Caritas beklagt Anstieg bei jungen Obdachlosen

Mehr als ein Drittel der wohnungslosen Menschen in Wien sind unter 30 Jahre alt, betont die Caritas, die Wiens einzige Notschlafstelle für Jugendliche betreibt. 446 junge Obdachlose nächtigten dort im Vorjahr.

Sie werden von den Eltern vor die Tür gesetzt, haben Gewalt erfahren oder können sich trotz Lehrstelle schlicht keine Wohnung leisten: Immer mehr junge Menschen in Wien sind von Obdachlosigkeit betroffen. Davon zeugen Zahlen von Betreuungseinrichtungen der Caritas. Mehr als ein Drittel der dortigen Klienten seien weniger als 30 Jahre alt, berichtete Generalsekretär Klaus Schwertner am Montag.

Bett Obdachlosenheim

ORF

Im „a_way“ können Jugendliche bis zu fünf Mal pro Monat kostenlos schlafen

Um Jugendlichen, die plötzlich auf der Straße stehen, akut helfen zu können, betreibt die Caritas mehrere Anlaufstellen in der Hauptstadt. Eine davon ist das „a_way“ in Ottakring (Neumayrgasse 4). In den Räumlichkeiten, wo man in einer Pressekonferenz auf das „Tabuthema“ aufmerksam machen wollte, finden bis zu zehn Wohnungslose zwischen 14 und 20 Jahren Platz. Zudem gibt es zwei Notbetten.

Durchschnittsalter sank von 27 auf 21 Jahre

Bis zu fünf Mal pro Monat kann man hier kostenlos und anonym schlafen, bekommt zu essen, kann duschen und seine Wäsche waschen. „Die Jugendlichen können rund um die Uhr an unsere Türe läuten“, versicherte Claudia Amsz, Caritas-Leiterin des Bereichs Jugend und Familie.

Junge Obdachlose

Stefanie Steindl

Den obdachlose Jugendlichen stehen Sozialarbeiter der Caritas zur Seite

Zusätzlich kümmern sich Sozialarbeiter um die Klienten und stellen nötigenfalls Kontakt zur Suchthilfe, zu stationärer oder psychiatrischer Versorgung oder zur Kinder- und Jugendhilfe der Stadt her. Außerdem gibt es im Haus drei Wohngruppen mit acht Einzelzimmern, die bis zu drei Monate zur Verfügung stehen.

446 Menschen nächtigten im Vorjahr insgesamt 2.970 Mal im „a_way“. 2016 waren es noch um 70 Personen weniger. Das Durchschnittsalter liegt hier bei 17 Jahren. Dass Obdachlose offenbar immer jünger werden, zeige sich auch im „JUCA“, dem Caritas-Wohnhaus für junge Erwachsene bis 30 Jahre. Laut Schwertner ist das Durchschnittsalter der Bewohner im vergangenen Jahrzehnt von 27 auf 21 Jahre gesunken.

Obdachlose Jugend

Mehr als ein Drittel der wohnungslosen Menschen in Wien sind unter 30 Jahre, so die Caritas, die die einzige Notschlafstelle für Jugendliche betreibt.

Rotes Kreuz mit neuer Obdachlosen-Einrichtung

Ein vestärktes Angebot für Wohnngslose bietet auch Hermes, die neueröffnete Unterkunft des Roten Kreuz in Landstraße. Die ehemalige Notschlafstelle wandelte sich im Zuge der Umbauarbeiten durch den Fonds Soziales Wien, der die Einrichtung auch fördert, in ein „Chancenhaus“.

Dieses verfolgt ein neues integratives Konzept der Wiener Wohnungslosenhilfe. Den rund 150 wohnungslosen Menschen stehen ein Wohnangebot in Ein- sowie Doppelzimmern, intensivierte sozialarbeiterische Betreuung und flexible Begleitangebote zur Verfügung - mehr dazu in Haus Hermes.

Caritas-Chef Schwertner kritisierte am Montag einmal mehr die Mindestsicherungspläne der Bundesregierung. „Wer bei der Mindestsicherung kürzt, nimmt einen Anstieg der Kinderarmut in Kauf“, redete der Caritas-Generalsekretär ÖVP und FPÖ ins Gewissen. Allein im Vorjahr seien rund 100.000 Kinder aus den Mitteln der Mindestsicherung unterstützt worden.

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