Essl schenkt Albertina 1.323 Kunstwerke

1.323 Kunstwerke der Sammlung Essl gehen als Schenkung an die Albertina, das haben Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP), Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder und Karlheinz Essl bekanntgegeben. Die gesamte Sammlung ist im Künstlerhaus zu sehen.

„Nach vielen gemeinsamen intensiven Gesprächen haben wir eine langfristige Lösung gefunden. Es wäre unfassbar schade, wenn diese wichtige Sammlung für die Öffentlichkeit nicht zugänglich wäre, da waren sich, glaube ich, auch immer alle einig“, erläuterte Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) Donnerstagnachmittag vor Journalisten. Es müsse daher im kulturpolitischen Interesse sein, die Sammlung einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

„Mitgedacht werden muss aber auch der sorgsame Umgang mit Steuergeld“, so Blümel, der in den vergangenen Monaten prüfen ließ, ob es eine Alternative zu der von seinem Vorgänger Thomas Drozda (SPÖ) ausgehandelten Deal der Dauerleihgabe gibt. „Ich bin froh, dass wir auf eine weitere Variante gestoßen sind“, so Blümel.

Gernot Blümel, Karlheinz Essl, Klaus Albrecht Schröder

BKA/Andy Wenzel

Kulturminister Gernot Blümel, Karlheinz Essl und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder (v. l. n. r.)

Essl: „Beste Voraussetzungen“

„Heute wurde die Albertina und damit die Republik Österreich beschenkt, um dieses Geschenk an Hunderttausende Menschen weiterzugeben“, sagte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. „Mein tiefer Dank gilt Karlheinz Essl, Agnes und Martin Essl sowie allen Mitgliedern der Familie und allen Stiftungsvorständen.“

Karlheinz Essl erklärte seine Motivation, die Sammlung nun doch der Albertina zu schenken, mit der damit verbundenen gesicherten Zukunftsperspektive: „Wir legen die Sammlung vertrauensvoll in die Hände der Albertina. Damit wird sie dauerhaft erhalten, wissenschaftlich und restauratorisch betreut und der Öffentlichkeit präsentiert.“

Er sei überzeugt, dass seine Sammlung „hier die besten Voraussetzungen findet, um sich zu entfalten, und die Bandbreite des Potenzials zur Geltung gebracht werden kann“. Er freue sich schon, wenn er das erste Mal eine aus der Sammlung bestückte Ausstellung betreten werde.

Sammlung Essl: Schenkung an die Albertina

Durch die Schenkung des Unternehmers Karlheinz Essl werden 1.323 Werke in den Bestand des Museums aufgenommen.

Keine Verkäufe aus Schenkung möglich

Gezeigt wird die Sammlung künftig im Künstlerhaus, das der Industrielle Hans Peter Haselsteiner derzeit um 40 Mio. Euro renovieren lässt. Seiner Stiftung gehören weiterhin 60 Prozent der gesamten Sammlung, die laut Schröder insgesamt rund 4.600 Werke umfasst. Erarbeitet wurde die Teilung von der Albertina, das Auktionshaus im Kinsky bewertete den Albertina-Sammlungsteil mit einer Bandbreite von 84,5 bis 91,1 Mio. Euro.

„Die Kriterien waren ganz einfach. Es musste eine faire Trennung sein. Im Teil von Haselsteiner finden sich 60 Prozent an bedeutenden Werken“, so Schröder. Allerdings gebe es in der Sammlung Werke von „nicht musealer Qualität“, diese seien bei Haselsteiner verblieben und sollen gegebenenfalls verkauft werden, um Lücken in der Sammlung durch weitere Ankäufe zu schließen. Die Albertina hingegen kann aus dem ihr geschenkten Teil keine Verkäufe tätigen. Auch alle mit der Sammlung verbliebenen Verbindlichkeiten wurden von Haselsteiner übernommen.

„Auch eine Schenkung ist mit Kosten verbunden“, erinnerte Kulturminister Blümel. Für das Jahr 2018 seien vom Bund 800.000 Euro geflossen, für 2019 sind 850.000 Euro budgetiert. Über 2020 und darüber hinaus werde es Verhandlungen geben, Blümel kann sich etwa die Erhöhung der Basisabgeltung für die Albertina vorstellen. Der Museumsbetrieb im Künstlerhaus wird finanziell von Haselsteiner übernommen.

Werke von Rainer, Attersee, Gironcoli

Unter den der Albertina geschenkten Werken finden sich zahlreiche Arbeiten von österreichischen Künstlern wie u. a. VALIE EXPORT, Günter Brus, Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee und Bruno Gironcoli. Unter den internationalen Künstlern sind etwa Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Paul McCarthy, Jonathan Meese, Raymond Pettibon oder Rosemarie Trockel vertreten.

Weiters gibt es mehrere hundert Fotografien in der Sammlung. Eingesehen werden kann die Liste der Werke im Internet unter Sammlungenonline.albertina.at/essl. Bisher finden sich 1.297 Objekte in der Datenbank, Schröder geht davon aus, dass die Liste in den kommenden Wochen vollständig zur Verfügung gestellt werden kann.

Essl Museum 2016 geschlossen

Die Sammlung Essl war im Jahr 2014 akut in ihrer Existenz bedroht gewesen, da Karlheinz Essls Unternehmen bauMax ins Trudeln geraten war. Nachdem eine Übernahme durch den Bund unter dem damaligen Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) nicht zustande gekommen war, sprang der Industrielle Haselsteiner ein und sicherte die Sammlung durch eine Überführung in eine neue Besitzgesellschaft, an der seine Familienstiftung 60 Prozent hält.

Dennoch kam es immer wieder zu Kunstverkäufen, um Schulden abzubauen. Im Juli 2016 musste das Essl Museum in Klosterneuburg in Niederösterreich geschlossen werden - mehr dazu in „Final Countdown“ im Essl Museum (noe.ORF.at; 30.6.2016).

Anfang 2017 verkündete der damalige Kulturminister Drozda, dass die Sammlung Essl gerettet sei. Die Sammlung wurde als Dauerleihgabe an die Albertina übergeben, insgesamt ging es um rund 5.000 Werke - mehr dazu in news.ORF.at. Der Deal sah vor, dass die öffentliche Hand alljährlich 1,1 Millionen Euro, insgesamt also etwa 30 Millionen, in die Erhaltung der Sammlung investiert, dafür soll es jedoch keine gesetzliche Regelung gegeben haben, berichtet der „Kurier“.

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