Kläranlage macht sich Strom selber

Die Wiener Hauptkläranlage in Simmering soll sich selbst mit Energie versorgen. Diese soll aus Klärschlamm gewonnen werden, von dem es in der Anlage genug gibt. Zur Produktion werden gerade sechs Faultürme errichtet.

Derzeit wird der Klärschlamm verbrannt und thermisch verwendet, es wird also Wärme aus ihm gewonnen. Künftig soll sich das ändern, wenn der Schlamm dann in einer Art überdimensionalen Biogas-Anlage zum Einsatz kommt. Für die Gewinnung von Ökostrom aus Klärschlamm werden derzeit sechs Faulbehälter gebaut. Christian Gantner, Generaldirektor ebswien: „Dieses Gas geht dann über Filteranlagen in Blockkraftwerke, wo dann Strom und Wärme erzeugt werden.“

e os Simmering

ORF

Sechs Faulbehälter werden errichtet

Mit TU Wien entwickelt

Klärschlamm fällt quasi als Reststoff bei der Abwasserreinigung an. Die ebswien hauptkläranlage entwickelte gemeinsam mit dem Institut für Gewässergüte der Technischen Universität Wien ein Verfahren zur Energiegewinnung. Bevor der Schlamm in die Faulbehälter gelangt, muss ihm Wasser entzogen werden. Je „dicker“ der Schlamm dabei ist, desto besser ist das für die Energiebilanz. Der Schlamm muss für die Faulung nämlich einschließlich des enthaltenen Wassers erwärmt werden. Ein geringerer Wasseranteil spart dabei Energie.

Zu „dick“ darf der Schlamm aber auch nicht werden, da er sonst nicht mehr gepumpt werden könnte. Durch das Projekt soll die ebswien nach eigenen Angaben vom großen Energieverbraucher zur energiepositiven Kläranlage. Sie kann über den Zeitraum eines Jahres betrachtet mehr Energie (insbesondere Strom) erzeugen, als sie für die Abwasserreinigung benötigt. Die Wiener Klimabilanz profitiert maßgeblich: Der Ausstoß von CO2-Äquivalenten sinkt um rund 40.000 Tonnen pro Jahr, das entspricht 6.700 Erdumrundungen mit einem Auto.

Versuchsanlage E_OS - Energie_Optimierung Schlammbehandlung

PID/Christian Houdek

Versuchsanlage E_OS - Energie Optimierung Schlammbehandlung

250 Millionen Euro Kosten

Im Herbst nächsten Jahres soll der Testbetrieb beginnen. Ab dem Jahr 2020 soll der gesamte Strombedarf der ebs-Wien Abwasserreinigung mit aus Klärschlamm gewonnener Energie gedeckt werden. Das sind insgesamt rund 60 Giga-Watt-Stunden pro Jahr. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 250 Millionen Euro.

In etwas kleinerem Maßstab präsentiert sich ein entfernt ähnliches Projekt bei der Vienna Design Week, nämlich eine Mondlandefähre als mobiles WC: Mit dem Projekt „Pee Power“ wird die Toilette dazu verwendet, Strom aus Urin zu erzeugen. Auch ein Wiener Unternehmen ist an dem Projekt beteiligt - mehr dazu in Strom aus Urin bei Vienna Design Week.

Link: