Neuer Leistungstest für Berufsrettung

Rund 500 Sanitäter der Berufsrettung Wien müssen alle zwei Jahre eine Rezertifizierung absolvieren. Der Leistungstest findet in einem neuen Schulungszentrum in Simmering unter Verwendung modernster Methoden statt.

Nicht nur die Ausbildung von Sanitätern ist gesetzlich geregelt, sondern auch die Rezertifizierung. Diesen Test veränderte die Berufsrettung nun „ganz massiv“, nach eigenen Angaben ist man erst die zweite Rettungsorganisation in Europa nach einer in den Niederlanden, die freiwillig eine Rezertifizierung mit Video-Analyse und Supervision bei realen Einsätzen eingeführt hat. „Da sind wir weit über dem gesetzlichen Niveau“, betonte Michael Girsa, Leiter der Schulstation.

Geprüft wird an einem Tag jeweils ein Team aus zwei Sanitätern, die sonst auch gemeinsam Dienst am Rettungswagen versehen. Das Duo bekommt vorher Bescheid, wann der nächste Rezertifizierungstermin ansteht, und muss an diesem Datum seinen Dienst in der Rettungsstation in der Kaiser-Ebersdorfer Straße antreten. Der Leistungstest besteht quasi aus einem theoretischen Teil im Schulungszentrum und einem praktischen Teil im realen Einsatz.

Realitätsnahe Einsatzszenarien für Sanitäter

In einem speziellen Raum der Schulstation stehen für die beiden Kollegen am Vormittag Szenarien-Trainings an einer Puppe auf dem Programm. In den Ecken des Zimmers befinden sich Kameras, die die Übungen zur besseren Aufarbeitung in der Nachbesprechung aufzeichnen. Der Schulungsleiter befindet sich sichtbar im Raum. Er erklärt das Szenario, gibt Informationen über den Zustand des fiktiven Patienten in Form der Übungspuppe weiter und macht sich Notizen. Ansonsten ist der Raum bis auf die benötigte Ausrüstung der Sanitäter leer.

Die Mitarbeiter müssen zwei Reanimationsszenarien und zwei Traumaszenarien durchlaufen, bei denen die Versorgung von Verletzungen geübt wird. Jeder der beiden ist dabei einmal in der Rolle des Team-Leaders. Die verschiedenen Übungen dauern etwa zehn Minuten, die Mitarbeiter werden unter Stress gesetzt und kommen bei der Herzdruckmassage an der Puppe durchaus ins Schwitzen. „Das ist eine Leistungsüberprüfung, keine Trainingssituation“, betonte Girsa. Darauf folgt eine Nachbesprechung mit Analyse der Videoaufzeichnung.

Schriftliche Beurteilungen für Sanitäter und Trainer

Am Nachmittag werden reale Einsätze gefahren und von einem Supervisor begleitet. „Wir wollen sehen, ob das was wir unterrichten und überprüfen, beim Patienten ankommt“, so Rettungsdienstleiter Andreas Zajicek. Die Mitarbeiter erhalten am Ende des Tages eine schriftliche Beurteilung ihrer Leistung. Bei Bedarf bekommen sie Fortbildungen empfohlen. Umgekehrt müssen die Sanitäter auch Feedback-Bögen über den Trainer ausfüllen. Die Videoaufnahmen von den Übungen werden nach dem De-Briefing gelöscht.

Die Schulstation ist eine Außenstelle der Rettungsakademie der Berufsrettung zur Ausbildung von Einsatzkräften. Dort sind bereits Schulungsräume vorhanden, in denen etwa ein Wohnzimmer oder eine Baustelle inklusive dazugehöriger Einrichtung aufgebaut sind, um Übungsszenarien realer zu gestalten. Die neue Schulstation soll weiter ausgebaut werden, sodass das Szenarien-Training „der Realität immer näher kommt“. Angedacht ist etwa ein Beamer, um Hintergründe wie eine U-Bahn-Station als fiktiven Einsatzort an die Wand projizieren zu können.

red,wien.ORF.at/APA

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