Keine Tiere, kein Plastik: Roncalli mit neuer Show

Artisten, Attraktionen, aber keine Tiere: Der Circus Roncalli schlägt ab Mittwoch wieder seine Zelte auf dem Wiener Rathausplatz auf. Bis 14. Oktober werden unter anderem Elefanten als 3-D-Hologramme in der Manege auftreten.

„Es kommt ja niemand zum Roncalli, um Tiere zu sehen. Diese Leute sollen nach Schönbrunn gehen“, meinte Direktor Bernhard Paul im APA-Interview. „Storyteller“ heißt das aktuelle Programm, das bis Mitte Oktober täglich außer Montag in der Hauptstadt gezeigt wird. Davor hatte der Tross bereits in Innsbruck Station gemacht, danach geht es weiter nach Graz, Linz und Berlin.

Warum diesmal keine Tiere? „Wer transportiert heute noch Nilpferde, Nashörner und Giraffen über die Autobahn im Stau? Das ist nimmer zeitgemäß. Die anderen sollen machen, was sie wollen, aber wir machen einen tierfreien Zirkus“, erklärte Paul. Wobei der Hausherr sowieso nie auf richtige Exoten gesetzt hat. Zuletzt habe man gerade noch eine Handvoll Ponys gehabt.

Clowns führen durch das Programm

Ganz verzichten auf herumtrabende Hingucker will Paul aber nicht. Also lässt er Pferde und Elefanten als 3-D-Hologramme in der Manege auftreten. Möglich macht das Beamertechnik. Ansonsten setzt man auf rein menschliches Können: „Wir haben die besten Artisten - neun der besten Clowns, die ich finden konnte.“ Sie führen durchs Programm.

Stolz ist der Hausherr auch auf eine Nummer, die er in Paris eingekauft hat: „Ein Chinese, der unglaubliche Dinge mit Stühlen macht - bis hinauf in die Kuppel.“ Nur für Schwindelfreie, immerhin ist das Roncalli-Zelt in der Mitte rund 16 Meter hoch.

28 Nationen für Aufführungen eingekauft

150 Leute beschäftigt der Direktor, rund die Hälfte steht vor dem Vorhang. Sie kommen aus 28 Nationen. Um gute Artisten zu finden, schwärmt ein eigenes Castingteam regelmäßig in alle Welt von Kuba über Russland bis Frankreich aus. Gerade habe man eine Nummer eingekauft, die im kommenden Programm Platz finden wird und bei der ein Akrobat aus Fleisch und Blut mit einem Autobauroboter Kunststücke vorführen wird.

Paul hat das Unternehmen mit Sitz in Deutschland vor 41 Jahren mit Andre Heller gegründet. Der Anfang war nicht allzu vielversprechend, denn die beiden überwarfen sich kurz nach der ersten Premiere, das Projekt ging pleite. Paul schaffte einen Neustart.

„Zirkus ist gut, wenn Kind und Intellektuelle lachen“

Sein Erfolgsgeheimnis? „Zirkus ist dann gut, wenn das Kleinkind und der Intellektuelle an der gleichen Stelle lachen und staunen“, sagte der Zirkusdirektor. Freilich müsse man immer wieder Kurskorrekturen vornehmen, aber: „Es muss nicht immer größer, höher und teurer werden. Es muss besser werden.“

Und man muss offenbar mit der Zeit gehen. Insofern werden diesmal nicht nur Tiere, sondern auch Plastik verbannt. „Irgendwer muss ja damit anfangen“, sagte der Chef, der sich gewissermaßen als Ökopionier versteht. Foodtrucks von Bio- bis Veggie-Essen finden in der laufenden Saison ebenfalls auf dem Zirkusareal Platz.

red, wien.ORF.at/APA

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