700.000 Euro für Kultur in Außenbezirke

Ein „Leseteppich“ für Kids, eine Wohnungstausch-Initiative oder ein Chorfestival: Wien will mehr Kultur in die Außenbezirke bringen und nimmt dafür 700.000 Euro in die Hand. Der Fokus liegt auf den Bezirken zehn bis 23.

„Die Stadtlabore sind ja keine Neuerfindung, sondern wir wollen Vorhandenes verstärken, größer und spürbarer machen“, verwies die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) auf „großartige Vereine“, die schon jetzt in den Bezirken verankert seien und gute Arbeit leisteten. Diese Akteure will man vernetzen, um Strukturen gemeinsam zu nutzen. Gleichzeitig gebe es eine Reihe von Institutionen, die im Zentrum ansässig seien und mehr an der Peripherie umsetzen wollten, um neues Publikum zu erreichen, versicherte Kaup-Hasler.

„Ich bin kein Bankomat“

Zwölf konkrete Pilotprojekte hat man nun also in Absprache mit den Bezirken und lokalen Kulturplayern auserkoren. 700.000 Euro stellt die Stadt dafür bereit, bei Erfolg soll es im kommenden Jahr eine Fortsetzung mit anderen Ideen geben. Dahinter steckt auch die Idee der Synergienschaffung - also dass etwa verschiedene Initiativen ihre technischen oder PR-Ressourcen gemeinsam nutzen. „Ich bin kein Bankomat“, zeigte sich Kaup-Hasler in Bezug auf Fördergelder realistisch.

Veronica Kaup-Hasler mit Michael Ludwig

ORF

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) präsentieren die „Stadtlabore“

24-Stunden-Wohnungstausch

Mit an Bord sind etwa das Architekturzentrum Wien (Az W), das ab September unter dem Motto „Willst du hier wohnen?“ zu einem 24-Stunden-Wohnungstausch in allen Bezirken einlädt, damit die Teilnehmer andere Lebensmodelle oder Biografien kennenlernen. Das Zoom Kindermuseum veranstaltet im Juni und Juli wiederum im 15. und 22. Bezirk eine Druckwerkstatt sowie Trickfilm-Workshops für Jugendliche. Im 21., 22. und 23. Bezirk plant das Institut für Jugendliteratur an vier Wochenenden im Mai und Juni wiederum einen „Leseteppich“ samt „Leseanimatoren“ in Parks und auf Spielplätzen.

Der Perkussionist Martin Gruber wiederum bespielt im September diverse Wiener Märkte, um mit dortigen Besuchern zu diskutieren. „Kultur im Speck“ schreibt sich zwischen Juni und Oktober das F23 (ehemalige Sarbfabrik Atzgersdorf) auf die Fahnen und präsentiert ein Chorfestival mit allen Chören Liesings sowie ein Wanderkino, eine Fotoausstellung und einen Designmarkt. In Gemeindebauten gleich mehrerer Bezirke will man die Bewohner u.a. durch Zeitzeugenprojekte oder „soziale Inszenierungen“ wieder näher zusammenbringen. Und unter anderem in Favoriten oder im Karl-Marx-Hof vermitteln ab Oktober die Science Busters Wissenschaft auf niederschwelliger Basis („Heiß & Kalt“).

Erlaubnis zum Scheitern

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wünschte sich, dass es in den Labors „brodelt“. „Es soll summen und brummen“ und der Experimentiergedanke beinhalte auch die Erlaubnis zu scheitern. Hinsichtlich des Motivs für die Bestrebungen der Stadt, das Angebot Richtung Außengürtel-Bezirke zu fokussieren, meinte er, es sei durchaus nicht zuletzt eine soziale Frage, ob Kunst und Kultur in der ganzen Stadt zugänglich und verfügbar sei.