TAG-Theater wird „leise stranguliert“

Das TAG-Theater in Wien-Mariahilf wird in der Saison 2018/19 drei Eigenproduktionen und drei Wiederaufnahmen bieten. Die finanzielle Situation sieht der künstlerische Leiter Gernot Plass als schwierig, man werde „leise stranguliert“.

Die Inflation sei wieder angesprungen, werde jedoch vom Subventionsgeber nicht ausgeglichen. Die fehlende Anpassung der 770.000 Euro, die das TAG von der Stadt Wien jährlich erhält, werde sich bis zum Ende ihrer Leitungsverträge 2021 auf insgesamt 327.000 Euro summiert haben, rechnete der kaufmännische Chef Ferdinand Urbach bei der Programmpräsentation in dieser Woche vor.

„Es findet eine langsame, leise Strangulierung statt“, sagte Plass. „Es geht um die Erhaltung der Substanz. Da ist Feuer am Dach“, ergänzte Urbach. Zu den beschämenden Begleitumständen zähle etwa, dass man die Schauspieler weiterhin im spielfreien Sommer abmelden müsse.

Gernot Plass

TAG/Georg Mayer

Gernot Plass richtete einen Appell an die Kulturstadträtin

Forderung nach Planungssicherheit

„Wir sind eine städtische GmbH und im Eigentum der Stadt Wien. Wir verlangen, dass man sich um uns kümmert“, so die beiden Geschäftsführer unisono. Man brauche nicht nur finanzielle Zuwendung, sondern auch Planungssicherheit. „Wir sind nicht abgeneigt zu verlängern, kleben aber auch nicht an unseren Posten. Eine Neuausschreibung sollte zeitgerecht und in aller Ruhe erfolgen.“

Mit der neuen Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) habe man zwar noch keinen Termin, sei aber froh, mit ihr eine Fachfrau als Gesprächspartnerin bekommen zu haben. „Es ist uns aber bewusst, dass wir wohl nicht ganz oben auf ihrer aktuellen Agenda stehen.“

16.340 Besucher und ein Eigendeckungsgrad von 18,1 Prozent sorgten in der Saison 2017/18 für einen leichten Zuwachs, nur die Auslastung von 72,3 Prozent lag geringfügig unter jener der Vorsaison.

Erste Premiere mit „Untergang“

In der Saison 2018/2019 bietet das TAG drei Eigenproduktionen und drei Wiederaufnahmen. „Wir produzieren weniger und spielen das, was wir machen, häufiger“, sagte Plass bei der Präsentation. Mit den Wiederaufnahmen der erfolgreichen Produktionen „Auf der Suche nach dem sechsten Sinn“ (ab 29.9.), „Unterm Strich - Ein Jahrmarkt der Eitelkeit“ von Margit Mezgolich (ab 11.10.) und „Macbeth. Reine Charaktersache“ (ab 17.10.) startet man in die neue Saison.

Die erste Premiere gilt am 17. November (dem Tag der Verleihung der Nestroy-Theaterpreise) der Uraufführung „Der Untergang des österreichischen Imperiums oder Die gereizte Republik“, die Ed. Hauswirth mit einem teilweise vom Koproduktionspartner Theater im Bahnhof Graz gestellten achtköpfigen Ensemble („Urbach: Die größte Produktion seit langem“) erarbeitet.

Inspiriert vom Film „Der Untergang des amerikanischen Imperiums“ des Kanadiers Denys Arcand (1986) und sehr frei nach „Il Decamerone“ von Giovanni Boccaccio (um 1350) ziehen sich in dem Stück acht Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in eine mondäne Semmering-Villa zurück, um darüber nachzudenken, warum die Linke ihre Diskurs-Hegemonie verloren hat.

„Die Ratten“-Premiere nach Burgtheater

Die freie Tschechow-Adaption „Kirschgarten. Eine Komödie ohne Bäume“ des Litauers Arturas Valudskis (der 2016 mit „Die Möwe“ am TAG reüssierte) hat am 2. Februar 2019 Premiere und betont laut Plass „die komödiantische Seite“ des viel gespielten Stücks: „Es ist alles furchtbar - aber mit Augenzwinkern.“

Am 3. April 2019 hat die letzte Eigenproduktion der Saison Premiere: Bernd Liepold-Mosser (Plass: „Ein richtiger Kapazunder und ein großartiger Autor“) überschreibt Gerhard Hauptmanns sozialkritischen Klassiker „Die Ratten“. Man freue sich auf den Vergleich mit der Burgtheater-Produktion des Stückes, die in der Regie von Andrea Breth für März angekündigt ist, hieß es. Schon bei „Richard II.“ sei dieser Vergleich höchst interessant gewesen, zeigte man sich in der Gumpendorfer Straße selbstbewusst.

red, wien.ORF.at/APA

Link: