Wiener Ärztin erforscht „Heilkraft der Gedanken“

Mit einem neuen Buch möchte eine Wiener Ärztin aufzeigen, welchen Einfluss Gedanken bei der Genesung erkrankter Patienten haben. Mit Esoterik habe die Methode jedoch nichts zu tun.

„Krankheiten können wie Stoppschilder sein“, sagt Pathologin und Autorin Katharina Schmid. „Man muss kurz innehalten und sich umsehen, betrachtet dann das eigene Leben und erkennt: wo läuft es gut und wo nicht.“ Die eigenen Gedanken als wichtigen Faktor für eine effiziente Genesung werden laut Schmid jedoch häufig unterschätzt.

Schmid ist überzeugt davon, dass diese einen großen Einfluss auf die Gesundheit und effektivere Genesung von Krankheiten haben. In ihrem Buch „Kopfsache gesund: Die Wissenschaft entdeckt die Heilkraft der Gedanken“ bespricht sie diese Annahme anhand einiger Patientenbeispiele. „Ich kenne das von meinen Patienten. Da geht es einem schlecht und man ist krank und beschäftigt sich dann nur mehr mit der eigenen Krankheit“, sagt sie.

Ärztin Katharina Schmid

Verlag edition a

In ihrem Buch erforscht Schmid den Einfluss der Gedanken

Patientenbeispiele und wissenschaftliche Studien

„Denn das Gehirn hört das Wort ‚nicht‘ nicht richtig. Es ist wie mit dem rosa Elefanten. Wenn man sagt ‚ich möchte nicht krank werden‘ hört das Gehirn ‚ich möchte krank werden‘.“ Vielen Patienten seien vor allem die häufig negativen Gedanken über sich selbst gar nicht bewusst. „Dabei machen diese das Leben aus. Wenn ich eine positive Grundeinstellung habe, geht mir das Leben viel leichter von der Hand“, so Schmid.

In ihrem Buch bespricht sie diese Grundeinstellung anhand einiger praktischer Beispiele wie etwa einem Mann mit chronischer Nierenerkrankung, einer jungen Mutter mit Bandscheibenvorfall oder einem Weinbauern, der an Alkoholismus leidet. Gestützt werden Schmids Erfahrungen mit Studien - unter anderem der Hirnforschung und Epigenetik - die sich mit der Verbindung zwischen Psyche und Gesundheit auseinandersetzen.

Denn auch die Wissenschaft erkenne den Einfluss der Gedanken. So erforscht die Psychoneuroimmunologie – eine Teildisziplin der Psychosomatik - den Einfluss psychischer Probleme auf den Körper. „Wer psychisch gut drauf ist, hat ein besseres Immunsystem, das heißt die Selbstheilungskräfte sind aktiver“, so Schmid.

Großes Interesse der Patienten

Mit der Thematik beschäftigt sie sich schon seit einigen Jahren. Wissenschaftliche Belege für die Verbindung zwischen Gedanken und Gesundheit gebe es zwar, die fachlich spezifischen Studien seien aber für Patienten kaum verständlich.

Dabei sei das Interesse an der Methode groß. „Je nachdem, wie hoch der Leidensdruck ist, sind Patienten auch sehr froh, wenn sie die Möglichkeit haben, zusätzlich etwas für ihre Genesung zu tun. Es holt sie aus der Ohnmacht heraus und Betroffene lenken stattdessen die Gedanken darauf, was sie möchten“, sagt die Ärztin.

Sechs Monate langes Training erforderlich

Sie unterscheidet jedoch zwischen positiven und zielgerichteten Gedanken. Denn das positive Denken, sagt sie, berücksichtigt nicht den aktuellen Gesundheitszustand einer Person. „Sich dauerhaft einzureden, es geht einem gut, hat keinen Effekt.“

Das zielgerichtete Denken fokussiere sich hingegen auf Ergebnisse und erfordere Training. Dafür empfiehlt Schmid etwa, „sich abends vorzustellen, sich selbst zu mögen, gesund und fit zu sein und dieses innere Bild mit einem schönen intensiven Gefühl zu verbinden. Dann kann das Gehirn nicht unterscheiden, ob das echt ist oder nicht.“

Buchhinweis:

Katharina Schmid: Kopfsache gesund. Die Wissenschaft entdeckt die Heilkraft der Gedanken. Verlag edition a, 210 Seiten.

Es kann jedoch sechs Monate oder länger dauern, bis sich diese Gedanken verfestigen und effektiv sind. Eine andere Möglichkeit sei etwa Meditation. Mit Esoterik habe Schmids Buch jedoch nichts zu tun, betont sie. Vielmehr möchte sie die zielgerichteten Gedanken ergänzend zur Schulmedizin etablieren.

„Die Medizin soll menschlicher werden“

„Die Haltung ‚Ich gehe zum Arzt, der gibt mir eine Tablette und ich werde gesund‘ ist veraltet. Man kann so viel mehr aus seiner Gesundheit machen, wenn man mit einem guten Gefühl und mit Leichtigkeit und Spaß an die Thematik herangeht“, sagt die Pathologin.

Seitens der Mediziner hofft sie, dass auch diese künftig die Psyche ihrer Patienten miteinbeziehen und bereits bei der Anamnese den Patienten dahingehend befragen. „Die Medizin soll menschlicher werden, die Ärzte sollen erkennen, wie wichtig auch die Beziehung zum Patienten ist“, sagt Schmid. „Ich glaube, wenn sich die Ärzte dessen mehr bewusst sind, kann das ein Quantensprung in der Medizin sein.“

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