AK fordert leistbares Wohnen

Die Arbeiterkammer fordert nach einer Analyse der Mietpreise Änderungen im Mietrechtsgesetz. Wohnen müsse leistbar sein, hieß es am Mittwoch bei der Präsentation der Untersuchung. Besonders stark gestiegen seien private Hauptmieten in Wien.

„Fürs Wohnen müssen die Mieter immer tiefer ins Geldbörsel greifen. Das ist vor allem für junge Menschen und Familien sehr schmerzhaft“, so Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer (AK). Sie beruft sich dabei auf eine Analyse der Mikrozensus-Daten der Statistik Austria von 2000 bis 2010.

Junge Menschen und Familien zahlen demnach 43 Prozent ihres monatlichen Haushalts-Nettoeinkommens nur für die Miete, wenn sie in den vergangenen fünf bis sechs Jahren eine private Altbauwohnung in Wien gemietet haben.

Plus 67 Prozent bei privaten Altbauwohnungen

1,6 Mio. Haushalte in Österreich befinden sich derzeit in Mietwohnungen, in Wien sind es mit rund 640.000 rund drei Viertel aller Haushalte. Der Anstieg der Mieten mit 37,4 Prozent liegt in Wien deutlich über der Inflationsrate und den Löhnen und Gehältern, aber auch über dem Österreich-Durchschnitt.

Als besonders dramatisch bezeichnet die AK die Mietensteigerung um 48,5 Prozent bei Wohnungen in vor 1945 errichteten Gebäuden, also in Altbauwohnungen. Real ist dies laut AK ein Anstieg von 4,12 auf 6,12 Euro pro Quadratmeter in den Jahren zwischen 2000 und 2010. Besonders schlimm sei der Anstieg der reinen Hauptmietpreise bei den privat vergebenen Altbauwohnungen in Wien mit einem Plus von 67 Prozent.

Altbauwohnung

dpa/Frank Leonhardt

Wohnen in Altbauwohnungen besonders teuer

Reform des Mietrechtsgesetzes

Als Reaktion forderte die AK nun echte Entlastungen für die Mieterinnen und Mieter. Möglich machen soll das eine Reform des Mietrechtsgesetzes. Dafür sei unter anderem das Richtwertmietzinssystem mit seinen verschiedenen Zu- und Abschlägen zu ändern. Der undurchschaubare Dschungel an Zu- und Abschlägen müsse beseitigt werden, ebenso wie der Lagezuschlag. Die Miete für eine Wohnung soll nicht erhöht werden können, nur weil sie in der Nähe einer U-Bahn liegt. Zudem sollten die Zuschläge zum Richtwert generell auf höchstens 20 Prozent des Richtwertes begrenzt werden.

Weniger Befristungen gefordert

Die AK sprach sich auch dagegen aus, dass ein Großteil der Mietverträge in Wien befristet vergeben wird. Diese würden für Mieter Unsicherheit, weniger Mieterschutz und Kosten, zum Beispiel durch Übersiedlungen, bringen. Wie in Deutschland solle hier das Mietrechtsgesetz dahingehend geändert werden, dass Befristungen des Mietverhältnisses vom Vermieter glaubwürdig begründet werden müssten. Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn der Vermieter die Wohnung nach fünf Jahren für persönliche Zwecke wieder benötigt.

Zgubic forderte, die im April anstehende Erhöhung der Richtwertmieten auszusetzen. Mieten sollten künftig nur alle fünf Jahre mit der Hälfte der Inflationsrate angepasst werden.

Auch Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) forderte als Reaktion ein Bundesgesetz, um die Richtwertmieten transparenter zu machen. Die Zuschläge zu den Richtwertmieten sollten zudem begrenzt werden. Die derzeit geltende Rechtslage führe dazu, dass immer weniger Mietverhältnisse in den Vollanwendungsbereich des Mietrechtgesetzt fallen, so Ludwig. Dadurch würden immer mehr Wohnungen dem Schutzbereich des Mietrechtsgesetz ganz oder teilweise entzogen.

Für Verband „undifferenzierte Panikmache“

Der Österreichische Verband der Immobilientreuhänder (ÖVI) bezeichnete die Arbeiterkammer-Studie dagegen als „undifferenzierte Panikmache“. Bei aufrechten Mietverträgen könne der der Hauptmietzins nur im Ausmaß der Wertsicherung steigen, da in bestehende Verträge nicht eingegriffen werden könne.

40 Prozent der Altbaumieten seien „Altmietverträge“ von vor 1994 mit durchschnittlichen Hauptmietzinsen von zwei bis drei Euro pro Quadratmeter, „dass bei Neuverträgen im Altbaubereich die Mieten insbesondere über einen längeren Zeitraum betrachtet, teurer werden, ist logisch und nachvollziehbar“, so ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel.

Makler: Mieten dürften weiter steigen

Mit einem weiteren Anstieg der Mieten rechnen unterdessen die Makler auch in diesem Jahr, wie zuletzt eine Blitzumfrage unter 200 Wiener Immobilienmaklern ergab - mehr dazu in Umfrage: Mieten steigen weiter.

Für ein einheitliches Mietrecht sprach sich zuletzt der Verband der Immoblientreuhänder aus. Ein neuer Katalog für Betriebskosten wird gefordert, mit einer Erhaltungspflicht des Vermieters hätte der Verband „kein Problem“ - mehr dazu in Wohnungsbesitzer wollen neues Mietrecht.

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