Cannabisanbau: 21 Angeklagte vor Gericht

In Wien stehen seit Montag 21 Personen, ein Österreicher und 20 Serben, vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, mit eigenen Gärtnern insgesamt elf Cannabisplantagen in Wien und Niederösterreich betrieben zu haben.

Laut Anklage wurde dabei insgesamt eine Ernte von mehr als einer halben Tonne Marihuana eingefahren, wobei die hierarchisch strukturierte serbischstämmige Tätergruppe das Suchtgift in Ostösterreich in Verkehr setzte. 21 Personen haben sich in den kommenden Wochen - die Verhandlung ist bis zum 18. Februar anberaumt - im Großen Schwurgerichtssaal als Angeklagte zu verantworten.

Häuser extra umgebaut

Wie der Staatsanwalt darlegte, hatte die kriminelle Organisation mit gefälschten Ausweisen Häuser angemietet, die in weiterer Folge in großem Stil umgebaut wurden. Zwischenwände wurden eingerissen, Stromleitungen neu verlegt, Bewässerungssysteme installiert und Bedingungen geschaffen, die dem Gedeihen von Cannabispflanzen dienlich waren. Es wurden für jede Plantagen Gärtner an- und abgestellt, die gut bezahlt wurden - sie lukrierten bis zu 3.000 Euro monatlich. Wenn die Zeit reif war, kamen eigene Erntehelfer zum Einsatz. Es gab auch Elektriker, die sich um die Indoor-Plantagen zu kümmern hatten.

Drogenprozess gegen 21 Angeklagte

Die Strafverteidiger der Angeklagten sind sich einig: Eine halbe Tonne Marihuana kann es nicht gewesen sein. Der Staatsanwalt sieht das anders.

Die kriminelle Vereinigung hatte bzw. hat ihren Sitz in Serbien, wo die Hintermänner die Fäden zogen. Den Kriminellen auf die Spur kam das heimische Bundeskriminalamt dank Hinweisen serbischer Kollegen. Nach umfangreichen Ermittlungen - Observationen, Telefon- und Videoüberwachungen, Rufdatenrückerfassungen - wurden am 25. Mai 2018 in einer akkordierten Aktion in der Bundeshauptstadt und in mehreren größeren Ortschaften in Niederösterreich zahlreiche Hausdurchsuchungen und Festnahmen durchgeführt.

Chef soll 32-jähriger Serbe sein

Chef des Wiener Bandenzweigs soll ein 32-jähriger Serbe gewesen sein, der laut Anklage steten Kontakt zu den Hintermännern in Serbien hielt, die Plantagen in Österreich kontrollierte, den Verkauf des Marihuana organisierte und die Einnahmen kassierte. In der Wiener Wohnung des offiziell als beschäftigungslos Gemeldeten wurden bei seiner Festnahme 13.600 Euro Bargeld und eine teure Rolex-Uhr sichergestellt.

Der Mann bekannte sich vor einem Schöffensenat in einem geringen Umfang schuldig. „Er ist erst Ende 2017, Anfang 2018 in das Geschehen hineingeraten“, erklärte sein Verteidiger. Bei zwei Plantagen - einer in Gerasdorf, einer in der Esslinger Hauptstraße in Wien-Donaustadt - habe er seine Hände im Spiel gehabt: „Mit allen anderen hat er nichts zu tun.“ Selbst die 70 Kilogramm Marihuana, die er - folgt man der Anklage - damit zu verantworten hätte, wären weit zu hoch gegriffen, betonte der Anwalt. „Das Beweisverfahren wird ergeben, dass die Mengen drastisch zu reduzieren sind.“

Die inkriminierte Menge von rund 580 Kilogramm beruhe auf „Hochrechnungen“, wobei die Ermittler davon ausgegangen seien, dass ein Steckling 30 bis 40 Gramm abwirft. Das sei größenordnungsmäßig unhaltbar. Außerdem hätten Polizei und Staatsanwaltschaft eines nicht berücksichtigt: „Der wirkliche Feind des Hanfbauers ist die gemeine Blattlaus.“ Immer wieder hätte es schädlingsbedingte Ernteausfälle gegeben, meinte der Verteidiger.

Zwei Frauen mitangeklagt

Mitangeklagt sind in dem Verfahren auch zwei Frauen, wobei eine davon jede Tatbeteiligung leugnet. Wie ihr Rechtsvertreter erläuterte, habe die Beschuldigte „um acht Euro die Stunde Toiletten geputzt. Glauben Sie wirklich, sie hätte diesen Job gemacht, wenn sie bei einer Mafia-Bande ist?“ Die Frau habe lediglich mit einem Angeklagten eine außereheliche Affäre gehabt, deshalb habe man ihre DNA-Spur auf einer in einer Plantage beschlagnahmten Zahnbürste gefunden.

Auch die zweite Angeklagte behauptete, sie sei nur der Liebe wegen in einer Plantage gelandet. Dort habe sie für ihren Partner geputzt und gekocht, das Marihuana aber nicht angerührt.