Hochhaus Herrengasse: Gegenpol zum roten Wien
Früher war das Hochhaus eine architektonische Provokation: 50 Meter hoch, in unmittelbarer Nähe zum Stephansdom. Heute handelt es sich dabei um ein Wiener Wahrzeichen und Monument österreichischer Baukunst.
Zukunftsweisende Skelettbetonbauweise
„Weil es zum ersten Mal in Wien eine Skelettbetonbauweise war und die ist einmalig in ihrer Umsetzung in Wien gewesen zu dem Zeitpunkt und hat dann auch in der Bautechnik eine Musterposition gehabt“, erzählt Wolfgang Spitzy, Vertreter der Eigentümer im „Wien Heute“-Interview.
Die Architektin Judith Eiblmayer hat ihr Büro im Hochhaus. Sie hat gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Iris Meder ein Buch über das Haus geschrieben, auch über die politische Dimension des Bauwerks, das als bürgerliches Gegenstück zu den Gemeindebauten des roten Wiens gedacht war.
„Es war wirklich das absolute Gegenstück in Opposition zum roten Wien. Man wollte sich puristisch zeigen, möglichst zurückhaltend in der Gesamtform, weil sich das Hochhaus in der Gasse auch zurücknimmt und als Hochhaus gar nicht so wahrnehmbar ist“, sagt Eiblmayer.
Prominente Mieter von Waltz bis Wessely
Durchaus wahrnehmbar waren stets die prominenten Mieter des Hauses. Hollywoodstar Christoph Waltz hat einige Jahre im Hochhaus Herrengasse gewohnt, auch Oskar Werner, Curd Jürgens oder Paula Wessely. Das Haus ist immer noch in Familienbesitz. In den Wohnungen sei es sehr still, man höre fast nichts außer manchmal Glocken oder Pferdegetrappel, erzählen aktuelle Mieter wie etwa Filmproduzent Rudolf Klingohr. Er hat hier vor 60 Jahren als Liftboy gearbeitet.
Seit fast zwei Jahren ist die Herrengasse eine Begegnungszone - mehr dazu in Privat finanzierte Begegnungszone eröffnet. Das Architekturdenkmal Hochhaus Herrengasse sticht heute auch als Zentrum der urbanen Entwicklung hervor.