Novelle ebnet Weg für mehr Solarstrom

Den Strom für die eigenen vier Wände erzeugen: Nach Bürgerinnenkraftwerken und Solaranlagen auf Einfamilienhäusern wird im Oktober am ersten Wiener Genossenschaftsbau eine Fotovoltaikanlage fertig.

Mehr als 1.000 Fotovoltaikanlagen gibt es derzeit auf Einfamilienhäusern in Wien. Seit April können aber auch Mieter in Mehrparteienhäusern ihre eigenen Stromproduzenten werden. Möglich ist die deshalb, weil der Nationalrat die lange verhandelte, kleine Ökostromnovelle beschlossen hat.

Die erste Fotovoltaikanlage, dieser Art, kommt im Oktober auf einen Genossenschaftsbau in der Donaustadt. Pensionist Karl Reisinger hat seine Nachbarn überzeugt, dass ihr Dach mehr kann. „Ich bin von Tür zu Tür gegangen. Und so haben wir am Anfang nur 37 Teilnehmer gehabt und haben jetzt 46“, erzählt Reisinger gegenüber „Wien heute“. Die Anlage umfasst insgesamt 68 Wohnungen.

„Potenzial von etwa 6.500 Mehrfamilienhäusern“

Derzeit wird an insgesamt vier Wiener von Mehrparteienhäusern an der Umsetzung eines „Sonnendachs“ gearbeitet. „In Wien gibt es ungefähr 65.000 solche Mehrfamilienhäuser, die sich grundsätzlich dafür eignen. Wir gehen jetzt realistisch davon aus, dass es ein Potenzial von etwa zehn Prozent gibt, dass wären also 6.500 Mehrfamilienhäuser“, sagt Michael Strebl, der Geschäftsführer von Wien Energie.

Die steigenden Nachfragen lässt Fotovoltaik-Anlagen billiger werden. „Das halten wir wirklich für sehr erfreulich, weil Fotovoltaik ist die erneuerbare Energie für den städtischen Raum und damit auch für Wien. Sie sind ungefähr, bei einer kleinen Fotovoltaikanlage mit 5.000 Euro dabei. Die Förderungen schwanken immer ein wenig“, so Strebl.

Photovoltaik-Anlage auf Genossenschaftsbau

„Wien heute“ hat den ersten Wiener Genossenschaftsbau besucht, der seinen Strom von der Sonne beziehen wird.

„Könnte erheblichen Teil der Kraftwerke stilllegen“

Robert Schillinger hat mit 22 Fotovoltaik-Modulen bereits seit 2016 ein kleines Kraftwerk auf seinem Einfamilienhaus in Hietzing. „Ein Durchschnittshaushalt kann man sagen, braucht am Tag circa zehn Kilowattstunden. Und das wird Zweidrittel des Jahres vollständig aus der Solaranlage abgedeckt“, sagt Schillinger.

Überschüssigen Strom nutzt er für warmes Wasser und auch zum Laden seines Elektroautos. Nur im Winter geht es sich mit dem Sonnen-Strom nicht immer aus. „Wo es diesig ist und kaum die Sonne durchkommt, da geht es sich in der Regel nicht aus, da muss man 20 bis 30 Prozent aus dem Netz zuschießen“, sagt Schillinger. Sein Bewusstsein Strom zu verbrauchen habe sich durch die Selbstversorgung verändert.

Weil die Stadt der Zukunft stark auf Solarenergie setzt, werden die Anlagen auch gefördert. Robert Schillinger hat etwa 5.000 Euro zugeschossen bekommen. Er hat nie bereut selbst 10.000 Euro investiert zu haben: „Wenn das jeder hätte, könnte man einen erheblichen Teil der Kraftwerke zumindest einen wesentlichen Teil des Jahres stilllegen.“

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