Vertrag mit Festwochen-Chef aufgelöst

Der Vertrag des erst seit zwei Jahren amtierenden Intendanten der Wiener Festwochen, Tomas Zierhofer-Kin, wird drei Jahre vor Ablauf einvernehmlich aufgelöst. Er begründete den Schritt mit fehlender Resonanz.

„Ich habe diesen Vorschlag der Kulturstadträtin unterbreitet, da ich trotz vieler künstlerischer Erfolge und der gelungenen Bemühungen, ein für die Festwochen neues Publikum zu gewinnen, auf keine breitere Resonanz gestoßen bin“, wurde Zierhofer-Kin in einer Aussendung zitiert. Die Entscheidung sei Ausdruck seiner Verantwortung, die er gegenüber den internationalen Künstlerinnen und Künstlern sowie den Wiener Festwochen wahrnehme, so Zierhofer-Kin weiter.

Der Intendant der Wiener Festwochen, Thomas Zierhofer-Kin

APA/Roland Schlager

Der Vertrag mit Tomas Zierhofer-Kin wurde drei Jahre vor Ablauf aufgelöst

Einvernehmliche Lösung

Die Entscheidung sei „in einem konsensualen Gespräch“ mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rudolf Scholten, Festwochen-Geschäftsführer Wolfgang Wais und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) gefallen, wie die Stadträtin betonte. „Wir teilen das Interesse an einer Kunst, die nicht nur reproduzierend ist, sondern auch in neue Terrains vordringt. Ich weiß, was eine derartige Neuorientierung, die Zierhofer-Kin vorgenommen hat, auf allen Ebenen bedeutet.“ Sie müsse jetzt darüber nachdenken, wie die Festwochen weiterhin als „innovatives und strahlendes Festival“ zu positionieren sei.

Festwochen-Intendant geht

Nach nur zwei Jahren an der Spitze der Wiener Festwochen muss Tomas Zierhofer-Kin wieder gehen. Es sei seine freie Entscheidung gewesen.

Festwochen-Geschäftsführer Wais bedauerte den Schritt Zierhofer-Kins, während Aufsichtsratsvorsitzender Scholten Zierhofer-Kin „für den mutigen Schritt, eine Neukonzeption der Wiener Festwochen einzuleiten“, dankte. Er habe den Eindruck, „dass ihm dabei sehr vieles außerordentlich gut geglückt ist, und hoffe, dass er den Festwochen weiterhin verbunden bleibt“.

Kritik schon im Vorjahr

Schon die erste Saison des Nachfolgers des nach Salzburg gewechselten Intendanten Markus Hinterhäuser war im Vorjahr unter starke Kritik geraten: Die einstige Leistungsschau des Welttheaters, das über ein so großzügiges Budget - von den 12,5 Mio. Euro kommen 10,4 Mio. von der Stadt Wien - verfügt wie nur wenige andere europäischen Festivals, sei zu performancelastig und zu ausschließlich diskursorientiert, lauteten die Vorwürfe.

Zierhofer-Kin verteidigte sich damit, dass ein Neustart und ein Versuch, neues Publikum für das Festival zu gewinnen, von der Stadt Wien gewünscht worden sei. Er räumte aber „Kommunikationsprobleme“ beim Vermitteln seines Programms ein: „Beim Durchblättern des Programmbuchs hatte man das Gefühl, es ist ein postkoloniales Diskursfestival“, gab er zu. Er veränderte sein Kuratorenteam und programmierte heuer weniger spröde.

Publikumserfolge fehlten auch heuer

Dennoch vermisste man auch diesmal große Publikumserfolge ebenso wie bedeutende Eigenproduktionen. Die Besucherzahlen seiner am Sonntag zu Ende gegangenen zweiten Saison sollen voraussichtlich am Donnerstag bekanntgegeben werden, hieß es heute seitens der Festwochen.

„Auf jeden Fall braucht so ein Konzept Zeit, sich zu entwickeln“, hatte Zierhofer-Kin im April im APA-Interview gesagt. Diese Zeit hat er nun nicht mehr.

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