Lange Haftstrafen für Juwelier-Trickdiebe

Nach mehreren Trickdiebstählen in Juwelier-Geschäften in der Wiener Innenstadt ist ein Ehepaar am Freitag zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Während die Frau die Angestellten ablenkte, steckte ihr Mann Ringe ein.

Der 36-jährige Angeklagte wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Diebstahls und einiger anderer Delikte zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Seine Ehefrau bekam dreieinhalb Jahre. Nach Rücksprache mit ihren Verteidigern nahmen die beiden die Strafen an. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Die Urteile sind daher nicht rechtskräftig.

Angeklagter befand sich auf der Flucht

Zuvor wurde die Methode der beiden analysiert: Während die Frau ihre zweijährige Tochter im Arm hielt und die Angestellten in Gespräche über Mode und Haarpflege verwickelte, ließ ihr Ehemann teure Ringe mitgehen. Dabei hätte sich der 36-Jährige eigentlich im Gefängnis befinden müssen. Der elffach Vorbestrafte war zuletzt 2014 wegen verschiedener Vermögensdelikte zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Im Jänner 2015 kehrte er von einem Freigang nicht in die Justizanstalt Sonnberg zurück.

Seither befand er sich auf der Flucht und finanzierte sich das gemeinsame Leben mit seiner sieben Mal vorbestraften Ehefrau, indem er in Supermarkt-Filialen in Kassenladen griff und Bargeld an sich raffte oder in Handy-Shops Smartphones stahl und diese gewinnbringend weiterverkaufte.

Angeklagte wollten nur „spazieren gehen“

Nach der Geburt ihrer Tochter konzentrierte sich das Paar ab Anfang Februar 2018 auf Juweliere, was die Höhe der Beute deutlich nach oben drückte. Eigentlich sei man in der Wiener Innenstadt nur spazieren gegangen, schilderte der 36-Jährige einem Schöffensenat. Die Auslage eines Juweliers hätte ihn dazu bewogen, sich nach einem Ehering für seine Frau umzusehen.

Im Geschäft sei er dann völlig verblüfft gewesen, dass Schmuckstücke offen herumlagen, die Vitrinen nicht besonders bewacht wurden und ihm Ringe einfach über den Ladentisch gereicht wurden: „Ich konnte es nicht glauben. Ich dachte, das ist ein Fehler. Alles lag offen da, ich musste einfach rübergreifen. Es war keine Absicht, dass wir stehlen gegangen sind. Es war zu verlockend für mich.“

Ringe im Wert von zehntausenden Euro gestohlen

Am 5. Februar stahl das Ehepaar zwei wertvolle Ringe. Am 7. Februar schlugen zwei versuchte Diebstähle in zwei anderen Geschäften fehl - die Angestellten ließen sich nicht übertölpeln. Besser lief es aus Sicht der Angeklagten am 8. Februar, als sie ein Geschäft mit zwei Ringen im Wert von 25.900 und 14.900 Euro verließen. Auf die Spur der Kriminellen kam man aufgrund von Aufnahmen aus Überwachungskameras. Die der Polizei nicht Unbekannten konnten identifiziert und in weiterer Folge festgenommen werden. Ein Urteil wird noch im Laufe des Tages erwartet.

„Ich wusste nicht, dass die so wertvoll sind. Es war ja kein Preisschild oben“, behauptete der 36-Jährige. Er sei davon ausgegangen, dass der Schmuck „vielleicht 3.000 oder 4.000 Euro gekostet hätte“. Er habe den wahren Wert nicht einschätzen können: „Ich hab’ nie was besessen, das so wertvoll ist“. Verkauft habe er die Ringe um 350 Euro, um sich damit Kokain und Heroin beschaffen zu können. Laut den Angestellten sind die Ringe allerdings sehr wohl ausgepreist gewesen.