Christoph Chorherr: Bäckerei bei Nordbahnhof

Bei den Wiener Grünen wird sich am Mittwoch der Langzeitmandatar Christoph Chorherr mit einer Abschiedsrede aus dem Gemeinderat zurückziehen. In Zukunft will er Bio-Brot beim Nordbahnhofgelände backen.

Christoph Chorherr war fast 30 Jahre in der Wiener Kommunalpolitik und gilt als grünes Urgestein. 1991 ist Chorherr (58) für die Ökopartei in den Gemeinderat eingezogen - jetzt kehrt er diesem den Rücken. Er wird in der Sitzung am Mittwoch seine Abschiedsrede im Plenum halten.

Kooperation mit Holzofenbäckerei Gragger

„Irgendwann muss man loslassen“, konstatierte Chorherr im vergangenen Herbst in jenem Video, in dem er seinen Abschied aus der Politik verkündete - mehr dazu in Chorherr kündigt Rückzug an. Wobei: Ehrenamtlich werde er, falls man dies wünsche, der Partei erhalten bleiben, versprach er damals. Gleichzeitig verriet er, dass er sich künftig unter anderem dem Backen von Bio-Brot widmen wolle - und zwar in einer Holzofenbäckerei beim Norbahnhofgelände.

Christoph Chorherr

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Christoph Chorherr war fast 30 Jahre in der Wiener Kommunalpolitik tätig

Dazu habe er mit dem Chef der Wiener Holzofenbäckerei Gragger eine gemeinnützige GesmbH gegründet, sagt Chorherr im Interview mit „Wien heute“. „Erstens soll es hochwertiges Brot und Gebäck geben und zweitens wollen wir Menschen am zweiten Arbeitsmarkt, etwa über 50-Jährige, Flüchtlinge, jeder der arbeiten will, eine Möglichkeit zur Ausbildung bieten.“ Neben der Bäckerei soll es auch ein Café mit Bibliothek geben, wo tausende seiner Bücher untergebracht werden sollen.

Gebäude Chorherr Bäckerei

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Am Nordbahnhof-Gelände wird derzeit das Bäckereigebäude errichtet

Nachfolge für Chorherr-Sitz noch ungeklärt

Chorherr übte zahlreiche Funktionen bei den Grünen aus. In Wien fungierte er etwa als nicht amtsführender Stadtrat und als Klubobmann. Als Bundessprecher der Grünen musste er hingegen nach kurzer Zeit wieder den Hut nehmen.

In die Kritik geriet Chorherr, Sohn des inzwischen verstorbenen Ex-„Presse“-Chefredakteurs Thomas Chorherr, wegen Spenden von Immobilienunternehmen an seinen karitativen Verein s2arch. Unter anderem hatte es aus dem Umfeld von Heumarkt-Investor Michael Tojner Spenden für zwei Schulprojekte, die Chorherr in Afrika ins Leben gerufen hatte, gegeben - mehr dazu in Spenden-Causa: Chorherr tritt aus Verein zurück.

Sendungshinweis
„Wien heute“, 25.2. 2019,
19.00 Uhr, ORF2

Chorherr übte viele Jahre lang die Funktion des Planungssprechers aus - wobei er mit der SPÖ zuletzt die neue Bauordnung ausverhandelte, die einen verpflichtenden Anteil von geförderten Wohnungen bei Neubauprojekten vorsieht. Wer dem scheidenden Chorherr nachfolgt, ist noch offen. Die Grünen wollen erst am Freitag jene Person präsentieren, die den freiwerdenden Sitz im Stadtparlament einnimmt.