Arbeiterinnen mit „alten“ Problemen

5.500 Industriearbeiterinnen stellen heute in Wien Waren her. In einer AK-Studie zu ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen zeigt sich, dass sie immer noch besonders unter Zeitdruck sowie der Doppelbelastung Job und Haushalt stehen.

55.000 Industriearbeiterinnen waren es im Jahr 1931. Käthe Leichter untersuchte 1932 ihre Arbeits- und Lebensbedingungen in ihrer Studie „So leben wir. 1.320 Industriearbeiterinnen berichten über ihr Leben“. Heute sind noch etwa 5.500 Industriearbeiterinnen in Wien tätig. Die Arbeiterkammer (AK) befragte jetzt mehr als 300 von ihnen ebenfalls zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen.

Arbeiterinnen Studie

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So manches Problem hat sich in den vergangenen 86 Jahren kaum verändert

Es zeigt sich, dass sich die Wohnsituation deutlich verbessert und die Arbeitssituation aufgrund der besseren wirtschaftlichen Lage weniger prekär ist. Nach wie vor sind aber Zeitdruck und gesundheitliche Belastungen durch schwere körperliche Tätigkeiten, Lärm oder Staub ein großes Thema. In vielen Bereichen lasse sich „erstaunlich wenig Bewegung“ feststellen, heißt es in der Studie. Frauen leisten einen Großteil der Haushalts- und Betreuungsarbeiten, der Zeitdruck ist enorm. „Erschöpfung und Zeitnot sind ein Kennzeichen der Arbeiterinnen damals wie heute.“

Industriearbeiterinnen mit „alten“ Problemen

Eine Studie zu Arbeitsbedingungen von Industriearbeiterinnen zeigt, dass Frauen am Fließband zu wenig verdienen - wie vor 85 Jahren.

Handlungsbedarf bei Digitalisierung

Ganze Industriezweige mit vielen Arbeitsplätzen für Frauen wie die Tabak- und die Textilindustrie sind verschwunden oder geschrumpft. Arbeiterinnen sind heute in der Nahrungsmittelproduktion, in der Pharma- und der Elektroindustrie, in Wäschereien sowie in der Metall- oder Schmuckindustrie beschäftigt. Einen Umbruch erlebt die Branche durch die Digitalisierung. Die Arbeiterinnen fühlen sich nicht miteinbezogen. „Hier gibt es Handlungsbedarf“, sagt Ingrid Moritz, Leiterin der Frauenabteilung der Wiener AK. Die Arbeitskräfte müssten in die Veränderungsprozesse einbezogen werden.

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AK verglich Situation heute und im Jahr 1932

Auch für AK-Präsidentin Renate Anderl zeigt die Studie politischen Handlungsbedarf auf: „Die Studie zeigt deutlich, dass Arbeitszeitregelungen entscheidende Voraussetzungen für ein gutes Arbeitsleben sind. Heute müssen wir leider über die negativen Auswirkungen der beschlossenen Arbeitszeit-Ausweitung diskutieren. Das 12-Stunden-Tag-Gesetz ist besonders für Frauen ein Problem, weil sie noch immer die Hauptverantwortung für die Familie übernehmen“, so Anderl. Neben guten Arbeitszeitregelungen brauche es die volle gesetzliche Anrechnung der Karenzzeiten und mehr betriebliche Weiterbildung.

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