ÖBB fuhren 2018 mehr Umsatz ein

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im Jahr 2018 mehr Umsatz erzielt, aber weniger Gewinn gemacht. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Jahr davor um 2,2 Prozent auf 5,644 Mrd. Euro.

Das Konzernergebnis sank von 176,3 auf 150,9 Mio. Euro. Zum siebenten Mal in Folge konnten die ÖBB ein deutlich positives Ergebnis aufweisen, betonte ÖBB-Chef Andreas Matthä. Alle Teilkonzerne - Personenverkehr, Güterverkehr und Infrastruktur - haben einen positiven Jahresabschluss erzielt, wobei bei der Rail Cargo das Ergebnis unter den Erwartungen blieb.

Arnold Schiefer - Vorstand Finanzen, Andreas Matthä - ÖBB Vorstandsvorsitzender anl. einer Bilanz-PK der ÖBB "Jahresergebnis 2018"

APA/Hans Punz

Finanzchef Arnold Schiefer und Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä

261 Millionen Fahrgäste

Bei den Fahrgästen freuten sich die ÖBB über einen neuen Rekord: Mehr als eine Viertelmilliarde Fahrgäste wurden auf der Schiene befördert, exakt 261 Millionen. Gemeinsam mit den 213 Millionen Postbus-Passagieren waren insgesamt 474 Millionen Menschen mit den ÖBB unterwegs.

Die ÖBB stehen in einem ständigen Wettbewerb mit Billigfluglinien und Fernbussen, bei deren Preisen die Bahn nicht mithalten könne, sagte Matthä bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag: „Es wird hier zu einem Umdenken kommen müssen. Man muss hier fair auch die Umweltbelastung mit einpreisen.“ Derzeit gebe es eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Luftfahrt und der Straße.

Anders als beim Schienenpersonenverkehr - der um sechs Prozent wuchs - ist die Lage im Schienengüterverkehr, der innerhalb Österreichs schrumpfte. Der Anteil des Bahngüterverkehrs sank erstmals unter 30 Prozent - für ÖBB-Chef Andreas Matthä ein Alarmsignal.

Statt einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene ging es im Vorjahr in umgekehrter Richtung: Im Jahr 2018 sank die Schienentransportleistung in Österreich um 2,6 Prozent, während der Straßengüterverkehr um 5,5 Prozent zulegte. Im Inland sanken die transportierten Nettotonnen um fünf Prozent zum Vorjahr auf 79 Millionen, während sie im Ausland um vier Prozent auf 75 Mio. stiegen.

Güterverkehr „hoch preissensitiv“

Die Gründe für den Rückgang auf der Schiene im Inland sieht Matthä in deutlichen Kostensteigerungen, wo sich höhere Energiekosten, Trassengebühren und ein höherer KV-Abschluss niedergeschlagen hätten. Der Güterverkehr sei „hoch preissensitiv“. Auch das erste Quartal 2019 verlief schwach, allerdings spielte da auch die Schnee- und Wettersituation eine Rolle. Gegensteuern wollen die Bundesbahnen mit dem „Transformationsprogramm Nordstern“, wodurch die Kosten durchleuchtet und gesenkt werden sowie die gesamte Logistikkette analysiert werden soll.

„Wir brauchen mehr Güterverkehr in Europa“, sagte Matthä. Der ÖBB-Chef verwies auf Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Bahn, die die Straße und die Luftfahrt begünstigen. Beim Personenverkehr zeige sich das im Wettbewerb mit Billigfliegern und Fernbussen, wo die Bahn preislich nicht mithalten könne. Dies gehe aber zu Lasten der Umwelt. „Es ist ein europäischer Konsens notwendig, dass die Bepreisung von CO2 nach oben gehen muss“, sagte Matthä. „Wenn wir mit 100 Prozent erneuerbarere Energie unterwegs sind, ist das ein enormer Wettbewerbsvorteil, aber den sehen wir derzeit noch nicht“.

Neue Doppelstockwaggons

Die Investitionen in allen Teilkonzernen sind von 2,503 Mrd. Euro auf 2,591 Mrd. Euro im Jahr 2018 gestiegen. Auch heuer soll weiter kräftig investiert werden. Allerdings will die Staatsbahn nicht - wie der Konkurrent Westbahn - Züge in China einkaufen. „Bei Zügen und Infrastruktur geht’s mir darum, die Wertschöpfung in Österreich bzw. in Europa zu halten“, stellte Matthä klar. Da die Steuerzahler die Züge refinanzieren, sei es wichtig, dass diese auch in Europa produziert werden. Derzeit muss bei Ausschreibungen der ÖBB die Wertschöpfung zu mindestens 50 Prozent in Europa stattfinden, der Bahn-Chef wünscht sich hier 80 Prozent.

Die Investitionen fließen - neben den großen Infrastrukturvorhaben wie Semmering-, Koralm- und Brennerbasistunnel - auch in neues Zugmaterial. Die ÖBB wollen u.a. neue Doppelstockwaggons für den Nahverkehr im Wiener Raum anschaffen, neue Nachtzüge, neue Railjet-Garnituren für den Brennerverkehr und neue Talent 3-Triebzüge in den Bundesländern. Damit wird den wachsenden Fahrgastzahlen entsprochen.

Generationenwechsel „voll im Gang“

Zum Bilanzstichtag per Ende 2018 waren bei den ÖBB (inklusive Lehrlingen) 43.411 Personen beschäftigt, im Jahr davor waren es 42.850. Da das Durchschnittsalter der Beschäftigten bei über 46 Jahren liege suchen die Bundesbahnen tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erläuterte Finanzvorstand Arnold Schiefer. „Der Generationenwechsel kommt voll in Gang“. In Pension gehe der durchschnittliche ÖBB-Beschäftigte heute mit fast 61 Jahren. Auch mit dem Thema Personalfluktuation müsse man sich erstmals beschäftigen. Die frühere „Lebensentscheidung“ für den Eisenbahnerberuf gebe es heute nicht mehr.

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