Aids Hilfe für Kostenübernahme der Prophylaxe

Die Aids Hilfe Wien spricht sich dafür aus, Risikogruppen kostenlos die sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP) - die inzwischen auch in Österreich erhältlich ist - anzubieten. Es gebe dazu international vergleichbare Beispiele.

Das Thema HIV oder Aids befinde sich derzeit im Wandel, befand der Obmann der Aids Hilfe Wien, Wolfgang Wilhelm. Medizinisch seien die Fortschritte groß, es gebe aber auch neue Herausforderungen. Aktuell sei etwa zu überlegen, wie man mit der Prophylaxe umgehe. Anfangs habe diese - in Tablettenform angebotene - Behandlung noch rund 800 Euro im Monat gekostet. Dank Initiativen der Apotheken und der Pharmaindustrie liege man inzwischen bei rund 60 Euro, die allerdings von den Kunden selbst zu tragen seien.

Blut Test Aids HIV

ORF

In Apotheken gibt es mittlerweile HIV-Selbsttests

Neudiagnosen bleiben auf niedrigem Niveau

In manchen Ländern gebe es jedoch Modelle, die eine Gratis-Abgabe etwa an Menschen, die bereits an sexuell übertragbaren Krankheiten leiden, vorsehe. Genannt wurden hier etwa Frankreich oder die Niederlande. Auch Schottland oder die US-Stadt San Francisco seien hier Vorreiter: „Ich glaube, da sollten wir eintreten in diesen Kanon“, sagte Wilhelm. Jedenfalls, so befand er, sollten die entsprechenden Begleituntersuchungen von der Krankenkasse übernommen werden.

Aktuell bleiben die Neudiagnosen - 2017 waren es 510 österreichweit, circa die Hälfte davon in Wien - bei HIV auf niedrigem Niveau stabil, wie Bernhard Benka von der Abteilung 4 (Übertragbare Erkrankungen, Krisenmanagement und Seuchenbekämpfung) im Gesundheitsministerium erläuterte. Der Großteil betrifft demnach nach wie vor schwule bzw. bisexuelle Männer. Insgesamt, so wird geschätzt, leben knapp 10.000 Menschen mit HIV bzw. Aids - wobei nicht die Infektion mit dem Virus, sondern nur die Aids-Erkrankung meldepflichtig ist.

Aids Hilfe kritisiert Ausgrenzung

Aids-Hilfe-Chef Wilhelm beklagte, dass die soziale Ausgrenzung von Personen mit HIV noch immer existiere - auch wenn hier bereits deutliche Fortschritte erzielt worden seien, wie er festhielt. So sei etwa das Outing von Conchita medial gut rezipiert worden. In den Sozialen Medien habe es aber sehr wohl Hasspostings dazu gegeben.

Wilhelm verwies auch auf jüngst durch die Aids Hilfe umgesetzte Maßnahmen wie etwa die Schulung von Apothekern zu den neuen Selbsttests. Auch eine HIV-Selbsttest-Helpline wurde eingerichtet. Von besonderer Bedeutung sei aber auch die Arbeit mit Jugendlichen, hieß es. Gefordert wird eine „emanzipatorische Sexualpädagogik“, die flächendeckend umgesetzt werden sollte, wie betont wurde.

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