Drogenhandel: Jedmayer in schwieriger Lage

Das Suchthilfezentrum Jedmayer am Gumpendorfer Gürtel soll an den Stadtrand, fordert eine Bürgerinitiative. Der Drogenhandel im Grätzel sei ein Problem, es gebe aber keinen direkten Zusammenhang, heißt es vom Drogenkoordinator der Stadt.

Es kann jeden treffen, daher kommt der Name Jedmayer. Neben Psychologen betreuen sechs Allgemeinmediziner, drei Internisten, ein Lungenfacharzt und eine Gynäkologin rund 2.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr, viele kommen mehrmals. Viele der suchtkranken Besucher sind "auch wohnungslos, haben keinen Job und sind oft ohne Familie und soziales Netzwerke. Wir sehen bei vielen Patienten Depressionen, Angsterkrankungen“, sagt Hans Haltmayer, der ärztliche Leiter der Suchthilfe gegenüber „Wien heute“.

Das Suchthilfezentrum Jedmayer am Gumpendorfer Gürtel

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Jedmayer am Gumpendorfer Gürtel im Visier einer Bürgerinitiative

Im Erdgeschoß wird warmes Essen zu günstigen Preisen verteilt, für die Hygiene stehen Duschen und auch Waschmaschinen und Trockner bereit. Das Haus bietet auch 26 Notschlafstellen für suchtkranke Manschen, die etwa schon einen Termin für einen stationären Entzug in anderen Einrichtungen haben und hier die Zeit überbrücken. Bis zu 8.000 Spritzen werden täglich getauscht, der Rücklauf liege bei knapp 98 Prozent.

„Handelsszene Richtung Westbahnhof verlagert“

Doch seit dem Frühjahr habe der Drogenhandel in der Gegend stark zugenommen. „Wir hatten vor zwei Jahren die Situation im 20. Bezirk rund um die Jägerstraße/Dresdner Straße, wo die Handelsszene war, wo rundherum überhaupt keine Suchthilfeeinrichtung war. Jetzt ist es so, dass sich die Handelsszene Richtung Westbahnhof verlagert hat und daher jetzt mehr suchtkranke Menschen sich rund um den Westbahnhof und um das Jedmayer aufhalten. Es hat grundsätzlich mit dem Jedmayer keinen Zusammenhang“, sagt der Wiener Drogenkoordinator Ewald Lochner.

Spritzentausch im Suchthilfezentrum Jedmayer

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Spritzentausch in der Suchthilfeeinrichtung

Der Drogenhandel am Brodaplatz nur wenige hundert Meter von der Suchthilfe entfernt, ist aber sichtbar, in Grünflächen liegen Verpackungen von Spritzen. „Was wir dagegen tun ist, dass die Einheiten der Stadt Wien, wie die MA 48 und die MA42 verstärkt reinigen. Verstärkt heißt, zwei bis drei Mal am Tag reinigen. Und es ist für uns natürlich nicht tolerabel, dass Spritzen im öffentlichen Raum liegen“, sagt Locher. Im Jedmayer selbst ist der Suchtgiftkonsum verboten, bei Missachtung droht Hausverbot.

Verpackung von Spritzen am Christian-Broda-Platz

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Weggeworfene Spritzenverpackungen auf dem Christian-Broda-Platz

Bürgerinitiative mit Unterstützung von FPÖ und ÖVP

Die Bürgerinitiative „Mariahilf ohne Jedmayer“ setzt sich dafür ein, dass die Einrichtung am Gumpendorfer Gürtel geschlossen und an den Stadtrand verlegt werden soll. Eine Umsiedlung an den Stadtrand wäre die Lösung gegen die derzeit auffällige Kriminalität in Gumpendorf, heißt es. Der Sprecher der Initiative ist Anwalt Adrian Hollaender. Politische Unterstützung bekommt die Bürgerinitiative von der FPÖ und der ÖVP. Eine Absiedlung der Einrichtung an den Stadtrand kommt für die Stadt aber nicht in Frage, sagt Locher.

Suchthilfe „Jedmayer“ in schwieriger Lage

2.000 süchtige Menschen werden jedes Jahr im Jedmayr behandelt. „Wien heute“ hat die Einrichtung besucht.

Die Diskussion über den Standort, gehe jedenfalls an den Suchtkranken nicht vorbei, sagt der ärztliche Leiter. „Sie haben Angst und Sorge, dass ihnen das Behandlungsangebot und der Zugang zur medizinischen Versorgung verwehrt wird“, sagt Haltmayer.

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