Weiter Gezerre um Anrainerparkplätze

Anrainerparkplätze auch für Ärzte und Betriebe, fordern Wirtschafts-, Ärzte- und Landwirtschaftskammer und stärken Verkehrsstadträtin Vassilakou (Grüne) den Rücken. Die Innenstadt stemmt sich gegen die Öffnung.

Parken dürfe kein Privileg Weniger sein, richteten die Kammerspitzen City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) aus. Figl legt sich gegen eine angestrebte Öffnung der reservierten Stellplätze tagsüber quer.

Maria Vassilakou hatte schon im Vorjahr mit Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck paktiert, Anrainerparkplätze zwischen 8.00 und 16.00 Uhr für jedermann zu öffnen. Vor allem der 1. Bezirk protestierte und argumentierte u.a., dass die reservierten Zonen - 20 Prozent aller City-Parkplätze - auch tagsüber schon stark ausgelastet seien. Derzeit läuft eine Bewohnerbefragung zum Thema - mehr dazu in Befragung zu Anrainerparken in der City startet.

Zwei Drittel der Betriebe für Öffnung

Ruck bekräftigte nun seine Forderung nach einer Öffnung. „Die Reservierung nur für privilegierte Nutznießer ist nicht gerecht“, verwies er auf Handwerker oder Lieferanten, die auf Parkplätze angewiesen seien. Die Kammer befragte dazu Unternehmer, die ihren Betrieb in der Innenstadt haben: Zwei Drittel befürworten demnach eine Öffnung.

Unterstützt wurde Ruck diesmal von Ärztekammerchef Thomas Szekeres und Landwirtschaftskammerpräsident Franz Windisch. Szekeres verwies auf Mediziner, die Hausbesuche machen und nicht auf Anrainerparkplätzen stehen dürften: „Es macht keinen Sinn, Parkplätze für Anwohner zu reservieren, die gar nicht zu Hause sind.“ Viele Menschen bräuchten ja tagsüber keinen Stellplatz, da sie mit dem Auto in der Arbeit seien.

Verkehrsschild für Anrainer-Parkplätzen in der Josefstadt

ORF/Eva Reiter

Nicht nur die Innenstadt, auch Josefstadt und Alsergrund sind gegen die Öffnung

Windisch bezog sich auf die Landwirte, die nicht nur Marktstände, sondern auch Feinkostläden und Privathaushalte belieferten: „Wir können die Ware ja nicht mit der Scheibtruhe hinbringen.“

Auch Anwälte und Apotheker wollen parken

Auf die Blockadehaltung seines Parteifreunds Figl angesprochen, meinte Ruck, er könne verstehen, dass dieser die Anliegen des 1. Bezirks vertrete. Andererseits könne man nicht so tun, „als wäre man allein auf der Welt“, richtete der Kammerchef dem Bezirkschef aus. Die von Vassilakou zuletzt angekündigte Kompromisslösung, die Anrainerparkplätze nur Unternehmern und Sozialdiensten zur Verfügung zu stellen, ist für Ruck übrigens nur „ein erster Schritt“. Er pocht auf die gänzliche Öffnung und appelliert an die Pakttreue: „Pacta sunt servanda.“

In die Kammer-Phalanx haben sich per Aussendung auch noch die Rechtsanwalts- und Apothekenkammer eingereiht. Auch sie wollen, dass ihre Mitglieder tagsüber in den reservierten Parkzonen stehen können.

Figl: Parkplätze sind ausgelastet

Figl selbst beharrte auf seinem Nein zu einer Öffnung und verwies einmal mehr auf die hohe Auslastung der Anrainerparkplätze auch tagsüber. Und viele Stellplätze würden schon jetzt von der Wirtschaft in Anspruch genommen - etwa durch Taxistellplätze, Schanigärten, Ladezonen oder Baustelleneinrichtungen.

„Dass etwa Ärzte oder Landwirte eine Parkkarte haben wollen ist durchaus verständlich. Da ist Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou der Ansprechpartner der Kammern“, so Figl. Aber dafür brauche es keine Öffnung der Bewohnerparkplätze.

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