Herheims Vorfreude auf künstlerische Heimat

„Nicht nur kunstvoll Süßes, sondern auch Pikantes und Scharfes“ verspricht der designierte Theater-an-der-Wien-Chef Stefan Herheim - „angekommen in der künstlerischen Heimat“ - dem Publikum ab dem Jahr 2022.

„Es wird eine übergeordnete Dramaturgie für dieses Haus geben, die auf meiner eigenen Ästhetik fußt“, machte der 47-Jährige dabei deutlich. Er plane, pro Saison selbst mindestens zwei Inszenierungen am Haus zu gestalten: „Dafür werde ich meine freiberufliche Karriere als Regisseur weitgehend einstellen.“

Stefan Herheim

APA/Georg Hochmuth

Stefan Herheim fühlt sich in seiner künstlerischen Heimat angekommen

Er erlebe in der internationalen Opernwelt aufseiten der Qualitäten immer wieder Dinge, die ihn befremden und teils beschämen würden - deshalb ziehe er nun die Konsequenzen. Bis dato habe er Angebote, eine Intendanz zu übernehmen, nie erhört: „Da ich die Bühnenbretter dem Büroparkett vorziehe, habe ich bisher immer abgelehnt. Mit den Jahren ist mein Bedürfnis nach einer künstlerischen Heimat aber gewachsen.“ Daher habe er sich um die Intendanz des Theaters an der Wien beworben - mehr dazu in Stefan Herheim übernimmt Theater an der Wien.

„Wikinger-Piefke“ mit Eiern

Seine Intendanz wolle er „nicht auf einem Ich, sondern einem großen Wir“ begründen, kündigte Herheim an. Nicht der Titel eines Intendanten sei wichtig, sondern die Möglichkeit, Menschen zu einen. Ob die Zahl der Premieren angesichts der vorhandenen Mittel zu steigern sei, könne er derzeit noch nicht sagen: „Manchmal ist weniger auch mehr.“

Stefan Herheim

APA/Georg Hochmuth

Stefan Herheim, ab 2022 Intendant des Theaters an der Wien

Und dann schlug bei dem nach Eigendefinition in Deutschland sozialisierten Norweger („ein Wikinger-Piefke“) ein zum neuen Heimatstandort passender freudscher Versprecher zu, als er Karl Kraus’ Aphorismus „In der Kunst kommt es nicht darauf an, dass man Eier und Fett nimmt, sondern dass man Feuer und Pfanne hat“ unfreiwillig zu „Man braucht vor allem Eier“ paraphrasierte. Eine Umdeutung, die ebenfalls durchaus stimmig sein dürfte.

„Herausragender Opernmensch“

Der bisherige Intendant Roland Geyer verlängerte bis zum Jahr 2022 und ermöglicht seinem Nachfolger so, seinen projektierten „Ring“ an der Deutschen Oper Berlin fertigzustellen. Er verstehe seine zwei zusätzlichen Saisonen dabei nicht als bloßen Appendix, unterstrich Geyer: „Ich möchte noch einmal einen Kulturpfeiler im Theater an der Wien einschlagen.“

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) freut sich über den heraufdräuenden Wettstreit der Wiener Bühnen: „Das Theater an der Wien ist damit für einen positiven Wettbewerb in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts gerüstet“, sagte er und verwies auf die gleichzeitig erfolgende Neubesetzung der Staatsopernspitze mit Bogdan Roscic. Und für diesen künstlerischen Wettstreit sei Herheim der Richtige: „Er ist einer der hervorragenden, herausragenden Opernmenschen, die es derzeit global gibt.“

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