TU öffnet Zentrum für Mikro- und Nanostrukturen

Dem Zentrum für Mikro- und Nanostrukturen (ZMNS) der Technischen Universität (TU) Wien steht ein neuer Standort für Hightech-Forschung zur Verfügung. Rund 22 Millionen Euro kostete der Umbau des Gußhauses in Wien-Wieden.

Sozusagen rund um die alte Kuppel des für den TU-Campus Gußhausstraße namensgebenden Gebäudes wurde in den vergangenen Jahren eine hochmoderne Forschungsinfrastruktur entwickelt. Herzstück des in Kooperation mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) entstandenen neuen ZMNS mit seinen insgesamt rund 5.100 Quadratmetern sind die sechs Reinräume mit einer Gesamtfläche von rund 390 Quadratmetern. Darin widmen sich bis zu 70 Wissenschafter der Erforschung und Entwicklung neuer, extrem fein strukturierter Materialen.

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Die Arbeit erfolgt teilweise in Reinräumen

„Spitzenforschung auf Weltniveau“

„Wir kaufen Halbleiter, lassen wieder Halbleiter darauf wachsen und beginnen sie dann für neue Bauelemente zu strukturieren. Das können optische, elektronische oder Mikrosystemtechnik-Bauelemente sein“, sagte Gottfried Strasser, Leiter des TU-Instituts für Festkörperelektronik und des ZMNS. Nach der Planung werden diese in den Reinräumen mit einem bunten Strauß an Hightech-Methoden hergestellt und untersucht.

Hier handle es sich um „fakultätsübergreifende Spitzenforschung auf Weltniveau. Einerseits wird an eigenen Projekten von der Grundlage bis zur Anwendung geforscht, es werden aber auch wesentliche Bauteile für andere Forschungsgruppen der TU Wien hergestellt“, so die Rektorin der TU Wien, Sabine Seidler.

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In manchen Räumen werden die Blau-Anteile des Lichts rausgefiltert

Arbeiten im Nanometerbereich

So können zum Beispiel Halbleiter gezielt auch nur mit einzelnen Atomlagen überzogen werden. Schicht für Schicht lassen sich neue Materialkombinationen aufbauen, in denen die Wissenschafter etwa einzelne Elektronen einsperren und gezielt bewegen können. So lassen sich „neue Transistoren oder Laser bauen“, so Strasser, dessen Team sich mit Quantenkaskadenlasern beschäftigt, die aus diesen maßgeschneiderten Schichten im Nanometerbereich bestehen und Laserlicht in verschiedenen Wellenlängen emittieren.

Mit Elektronenstrahlen werden überdies feinste Schaltkreise „gezeichnet“, die massiveren Ionenstrahlen erlauben es dort gezielt Löcher zu bohren. In einem eigenen Gelblicht-Raum befassen sich die Forscher mit der Feinstrukturierung sogenannter Fotolacke. Um diese nicht unbeabsichtigt zu belichten, werden dort alle Blau-Anteile des Lichts herausgefiltert. In ihrer Gesamtheit ermöglichen die neuen Laboratorien es nun, mehr Materialien und Materialkombinationen aufzubauen und zu analysieren, wie Strasser betonte. Man könne mit größerer Genauigkeit arbeiten und habe auch noch Platzreserven für weitere Anlagen.

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Das Gebäude steht unter Denkmalschutz

Denkmalgeschützte Bausubstanz

Eine besondere Herausforderung war es, die neue Infrastruktur mit ihren hohen technischen Anforderungen in die denkmalgeschützte Bausubstanz zu integrieren, sagte der Technik-Direktor des ZMNS, Werner Schrenk. Besonders greifbar wird das im neuen Veranstaltungssaal - dem historischen Kuppelraum -, wo Alt und Neu fließend ineinander übergehen.

Trotz der Herausforderungen, die Planung, Umsetzung und letztlich der Transport vieler Anlagen vom alten Standort in der Wiener Floragasse mit sich brachten, sprach vor allem die Innenstadtlage mit guter Anbindung an andere Standorte der TU für die nunmehrige Adresse. Die vorherige Anlage hatte nach 25 Jahren jedenfalls das „Ende ihrer Lebensdauer" erreicht“, so Schrenk.

Für Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ist das neue Zentrum auch ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung der TU, der in der neuen Leistungsvereinbarungsperiode für den Zeitraum 2019 bis 2021 ein Budgetplus von mehr als 15 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum davor zur Verfügung steht. Damit kann die Uni nun u.a. 30 neue Professuren einrichten, so der Minister.

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