Lehrergewerkschaft lehnt Probezeit ab

Nach den handgreiflichen Konflikten an einer Wiener HTL wünscht sich Bildungsdirektor Heinrich Himmer drei Monate Probezeit für Junglehrer. Die Lehrergewerkschaft hält das allerdings für eine glatte Themenverfehlung.

Vier Schüler fliegen von der Schule, auch ein Lehrer kehrt nicht mehr zurück an die HTL in Ottakring. Die Handgreiflichkeiten - dokumentiert auf einem Video, das tagelang im Netz kursierte - haben für die direkt Betroffenen Konsequenzen, wurde am Dienstag bekannt. Und sie könnten auch weiter reichende Konsequenzen haben. So soll verpflichtend in den befristeten Dienstverträgen für Lehrerinnen und Lehrer im ersten Jahr eine dreimonatige Probezeit festgeschrieben werden. Diese soll leicht kündbar sein, wie Himmer sagte - mehr dazu in Streit an HTL: Vier Schüler ausgeschlossen.

Schüler müssen HTL Ottakring verlassen

Nach der „Spuck-Affäre“ an der HTL Ottakring müssen vier Schüler und ein Lehrer die Schule verlassen.

Personalvertreter: „Haben bereits eine Probezeit“

Mit der Lehrergewerkschaft wollte Himmer nun verhandeln, wie er am Dienstag ankündigte. Von ihrer Seite kam am Mittwoch bereits ein deutliches Nein. Thomas Krebs, Wiens oberster Personalvertreter der Pflichtschullehrer, erfuhr laut eigenen Angaben aus den Medien von den Plänen. „Ich lehne den Plan entschieden ab. Wir haben bereits eine Probezeit, denn die Verträge, die ausgegeben werden, sind zu Beginn immer befristete Verträge“, sagte er Mittwochfrüh gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.

„Lehrer brauchen mehr Unterstützung“

Unverständnis auch bei Paul Kimberger, dem Vorsitzenden der Pflichtschullehrergewerkschaft: „Dieses Ablenkungsmanöver von Himmer ist für mich die Skurrilität schlechthin und absolut inakzeptabel.“ Mit Herbst starte ohnehin die neue Induktionsphase, bei der Neueinsteiger von Mentoren begleitet werden.

Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer

ORF

Himmers Vorstoß sorgt für Empörung bei den Lehrerpersonalvertretung

Wer da nicht entsprechend beurteilt werde, bekomme auch keine Unterrichtserlaubnis, so Kimberger gegenüber Ö1. Kimberger spricht von einer Themenverfehlung, stattdessen würden die Lehrerinnen und Lehrer mehr Unterstützung brauchen, etwa bei der Gewaltprävention.

Lob von NEOS, Kritik von ÖVP und FPÖ

Für NEOS sind die geplante dreimonatige Probezeit und schnellere Kündigungsmöglichkeiten für Lehrer mit befristetem Vertrag im ersten Dienstjahr „längst überfällig“. Für die Wiener ÖVP ist es unterdessen „skandalös“, dass der Untersuchungsbericht zu den Vorfällen an der HTL Ottakring nicht zur Gänze veröffentlicht werden soll. Die FPÖ fordert Maßnahmen gegen gewalttätige Schüler.

Neben mehr Möglichkeiten, sich von ungeeigneten Lehrern zu trennen, fordert NEOS auch eine unabhängige und weisungsfreie Mobbing-Meldestelle, mehr Sozialarbeiter und Psychologen an den Schulen sowie Coaching und Supervision für Lehrer und von der Schulgemeinschaft gewählte, parteiunabhängige Schulleiter.

FPÖ will „Besserungszentren“

Für die Wiener ÖVP haben sowohl der Schulleiter als auch die Bildungsdirektion „auf voller Länge versagt“, noch immer fehle an den Wiener Schulen ein funktionierendes Krisenmanagement. Die Partei fordert eine unabhängige Lehrerhotline sowie eine umfassende Studie zu Gewalt an Wiener Schulen und flächendeckende Anti-Gewalt-Programme für Schülerinnen und Schüler.

Die Wiener FPÖ kritisierte indes, dass sich alle von Himmer präsentierten Maßnahmen gegen Lehrer und keine einzige gegen gewalttätige Schüler richten würden. Es brauche „Besserungszentren für gewalttätige Pflichtschüler abseits der öffentlichen Regelschule“.