45 geflüchtete Ärzte arbeiten wieder

Rund 200 Ärztinnen und Ärzte sind mit der Flüchtlingswelle 2015 nach Wien gekommen. Damit sie hier in ihrem Job arbeiten dürfen, muss ihr Studium anerkannt werden. 45 dürfen wieder in ihrem Job arbeiten.

Die Ärztekammer berechnete, dass bis 2030 in Wien bis zu 3.000 Ärztinnen und Ärzte fehlen sollen. Einige dieser Stellen könnten Geflüchtete übernehmen. Seit Mitte Oktober absolvieren im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Favoriten 18 geflüchtete Ärztinnen und Ärzte ein Arbeitstraining. Für Michaela Riegler-Keil, die ärztliche Leiterin im Spital, ist das ein wichtiger Schritt: „Es ist ganz entscheidend, denn es ist vor allem die sprachliche Barriere, die den Ärtzinnen und Ärzten Probleme bereiten. Da können wir einen wichtigen Beitrag leisten, ihnen einen guten Start in ihr wirkliches Berufsleben zu ermöglichen.“

Nostrifizierung Ärzte Flüchtlinge

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Mazen Aboud und Hala Gouryh flüchteten und arbeiten wieder als Ärzte

Langer Weg zurück

Einer davon ist Mazen Aboud. Er hat in Syrien als Urologe gearbeitet. Als Gastarzt in Wien entdeckte er seine Leidenschaft für die Akutgeriatrie, wie er im „Wien heute“-Interview erzählte: „Die alten Leute, die kommen zu uns als entweder akute Patienten oder zur Remobilisierung nach einem Sturz oder einer OP.“

Er floh 2014 vor dem Krieg in Syrien, in dem er als Notarzt arbeitete. Über Russland kam er nach Österreich, wo er den Weg der Nostrifizierung beschritt. Sprache lernen war für ihn ein wichtiger Schritt: „Alles hängt an der Sprache. Unser Beruf, der Arztberuf, ist ein kommunikativer Beruf. Der Arzt muss mit dem Patienten sprechen und die Untersuchungen erklären.“ Damit er wieder seinen Beruf ausüben darf, fehlt ihm noch eine Deutschprüfung.

Geflüchtete Ärzte

Mit der Flüchtlingswelle 2015 sind auch rund 200 Humanmediziner zu uns gekommen. Einigen wurde ihr Studium in Wien anerkannt.

Die hat Hala Gouryh schon geschafft. Die Kinderärztin aus Syrien ist nach drei Jahren Nostrifizierung nun fix beim Krankenanstaltenverbund (KAV) angestellt: „Das war eine große Chance für mich, dass ich als Gastärztin beim Kaiser-Franz-Josef-Spital tätig war. Das hat mir viel genützt. Ich habe viel gelernt.“ Seit Jänner arbeitet sie als Turnusärztin für Allgemeinmedizin.

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Mazen Aboud war Urologe, will jetzt aber in die Akutgeriatrie

Höhere Hürden bei Sprachfähigkeiten

Unterstützt werden die Flüchtlinge vom AMS Wien. Seit 2016 gibt es ein Beratungszentrum für Migrantinnen und Migranten mit medizinischer Ausbildung. 177 Humanmediziner der Flüchtlingswelle 2015 sind dort angenommen worden, sagte AMS-Wien-Chefin Petra Draxl: „61 haben es schon geschafft. Von diesen 61 brauchen jetzt noch 16 ihr entsprechendes Deutschzertifikat.“ Das Zertifikat sei auch die Hauptschwierigkeit für die geflüchteten Ärzte - und es wird bald noch schwieriger, denn ab April müssen sie das Niveau C2 beherrschen, statt wie bisher C1.

Europäische Sprachniveaus

Die europäischen Sprachniveaus wurden 2001 eingeführt. Studierende der Universität Wien müssen etwa Deutsch auf Niveau C1 beherrschen. C2 steht für „exzellente Kenntnisse der Sprache“.

Zufrieden ist Draxl mit der Verteilung in Österreich. Von den Ärztinnen und Ärzte, die bereits wieder arbeiten dürfen, hätten zwar viele in Wien angefangen. Aber 14 wären auch in die Bundesländer - etwa nach Oberösterreich, Tirol, Kärnten, ins Burgenland oder in die Steiermark - gegangen.

Den Spitäler bringen die Ärztinnen und Ärzte aus Syrien, dem Irak und Afghanistan große Vorteile, sagte die ärztliche Direktorin: „Die zu uns gekommenen Ärzte können uns sehr unterstützen, um vor allem die Kommunikation mit unseren arabischen Patienten zu fördern.“ Auch Hala Gouryh und Mazen Aboud wollen sich bald in die Reihe der wieder praktizierenden Mediziner einreihen. Während Gouryh nach ihrem Turnus wieder in die Kindermedizin möchte, hofft Aboud auf eine Anstellung an der Akutgeriatrie im Kaiser-Franz-Josef-Spital.

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