalisierungsbeginn 2001/02. Für den Wettbewerb sehe man sich aber gut aufgestellt.

Weniger Mitarbeiter seit 2016

Den Mitarbeiterstand hat der Wien-Energie-Konzern - im Sinne des Abbauprogramms der Wiener-Stadtwerke-Gruppe - im Jahresabstand um weitere 72 Vollzeitäquivalente auf 2.589 reduziert. Das Programm startete im Herbst 2016 und läuft noch bis Herbst 2018. Bei der Wien Energie ist es zu knapp 40 Prozent umgesetzt, insgesamt wird sich im Unternehmen der Personalstand per Saldo um 300 vermindern, soweit möglich über natürliche Fluktuation.

Zugleich werden aber speziell für neue, innovative Aufgaben auch Leute gesucht und eingestellt. Neben frischen Kräften von außen fördere und qualifiziere man auch interne Talente, sagt Wien-Energie-Geschäftsführer Finanzchef Peter Gönitzer.

Link: