Seit 60 Jahren: Eine Schule für besondere Kinder

Nach den Ferien geht es auch für die Kinder der Hans Radl Schule in Währing wieder los. Ihre Schule ist eine von drei öffentlichen in Wien für körperbehinderte Kinder - mit einem besonderen Unterrichtsziel, und das seit 60 Jahren.

280 Kinder besuchen die Hans Radl Schule, in der es neben der Volksschule auch eine Neue Mittelschule (NMS) gibt. Auch wenn man es nicht allen ansieht, jedes Kind hier ist krank oder behindert: Epilepsie, Krebs, Diabetes, Muskelkrankheiten, Lähmungen oder Wahrnehmungsstörungen, angeboren oder erworben, auf alle Fälle lebensbestimmend.

Das oberste Ziel sei, „dass sie ihr Leben selbst gestalten und bestimmen können“, sagte die Volksschullehrerin Christine Piechl gegenüber „Wien heute“. Der Betreuungsbedarf ist sehr groß, viele Kinder können auf Grund ihrer Erkrankung kaum sprechen. Zum Unterrichtsalltag gehört hier auch Physiotherapie - einmal in der Woche für Kinder, die es benötigen.

„Es gibt immer wieder Notfälle“

Schüler und Schülerinnen, für die Aufsteigen nicht möglich ist, bleiben ihre gesamte Pflichtschulzeit in der Volksschule. „Rund 50 Prozent gehen in eine weiterführende Schule, ungefähr 40 Prozent gehen dann in eine Lehre“, sagte NMS-Direktorin Susanne Novacek.

Schule für körperbehinderte Kinder

In der Hans Radl Schule werden körperbehinderte Kinder auf ein selbständiges Leben vorbereitet. Zum Unterricht gehört auch Physiotherapie.

Manche müssen während des Unterrichts von mobilen Krankenschwestern oder ihren Eltern medizinisch versorgt werden, weil sie einen Dauerkatheter oder einen Luftröhrenschnitt haben. „Es gibt immer wieder Notfälle und am Ende bleibt oft gar nichts anderes übrig als die Rettung zu rufen“, so Novacek. Beide Direktorinnen wünschen sich deswegen eine dauernd anwesende medizinische Fachkraft.

Umbenennung vor 30 Jahren

Heuer feiert die Schule ihr 60-jähriges Bestehen. Eröffnet wurde sie im Oktober 1959. 1989 - zum 30-jährigen Jubiläum - wurde sie nach dem Volksschullehrer Hans Radl (1894-1973) benannt. Dem Namensgeber musste nach einer Verwundung im Ersten Weltkrieg ein Unterschenkel amputiert werden. Im Orthopädischen Spital in der Gassergasse, in dem er behandelt wurde, waren auch „krüppelhafte“ Kinder, wie man sie damals nannte, untergebracht. Radl nahm sich ihrer kurze Zeit nach seiner Genesung an und begann sie zu unterrichten.

Erste Schulen in den 20er Jahren

In den Zwanzigerjahren errichtete die Stadt Wien erste eigene Schulen für körperbehinderte Kinder bzw. für Kinder mit chronischen Erkrankungen.

Im Stadtschulrat legte er einen Plan vor, wie man seine Schülerinnen und Schüler für das Leben vorbereiten könnte. Sein Konzept wurde ab 1920 im Orthopädischen Spital umgesetzt. Dort war Radl zunächst Lehrer und ab 1923, nach dem Ausbau zu einer fünfklassigen Spitalschule, der erste Leiter. Radl sah die wichtigste Aufgabe der Fürsorge darin, die Kinder ganz oder wenigstens teilweise erwerbsfähig zu machen. Bis zu den 1950er Jahren wurden zwei weitere Schulen für körperbehinderte Kinder sowie Spitals- und Heimstättenschulen in Wien eingerichtet.

Richtungsweisendes Konzept anno 1959

Allerdings handelte es sich dabei um Schulgebäude, die kaum für die speziellen Ansprüche von körperbehinderten Kindern adaptiert waren. Das sollte sich 1959 mit der neuen Schule in Währing, der heutigen Hans Radl Schule, ändern.

Zum Zeitpunkt ihrer Gründung galt sie als eine soziopädagogische und architektonische Revolution im Schulbau. Das Schulgebäude wurde auf dem Grundstück des im Krieg schwer beschädigten Czartoryskischlössels in der Währinger Straße nach den Plänen von Architekt Viktor Adler errichtet - mit zweckmäßig angelegten Klassenzimmern und Tagräumen, einem eigenen Trakt für Unterwasser- und Bewegungstherapie, Aufzügen für Rollstuhlfahrer und Ärztezimmern.

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