Leopold Museum erwartet Besucherrekord

Zum ersten Mal in der Geschichte des Leopold Museums im MuseumsQuartier werden mehr als eine halbe Million Menschen in einem Jahr die Ausstellungen besichtigt haben. Stark gewachsen ist das heimische Interesse.

Immer mehr Besucher und Besucherinnen aus Wien, aber auch aus den Bundesländern kommen in das Leopold Museum. Gegenüber 13 Prozent im Vorjahr wuchs der Anteil an inländischen Besuchern heuer auf 31 Prozent an. Der Umsatz stieg um 1,5 Millionen Euro, ein Eigenfinanzierungsgrad von mehr als 60 Prozent wurde erreicht. Die kaufmännische Direktorin des Museums, Gabriele Langer, nannte zwei Gründe für den Erfolg: einerseits eben die höheren Besucherzahlen, andererseits den Ausbau der Sponsoringaktivitäten.

Leopoldmuseum im MuseumsQuartier

ORF.at/Sonja Ryzienski

So viele Besucher wie noch nie im Leopold Museum

„Es war das mit Abstand erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Hauses“, resümierte Direktor Hans-Peter Wipplinger. Die großen Zugpferde unter den Ausstellungen waren die „Wow“-Schau der Heidi Horten Sammlung sowie die großen Gedenkjahr-Beiträge zu Schiele und Klimt. Die Einnahmen wurden bereits reinvestiert. Das Museum wurde ein Monat geschlossen, um den Eingangsbereich, den Museumsshop und die Beleuchtung zu erneuern und ein digitales Leitsystem zu installieren.

Neue Dauerausstellung nach Rekordjahr

Etwa eine halbe Million Euro steckte das Museum zudem in Neuerwerbungen für die Sammlung. Dazu kommen noch Schenkungen etwa im selben Wert. Am Freitag, 7. Dezember, startet der Ausstellungsbetrieb wieder. 2019 wird man auf drei Ebenen die neue Dauerausstellung „Wien um 1900. Urquell der Moderne“ eröffnen. Diese auf vier bis fünf Jahre ausgelegte Schau möchte das Phänomen der Wiener Jahrhundertwende in einem breiteren Rahmen betrachten.

Das „Radikale Aufeinandertreffen von Tradition und Innovation“ wird nicht nur in der Bildenden Kunst, sondern auch in Tanz, Architektur oder Psychologie, in Sprachphilosophie und Physik gezeigt. „Etwa 70 Prozent speist sich aus unserer eigenen Sammlung“, erklärte Wipplinger, als Leihgeber hat man etwa das (wegen Umbau geschlossene) Wien Museum, Akademie und Angewandte aber auch die Judaika-Sammlung von Ariel Muzicant gewinnen können.

Oskar Kokoschka, Das rote Ei, 1940/41 © National Gallery in Prague Foto: National Gallery in Prague, 2018

© Fondation Oskar Kokoschka/ Bildrecht, Wien, 2018

Oskar Kokoschka, Das rote Ei, 1940/41

Oskar Kokoschka von A bis Z

Den großen Abwesenden im 1918er-Gedenkreigen der Wiener Moderne, Oskar Kokoschka, würdigt das Haus 2019 umso umfassender: Den Ausnahmekünstler zeigt man ab 6. April als „Maler, Grafiker, Theatermacher, Lehrer, Dichter, Humanist, überzeugten Europäer, politischen Aktivisten, Womanizer, Sammler von Marienstatuen, Experte für die griechische Antike“ und vieles mehr.

Sein Frauenbild wird ebenso Thema sein wie sein Ruf als „Seelenaufschlitzer“ beim Porträtmalen. Einen starken Fokus - mit zum Teil seit Jahrzehnten nicht in Österreich gezeigten Exponaten - legt man auf die politische Seite des Künstlers.

Die Wiener Malerin Olga Wisinger-Florian

Auch die weiteren Personalen gruppieren sich rund um Moderne und Expressionismus: Edmund Kalb zeigt man im Grafischen Kabinett, im Tiefgeschoß wird es die erste umfassende Personale zur Wiener Malerin Olga Wisinger-Florian geben. Sie wird mit rund 70 Ölgemälden und Ausschnitten ihrer akribisch geführten Tagebücher präsentiert. Ende September eröffnet „Richard Gerstl. Inspiration und Vermächtnis“, die das schmale Werk des Künstlers - Rudolf Leopold akkumulierte mit 16 Werken die weltweit größte Sammlung - eingebettet in Vorläufer und Nachfolger bis heute zeigt.

Ferdinand Georg Waldmüller, Unterbrochene Wallfahrt ("Die kranke Pilgerin"), 1858

© Leopold Museum, Wien, Inv. 481

Ferdinand Georg Waldmüller, Unterbrochene Wallfahrt („Die kranke Pilgerin“), 1858

„Wege ins Freie“ und „Verborgene Schätze“

Mit dem Wiederbeginn nach den Sanierungsarbeiten werden auch zwei neue Ausstellungen eröffnet: Die fast ausschließlich aus der eigenen Sammlung bestückten „Wege ins Freie“ zeigen die Fülle von Landschaftsmalerei zwischen Waldmüller und Schindler, die in der Sammlung Leopold eine kunstgeschichtliche Eroberung der Landschaft als narratives und metaphysisches Element ab 1860 abbildet. Im Grafischen Kabinett werden einige „Verborgene Schätze“ der Sammlung ins Scheinwerferlicht gerückt, die aufgrund ihres Erhaltungszustands lange nicht ausgestellt werden konnten.

Link: