Falsche Protokolle: AKH-Chirurg suspendiert

Eine Untersuchungskommission bezeichnet die Vorwürfe gegen einen Chirurgen am Wiener AKH als erhärtet. Er soll OP-Protokolle manipuliert haben. Die Medizin-Uni Wien hat den Arzt suspendiert.

Im Beobachtungszeitraum steht bei dem betroffenen Chirurgen bei der weitaus überwiegenden Mehrzahl der untersuchten Operationen fest, dass er nicht Operateur war, obwohl er in den OP-Protokollen als Operateur eingetragen war. Diese Missstände bestünden, so die Kommission, seit zumindest dem Jahr 2014. Es bestehen deutliche Hinweise darauf, dass der betroffene Arzt von diesem Muster nicht nur wusste, sondern dass er die falschen Eingaben sogar anordnete.

Chirurg nach Protokoll-Fälschung suspendiert

Ein AKH-Brustchirurg wurde suspendiert, weil er OP-Protokolle gefälscht haben soll. Die Medizin-Uni Wien hat den Arzt suspendiert.

Stichproben an derselben Klinik ergaben, dass es die falschen OP-Einträge immer nur bei einer Person gegeben hat – bei dem im Fokus stehenden Chirurgen. Es handelt sich demnach um kein generelles Problem der Dokumentation an der betroffenen Universitätsklinik.

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MedUni Wien/AKH Wien/Houdek

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Brustkrebspatientinnen getäuscht

Konkret geht es darum, dass der Arzt in vielen Fällen in Operationsprotokollen des AKH als Operateur aufscheint, obwohl er zur selben Zeit in einer Privatklinik operiert hat. Seit 2014 soll er Brustkrebspatientinnen, die bei ihm in seiner Privatordinationen waren, das Gefühl vermittelt haben, dass er sie im AKH operieren wird. Tatsächlich hat aber ein anderer Chirurg operiert. Dennoch soll der verdächtige Arzt veranlasst haben, dass sein Name ins Protokoll geschrieben wird.

Arzt muss mit Konsequenzen rechnen

Die Kommission gab daher die Empfehlung ab, dienstrechtliche Schritte zu setzen. Der betroffene Arzt wurde dementsprechend sofort vom Rektorat der Medizin-Uni Wien dienstfrei gestellt, dienstrechtliche Schritte wurden eingeleitet.

Anfang August war eine Sonderkommission der Medizin-Uni Wien eingesetzt worden. Der fünfköpfigen Kommission gehören unter anderem ein ehemaliger Leiter einer Universitätsklinik für Chirurgie in Österreich, ein ehemaliger leitender Chirurg und ein emeritierter Rektor einer medizinischen Universität in Österreich an.

Verdacht besteht seit Juli

Seit Ende vergangener Woche berichteten österreichische Medien über möglicherweise falsch ausgefüllte Operationsprotokolle im AKH Wien, die von einem am AKH Wien tätigen Chirurgen veranlasst worden seien. Der Medizin-Uni Wien war der Verdacht im Juli 2018 bekanntgemacht worden, woraufhin von MedUni-Wien-Rektor Markus Müller eine Sonderkommission eingesetzt worden ist - mehr dazu in AKH-Arzt soll OP-Protokolle gefälscht haben.

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