Kriminalität: Zweithöchster Rückgang in Wien

In Österreich sind die Anzeigen im ersten Halbjahr 2018 um zehn Prozent zurückgegangen. Das zeigen die vorläufigen Zahlen des Bundeskriminalamts. In Wien gab es im Bundesländervergleich den zweithöchsten Rückgang.

Von Jänner bis Juni 2018 bearbeitete die Polizei insgesamt 228.887 Anzeigen. Das bedeutet einen Rückgang um 25.356 Anzeigen (minus zehn Prozent). Im ersten Halbjahr 2018 wurde somit der niedrigste Anzeigenwert der letzten zehn Halbjahre erreicht, heißt es aus dem Bundeskriminalamt.

In allen Bundesländern war bis Ende Juni 2018 ein Anzeigenrückgang zu verbuchen, prozentual am höchsten war dieser im Burgenland (minus 15,3 Prozent) gefolgt von Wien ( minus 14,7 Prozent) und der Steiermark ( minus elf Prozent).

Kriminalität in Wien geht zurück

In Österreich sind die Anzeigen im ersten Halbjahr 2018 um zehn Prozent zurückgegangen. In Wien gab es den zweithöchsten Rückgang.

„Ein Zehnjahrestief“ in Wien

Der Rückgang bedeutet auch für Wien „ein Zehnjahrestief“, sagte Michael Mimra, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamtes. Genau 82.573 Anzeigen wurden von der Polizei bearbeitet, im ersten Halbjahr 2017 waren es noch 96.825 gewesen.

Teils deutliche Rückgänge gab es bei Einbrüchen, Fahrzeug-Diebstählen, Gewaltdelikten und auch bei der Aufklärungsquote. Wurden im ersten Halbjahr 2018 noch 3.141 Anzeigen wegen Einbrüchen erstattet, waren es heuer 2.196 und damit um 30 Prozent weniger. Pro Tag wird so im Schnitt in zwölf Wohnungen oder Häuser eingebrochen. Einen Rückgang um 22 Prozent gab es auch bei gestohlenen Fahrzeugen. Hier sanken die Anzeigen von 617 auf 484.

Zahl der Morde in der Stadt gestiegen

Ebenfalls deutlich weniger geworden ist die Zahl der Gewaltdelikte. Wurde in den ersten sechs Monaten 2017 noch 7.958 Anzeigen erstattet, waren es im Vergleichszeitraum 2018 insgesamt 7.062. Dies ist ein Rückgang von elf Prozent. Gestiegen ist jedoch die Zahl der Tötungsdelikte. Insgesamt 17 gab es in den ersten sechs Monaten 2018, 16 davon seien geklärt, sagte Mimra. Im Mai wurde in einer Wohnung in Ottakring ein 32-Jähriger erstochen. Diese Tat ist nicht geklärt. Mit zwölf Tötungsdelikten waren es im ersten Halbjahr 2017 deutlich weniger gewesen.

„Eine Steigerung um rund zwölf Prozent gab es bei Sittlichkeitsdelikten“, sagte Mimra. Darunter fallen unter anderem sexuelle Belästigung, aber auch Vergewaltigungen. Einen Rückgang um zwölf Prozent gab es wiederum bei Suchtmitteldelikten. „Hier handelt es sich aber um Kontrolldelikte“, betonte Mimra. Die Anzeigen wegen Drogenvergehen gingen laut Mimra von rund 7.000 auf rund 6.000 zurück. Konstant geblieben ist laut Polizei die Wirtschaftskriminalität in Wien. Hier gab es im ersten Halbjahr 2018 knappt 10.000 Anzeigen. Der Boom im Bereich Internetkriminalität hält weiter an. Hier wurden in den ersten sechs Monaten 2018 insgesamt 3.009 Anzeigen erstattet - um elf Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2017.

Die Aufklärungsquote sank von 42 Prozent im ersten Halbjahr 2017 auf 40 Prozent. Die Wiener Polizei forschte bis Ende Juni 2018 insgesamt 38.72 Tatverdächtige aus. Der Anteil der fremden Tatverdächtigen lag bei 51,4 Prozent - insgesamt 19.895 waren keine österreichischen Staatsbürger. Unter allen ausgeforschten Tätern stellten nach den Österreichern die Serben mit acht Prozent die meisten Fremden, gefolgt von vier Prozent Rumänen und drei Prozent Afghanen.

Einbrüche österreichweit deutlich zurückgegangen

Besonders deutliche Rückgänge gibt es österreichweit bei Anzeigen von Fahrraddiebstählen mit minus 15 Prozent und bei Auto- und Motorraddiebstählen (minus 14 Prozent). Auch die Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser sind von 6.680 auf 5.808 Anzeigen weiter gesunken (minus 13 Prozent).

„Bei Wohnungs- und Wohnhauseinbruch sind wir sehr zufrieden, das ist die Kriminalität, die uns besonders am Herzen liegt, weil die trifft Herrn und Frau Österreich in ihrem privaten Bereich. Und verursacht ein besonders negatives Sicherheitsgefühl“, sagt Franz Lang, der Direktor des Bundeskriminalamts gegenüber Ö1.

Massiv mehr Vergewaltigungen angezeigt

Auch die Anzeigen von Gewaltdelikten sind österreichweit mit 19.730 um 4,3 Prozent rückläufig. „Was uns freut ist, dass Gewaltdelikte insgesamt zurückgehen. Der Trend seit 2016 konnte also in das Gegenteil gedreht werden“, sagte Lang.

Sorgen machen dem Bundeskriminalamt 370 angezeigte Vergewaltigungen, denn das ist ein Anstieg um 43 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres. „Bei den Opfern sehen wir, dass mehr Personen nicht die österreichische Staatsbürgerschaft haben. Es kann daran liegen, dass mehr Opfer im Land sind, es kann aber auch daran liegen, dass die Anzeigebereitschaft steigt“, sagt Lang.

Im Bereich der wichtigsten Delikte des Suchtmittelgesetzes bedeuten rund 19.000 Anzeigen ein Minus von zehn Prozent. Wobei speziell hier zum Tragen kommt, dass die Polizei indirekt die Zahl ihrer Anzeigen an die Staatsanwaltschaft, durch mehr Kontrollen, beeinflussen kann. Laut Bundeskriminalamtschef Lang wurden weniger Drogenkonsumenten kontrolliert als im ersten Halbjahr 2017, die Polizei hat sich nun eher auf die Dealer konzentriert.

Internetkriminalität weiter auf dem Vormarsch

Erneut gestiegen ist die Internetkriminalität. In den ersten sechs Monaten wurden 8.501 Anzeigen von der Polizei abgearbeitet, 7.982 waren es im Vergleichszeitraum 2017, ein Anstieg um knapp sieben Prozent. Großteils geht es um Betrugsdelikte im Internet-Versandhandel, besonders schwerwiegend sind Internetattacken auf Firmen und Banken. „Das Darknet als globaler Markt für kriminelle Dienstleistungen ist weiterhin ein großes Thema“, sagt Lang.

Insgesamt konnte die Polizei im ersten Halbjahr 135.520 Tatverdächtige ausforschen, 40,8 Prozent waren ausländische Staatsbürger, ein sehr leichter Anstieg - 2017 lag er bei 40,5 Prozent. Die Aufklärungsquote war nach den vorläufigen Zahlen rückläufig von knapp 50 auf 48,8 Prozent.

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