Kampf gegen sexuelle Gewalt in Sportvereinen

Immer wieder kommt es in Sportvereinen zu sexuellen Übergriffen - ein prominenter Verdachtsfall ist etwa jener von Peter Seisenbacher. Die Wiener Sportvereine haben nun ein Fünf-Punkte-Präventionsprogramm implementiert.

In der Ganztagsvolksschule am Pastinkaweg in der Donaustadt trainiert mit dem Jiu-Jitsu-Verein einer von insgesamt 1.200 Wiener Sportvereinen. Geübt wird aber nicht nur das richtige Fallen oder Werfen, sondern seit Jänner auch ein sensibler Umgang mit sexualisierter Gewalt. Das „Hinschauen“ stehe an erster Stelle, betont Rudolf Hundstorfer, Präsident der Bundes-Sportorganisation, die das Präventionsprogramm initiiert hat.

Trainer brauchen Strafregisterbescheid

Zu dem Fünf-Punkte-Programm gehören unter anderem, dass vor der Anstellung eines Trainers ein Strafregisterbescheid eingeholt wird sowie Schulungen von Trainern zum Thema sexualisierte Gewalt. „Weil es leider in der Vergangenheit immer wieder Missstände gab - das muss man offen und ehrlich zugeben. Das können wir nicht tolerieren oder akzeptieren und darum haben wir uns dieses Programm vorgenommen“, so Hundstorfer im „Wien heute“-Interview.

Sportverein Kinder

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Eltern können jederzeit ins Training zuschauen kommen

Zur Prävention gehören auch offene Türen: „Wir haben im Verein eine der wichtigsten Maßnahmen für Eltern: Sie können bei uns jederzeit zusehen. Es gibt kein Voranmelden, es ist keine Tür geschlossen. Das ist eine sehr gute Maßnahme, damit kann man schon sehr vielen Pedosexuellen das Leben sehr erschweren“, schildert Trainer Ferry Kainz. Außerdem ziehen sich Trainer und Kinder nicht gleichzeitig um, in den Garderoben gilt ein Handyverbot - also Fotoverbot.

Ampelsystem gegen sexuelle Übergriffe

Anhand eines Ampelsystems erklären Trainer den Kindern, was nicht erlaubt ist. Bei sexuellen Handlungen steht die Ampel etwa klar auf Rot. „Das heißt, du musst dich wehren - auch wenn es in dem Moment vielleicht schwer ist. Das gilt für alle Sexualübergriffe wie Ausziehen oder Berührungen von Geschlechtsteilen. Du musst dich wehren“, so Kainz.

Sportverein Kinder

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Anhand eines Ampelsystems wird mit den Kindern trainiert

40 Sporttrainer sind dieses Jahr in Wien bereits geschult worden, wie sie bei Verdacht auf sexuelle Gewalt, ausgeübt durch Betreuer oder auch andere Sportler, reagieren sollen. In ganz Österreich gibt es hundert dieser Vertrauenspersonen. „Das heißt, wir haben ein richtiges Handout, was wir tun, wenn es passiert ist. Das Erste, das wir machen, ist den Verdacht prüfen“ erklärt Kainz. Handelt es sich um einen akuten Fall, wird sofort die Polizei verständigt. Liegt der Missbrauch in der Vergangenheit, werden Fakten gesammelt und nach einem eigenen Notfallplan des Vereins die Interventionsstelle gerufen.

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