Kinder in Waschraum gesperrt? Ermittlungen

Aufregung in einem Kindergarten in Wien-Meidling: Zwei Pädagoginnen sollen Kinder in den Waschraum „geschickt“ oder „gesperrt“ haben, berichtete die „Presse“. Die zuständige MA11 leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Die Vorfälle sollen sich in einem vom Verein Kinder in Wien (KIWI) betreuten Betriebskindergarten im 12. Bezirk ereignet haben. Betroffen gewesen seien ein- bis sechsjährige Kinder aus acht Familien. Sechs davon hätten sich bei KIWI gemeldet, fünf hätten die angebotene psychologische Hilfe in Anspruch genommen, heißt es. In einem Fall soll es sich um ein 22 Monate altes Kind handeln.

Kindergarten von außen

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Die Räumlichkeiten, in denen die Vorfälle passiert sein sollen

Vorschulbub beobachtete Vorgehen

„Wir haben das nur erfahren, weil ein älterer Vorschulbub das beobachtet und zu Hause erzählt hat. Mein Kind spricht noch nicht, aber ich habe schon im Jänner gemerkt, dass es sich verändert hat. Es schläft nur noch bei Licht, schreit, wenn man die Klotür schließt, und hat seine Fröhlichkeit verloren", wurde die Mutter eines betroffenen Kindes in der „Presse“ zitiert, die vermutet, dass Vorfälle dieser Art öfter passiert sein könnten.

Kinder in Waschraum gesperrt

In Wien-Meidling sollen zwei Pädagoginnen Kinder in einen Waschraum geschickt und sogar gesperrt haben. Eines der Kinder soll erst 22 Monate alte gewesen sein.

KIWI bestätigt die Vorfälle. Laut Pädagoginnen soll die Tür dabei offen gewesen sein, aber auch das gehe nicht, heißt es. "Das ist ein pädagogisches Fehlverhalten, weshalb wir arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen haben“, sagte Thomas-Peter Siegl, Geschäftsführer des Kindergartenträgers. Die beiden dafür verantwortlichen Pädagoginnen seien entlassen worden.

Vater: „Situation wird verharmlost“

Für einen betroffenen Vater, dessen 4-jähriger Sohn ebenfalls den Kindergarten besuchte, vor zwei Wochen aber herausgenommen wurde, ist die Situation deshalb aber noch nicht gelöst. „Die Vorfälle werden von KIWI verharmlost“, sagte der Vater gegenüber ORF-Wien. Das Wegsperren sei seit Jahren immer wieder Praxis gewesen, die Tür sei dabei sehr wohl geschlossen gewesen, wie die Kinder berichtet hätten.

Kindergarten von außen

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Der KIWI-Kindergarten in Wien-Meidling

Zudem hätte es in dem betroffenen Kindergarten auch andere „Missstände“ gegeben: „Nachbarn haben sich über schreiende Betreuerinnen beschwert, Kindern wurde das Essen weggenommen, sie mussten den anderen zuschauen“, so der Vater, dem das die Kinder so erzählt hätten. „Die Kinder sind traumatisiert.“

Kein Personalmangel

KIWI-Geschäftsführer Siegl bleibt indes dabei, dass es sich um Einzelfälle gehandelt habe. „Es ist an dem Standort in einer Gruppe im Einzelfall so passiert, dass Kinder, wenn sie im emotionalen Zustand waren, von Pädagoginnen unbegleitet in den Waschraum geschickt worden sind. Das ist pädagogisch nicht korrekt und ist auch ein Verstoß gegen KIWI-Standards“, heißt ges gegenüber „Radio Wien“.

Dass Personalmangel schuld an der Situation gewesen sein könnte, schloss Kiwi aus. Der Standort sei für insgesamt 100 Kinder ausgelegt, derzeit liege die Zahl bei 90 Kindern, Personal sei aber für 100 da, hieß es.

Staatsanwaltschaft prüft

Die zuständige MA11 (Wiener Kinder- und Jugendhilfe) wurde von KIWI selbst über die Vorfälle informiert, derzeit wird ermittelt. Man sei dabei, das Personal, Eltern und Zeugen über die Vorkommnisse zu befragen, hieß es von MA11-Sprecherin Herta Staffa. Dabei gehe man der Frage nach, ob es sich um ein persönliches Fehlverhalten oder um ein strukturelles Problem handle. Anfang Mai sollen die Ermittlungen abgeschlossen sein und die Erkenntnisse in einen Maßnahmenkatalog für den Kindergartenbetreiber einfließen.

„Darüber hinaus wurde eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien weitergeleitet“, berichtet Staffa auf „Radio Wien.“ Es werde dort jetzt entschieden, ob es zu einem Verfahren komme oder nicht.

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