Ärztemangel: Ordination statt Pension

Im Jahr 2030 könnte es nur noch halb so viele Hausärzte geben wie zurzeit, prognostiziert die Ärztekammer. Darum dürfen praktische Ärzte jetzt auch über das Alter von 70 Jahren hinaus ihre Kassenordination weiterführen.

Obwohl die Bevölkerung stetig wächst, gibt es rund 90 Hausärzte mit Kassenvertrag weniger als noch vor etwa 15 Jahren. Seit längerem schon müssen Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag nicht mehr mit 70 in Pension gehen, sondern dürfen weiterarbeiten, weil sie gebraucht werden. Peter Watzke ist einer davon. Er ist 72 Jahre alt, seit 43 Jahren ordiniert er in seiner Praxis in der Donaustadt: „Ich mache das einfach gerne, es ist mein Leben sozusagen.“

Hausärzte Pension

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Peter Watzke hat seit 43 Jahren eine Ordination in der Donaustadt

PHC als Ziel der Stadt

Watzke ist nicht der einzige im Pensionsalter unter den praktischen Ärzten in Wien. Von den 741 mit Kassenvertrag sind 75 Ärztinnen und Ärzte über 65 Jahre alt. 31 sind älter als 70. Sie können jetzt um bis zu fünf Jahre verlängern und maximal bis 80 weitermachen. Nicht das beste Rezept, den Ärztemangel zu behandeln, sagte die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz: „Was wir glauben, das notwendig ist: Dass wir uns breiter aufstellen, die Pflege mit einbinden, dass wir Primärversorgungseinrichtungen (PHC) ausbauen und insbesondere für chronisch Kranke und ältere Menschen eine umfassende Versorgung haben. Da braucht es oft einen Arzt, aber noch viel öfter die Pflege.“

Das Paradebeispiel dafür sei die Primärversorgungspraxis Mariahilf. Vier Allgemeinmediziner sind gleichzeitig da. Zusätzliches medizinisches Personal ermöglicht Arbeitsteilung, sagte Wolfgang Mückstein, ärztlicher Leiter der Gruppenpraxis: „Wir haben drei mal 30 Stunden diplomierte Gesundheits- und Pflegekräfte bei uns angestellt, die eigentlich ausschließlich Tätigkeiten machen, die in kleineren Ordinationseinheiten der Arzt oder die Ärztin machen müssen.“ Die medizinische Fachassistentin Karin Fuhrmann präzisierte: „Ich darf auch Blutabnahmen machen, EKG schreiben und nach Anleitung des Arztes darf ich auch Wundversorgungen machen.“

Primärversorgungszentrum

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Zwei PHCs gibt es momentan in Wien

„Drei bis vier“ PHC in den Startlöchern

Noch ist das PHC Mariahilf eines von zwei Pilotprojekten, aber ein Ausbau ist in Sicht, erklärte die Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse Ingrid Reischl: „In den Startlöchern sind drei bis vier. Das sind bestehende Dreier-Gruppenpraxen, die eigentlich nur mehr Pflege dazu aufnehmen müssten - da könnten wir schon ganz sicher im nächsten Jahr starten.“

Ärzte, wie Peter Watzke werden also weiterhin gebraucht. Von den 35 Allgemeinmedizinern in Wien, die mit Ende des Jahres 70 sind, machen 28 weiter. Nur sieben gehen in Pension. Und von diesen sieben wurden laut Gebietskrankenkasse bereits ein Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin gefunden.

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